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Massenentlassungen bei Ford

Daniel Scheschkewitz, Washington DC23. Januar 2006

Der US-Autokonzern Ford hat beschlossen, bis zu 30.000 Mitarbeiter zu entlassen - ein Viertel der Belegschaft. Der Konzern glaubt, dadurch sein Geschäft wieder zu beleben.

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Das Hauptquartier in Dearborn, MichiganBild: AP

In Detroit kam am Montag (23.1.2006) für die Angestellten des zweitgrößten amerikanischen Automobilkonzerns der Moment der bitteren Wahrheit. Ford, gebeutelt von Umsatzverlusten im Autosektor in Milliardenhöhe, verkündete die Schließung zahlreicher Werke in den USA und die Entlassung von bis zu 30.000 Arbeitern bis 2012. Dem jahrzehntelang in Amerika führenden Autokonzern machen vor allem die fallenden Verkaufszahlen und die rapide steigenden Gesundheitskosten bei seinen Angestellten zu schaffen.

Schlimmer als erwartet

Das Ausmaß der Entlassungen übertraf sogar die schlimmsten Befürchtungen. Sieben Werke auf dem nordamerikanischen Kontinent sollen schon 2006 geschlossen werden, sieben weitere sollen in den nächsten Jahren folgen. "Der Weg nach vorne enthält einige bittere Pillen für unser Geschäft in Nordamerika", sagte Konzernchef Bill Ford bei der Vorstellung des Sanierungsprogramms. "Aber der Plan enthält auch die Visionen und den strategischen Plan, um unser Automobilgeschäft wieder zu beleben."

Wie auch Konkurrent General Motors leidet Ford seit Jahren an der Krise in der Automobilindustrie. Im zurückliegenden Jahr verzeichnete Ford in Nordamerika mit seiner Automobilbranche Verluste in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar bei nun schon seit zehn Jahren stetig fallenden Marktanteilen. Während Ford im Jahr 1990 noch 24 Prozent des US-Markts beherrschte, waren es im vergangenen Jahr nur noch 17,4 Prozent. Und zum ersten mal in 19 Jahren verfügte nicht mehr Ford, sondern General Motors mit einem Chevrolet über das meist verkaufte Auto in den USA.

Steigende Kosten, geringe Auslastung

Zu schaffen machen Ford neben der steigenden Konkurrenz aus Fernost vor allem die gestiegenen Benzinpreise, steigende Materialkosten, hohe Löhne und die teuren Gesundheitspläne seiner derzeit noch über 120.000 Mitarbeiter. Während die Ford-Autowerke nur zu knapp 80 Prozent ausgelastet sind, arbeitet der Konkurrent Toyota mit einer Auslastung von 100 Prozent.

Gewinne erwirtschaftet der im Jahr 1903 von Henry Ford gegründete Traditionskonzern inzwischen nicht mehr mit Autos, sondern mit seinen Finanzdienstleistungen. Ford wird auch die Produktion ganzer Autotypen einstellen, darunter den Freestar Minivan. In Zukunft will man kleinere und treibstoffsparendere Autos bauen.

Vergebliche Rettungsversuche

Zahlreiche US-Bundesstaaten, in denen von der Schließung betroffene Ford-Werke liegen, hatten dem Autokonzern in den vergangenen Wochen und Monaten Steuersenkungen angeboten, in einem letzten Bemühen die Arbeitsplätze in den häufig strukturschwachen Gegenden der Vereinigten Staaten doch noch zu retten. Vergebens. Jetzt sollen von Minnessota im Norden bis Cuatitlan jenseits der Grenze in Mexiko insgesamt 14 Werke geschlossen werden. Auch in Kanada wird ein Ford-Werk komplett geschlossen, in einem anderen wurde Kurzarbeit eingeführt.

Nicht in Europa

Im Unterschied zu den amerikanischen Werken sind die Ford-Niederlassungen in Europa und Asien profitabel. In China konnte Ford sogar Absatzsteigerungen in Höhe von 46 Prozent verzeichnen.

Ford hofft mit seinem Sanierungsprogramm den Gang in bessere Zeiten anzutreten. Branchenexperten bezweifeln jedoch, dass die jetzt beschlossene Umstrukturierung ausreichen wird. John Murphy vom Bankhaus Merryl Lynch meint, dass Programm sei bestenfalls ein erster Schritt: "Der Plan ist nicht so agressiv, das aus Ford in den nächsten Jahren ein profitables Unternehmen werden dürfte." Ford selbst plant mit seiner Automobilbranche in den USA im Jahr 2008 wieder profitabel zu sein.