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Botschafter für den Sport - Walter Eschweiler

Sonja Lindenberg19. Dezember 2005

Walter Eschweiler war einst der populärste deutsche Schiedsrichter. Der Ex-Schiri hat aber auch den Rang eines Konsuls, als Sportdiplomat arbeitet er beim Auswärtigen Amt - er ist Kontaktmann und Organisator.

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Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter und jetzige Sportdiplomat Walter EschweilerBild: dpa - Sportreport

256 Bundesliga-Spiele hat Walter Eschweiler als Schiedsrichter gepfiffen und auch bei zahlreichen Länder- und Europacup-Spielen war er Schiri. Inzwischen ist er als Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes zuständig für alle großen Sportereignisse in der Welt: Olympische Spiele, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften, Paralympics und auch für die Special Olympics - der Veranstaltung für geistig behinderte Menschen. Im Rang eines Konsuls arbeitet er im Referat für Internationale Sportbeziehungen. Seine Aufgabe: Menschen aus Politik und Sport miteinander bekannt zu machen und für den reibungslosen Ablauf von großen Events, Auslandsreisen oder Sportler-Transfers zu sorgen.

Weltweit bekannt wurde er durch seine unfreiwillige Rolle rückwärts bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982. Während der Begegnung Italien-Peru (1:1) wurde er vom Peruaner Velásquez versehentlich umgerannt. Eschweiler purzelte über den Rasen, Pfeife und Karten wirbelten durch die Luft. Seiner Karriere hat das aber nicht geschadet. Im Gegenteil, heute ist er froh über seine Kontakte aus der Schiri-Zeit und kann sie für seinen Diplomaten-Job nutzen. Eschweiler: "Meine aktive Tätigkeit ist natürlich weltweit - in der politischen und der sportlichen Welt - ein großer Türöffner."

Diplomat löst Sportler-Sorgen

Walter Eschweiler am Boden
Am Boden sitzend wischt sich Eschweiler das Blut von den Lippen - kurz zuvor wurde er von dem Peruaner Velásquez umgeranntBild: dpa - Bildarchiv

Dabei arbeitet der Konsul zusammen mit den ganz großen Verbänden, wie dem Deutschen Fußballbund oder dem Nationalen Olympischen Komitee - er ist der Organisator. "Wenn Franz Beckenbauer zum Beispiel zum Papst will, dann kann man ja nicht einfach beim Papst schellen: Hallo, ich bin da. Das bedarf ja der Vorbereitung, dass das auch alles klappt", sagt Eschweiler.

Dabei ist er in seinem Amt nicht nur für die bekannten Sportereignisse zuständig, sondern auch für die Sorgen aller Sportler: Verliert ein Sportler seinen Pass oder hat eine Handballmannschaft Probleme mit ihren Visa, versucht er das Problem gemeinsam mit Botschaft und dem zuständigen Verband zu lösen. Oft wenden sich auch die Fußballklubs der Bundesliga an den Diplomaten, wenn es um die Visa bei der Verpflichtung ausländischer Spieler geht.

Langjährige politische Erfahrung

Der ehemalige FIFA-Schiri ist bereits seit 1958 für das Auswärtige Amt tätig - zuerst im humanitären Bereich, dann im Protokoll für Staatsbesuche. "Ich war immer einer der Schiedsrichter, der nachweislich eine auf Erwerb gerichtete Tätigkeit hatte." Früher wie heute habe ihm das sehr viel Freude bereitet, sagt Eschweiler. Seit 1986 betreut er nun Sportler und Verbände - den Job hat ihm Hans-Dietrich Genscher angeboten. Der hat gesagt: "Da haben wir einen Vogel, der kennt die dienstliche und die sportliche Seite", zitiert Eschweiler den ehemaligen Außenminister. Seitdem ist er auch mit Politikern unterwegs und begleitet Bundes- und Landespolitiker zu Sportevents und politischen Veranstaltungen.

Sein Terminkalender fürs nächste Jahr ist auch schon wieder proppevoll: Im Februar ist er bei der Winterolympiade in Turin dabei, im März stehen die Paralympics an. Dann muss er sich um die Fußball-Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz kümmern. Auch die nächsten Olympischen Spiele 2008 in China plant er bereits, denn neben den "eigentlichen" Spielen stehen hier 2007 schon die Special Olympics an und anschließend die Paralympics. "Da gibt es hunderttausend Kleinigkeiten zu organisieren", weiß der Sportdiplomat.

An seinen Ruhestand denkt Eschweiler noch lange nicht. "Der vorolympische Astralkörper ist noch topfit", sagt er. Und auch als Schiedsrichter ist er immer noch gefragt - für Prominentenspiele. Etwa 20 Mal im Jahr greift er noch zur Pfeife. Manchmal ist er aber auch im Auswärtigen Amt der Schiedsrichter: "Ich hab oben links in der Brusttasche - symbolisch und aus Spaß - immer eine gelbe und eine rote Karte. Hier und da, wenn es ganz kritisch wird, da zupf ich ein ganz klein wenig an der Gelben. Dann sagen schon alle: Ja ja, wir machen das ja schon."