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Ganz oben auf der Liste der Dresdner Touristen-Attraktionen steht für viele Besucher neben Zwinger, Frauenkirche und Gemäldegalerie eine Käsetheke: die historische "Dresdner Molkerei" der Gebrüder Pfund in der Neustadt.

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Ein Muss für Dresden-BesucherBild: ZB - Fotoreport
Molkerei Pfund
Außenansicht der Dresdner Molkerei Gebrüder PfundBild: dpa

Das Interieur dieses Geschäfts ist eine Attraktion: Alle Wände, der Fußboden und die Decke sind mit tausenden farbigen Fliesen belegt. Pfunds Molkerei mit dem "schönsten Milchladen der Welt", so lautet die Eintragung im Guinness-Buch der Rekorde, gibt es seit 125 Jahren.

Dutzende von Engeln und Putten, spielende Kinder, allerlei Getier und Blumen - eine schwelgende Szenerie ist auf den handbemalten Fliesen gestaltet, verteilt auf 247,90 Quadratmetern. Die farbenfrohen Motive als Wandschmuck sind Delfter Motiven nachempfunden.

Zauberhafte Welt

"Bis zu 1000 Besucher kommen am Tag. Sie tauchen ein in eine andere Welt und lassen sich verzaubern", sagt Geschäftsführer Frank Zabel. An der etwa vier Meter langen Käsetheke können sie wie früher Käse und Milch kaufen. Original sind auch die riesigen Eisschränke an der Rückfront - heute verbergen sich hinter den Türen jedoch moderne Kühlgeräte.

1879 kam Firmengründer Paul Gustav Leander Pfund mit Frau, sechs Kühen und Schweinen aus dem Dorf Reinholdshain nach Dresden und wollte die Stadt mit Milch versorgen. Später stieg Bruder Friedrich mit ein. Pfund entwickelte neue Produkte und Verfahren, kümmerte sich um Hygiene, erschloss neue Märkte. Als erster in Deutschland stellte Pfund "Condensirte Milch" her. 1900 wurde hier die Pasteurisierung eingeführt.

Das Geschäft überstand alles

Die Pfundsche Molkerei war ein florierendes Unternehmen: mit mehreren Filialen, eigener Krankenkasse, Dienstwohnungen, Bad und Kindergarten. Nach dem Tod des Gründervaters 1923 wurde die Firma von den Nachkommen weitergeführt. Wie durch ein Wunder gab es keine Kriegsschäden.

Auch den Sozialismus überstand das Geschäft, das 1972 verstaatlicht wurde. Zu DDR-Zeiten wurde weiter Käse - wenn auch nur drei Sorten - Kindernahrung und Milch verkauft. "Die geplante Zerstörung des historischen Wandschmucks zu Gunsten von Plastikpaneelen konnte rechtzeitig verhindert werden", sagt Geschäftsführer Zabel.

Neuer alter Glanz

Molkerei Pfund
Kunstvolle handbemalte Fliesen zieren den MilchladenBild: dpa

Mit der Wende 1989 war zunächst Schluss: Das Geschäft versank in einen Dornröschenschlaf. Mit der Rückübertragung an einen Urenkel und der erneuten Gründung der Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund GmbH begann das einstige Schmuckstück wieder in altem Glanz zu erstrahlen. "Fünf Prozent der Fliesen mussten erneuert werden", sagt Zabel. Die übrigen konnten restauriert werden.

1995 eröffnete der Laden wieder. 120 Sorten Käse und Milch sind heute im Angebot. Daneben werden Kopien von Fliesen und historischen Molkereischildern als Souvenirs verkauft. Im Obergeschoss des Hauses lädt ein Restaurant ein. Das Geschäft ist so beliebt, das sich an manchen Tagen Touristenbusse vor dem Geschäft stauen. (dpa)