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Stanley "Tookie" Williams mit Giftspritze hingerichtet

13. Dezember 2005

Der Fall des zum Tode verurteilten Ex-Bandenchefs Stanley "Tookie" Williams hatte in den USA für eine heftige Debatte über die Todesstrafe gesorgt. Geholfen hat es ihm nicht. Auch nicht prominente Fürsprache.

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Stanley "Tookie" Williams (Archivfoto, 25. April 2000)Bild: AP

Stanley "Tookie" Williams starb am Dienstag (13.12.2005) eine Minute nach Mitternacht (Ortszeit) per Giftspritze. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hatte sich bis zuletzt für die Hinrichtung des "kaltblütigen Killers" stark gemacht. Seine Anwälte scheiterten wiederholt mit Versuchen vor Gericht, mit Verweis auf "schlampige gerichtsmedizinische Arbeit" bei den seinerzeitigen Ermittlungen einen neuen Prozess durchzusetzen. Die Entscheidung der Richter, keine Gnade walten zu lassen, wurde am späten Montagabend (12.12, Ortszeit) ohne Begründung bekannt gegeben.

Vorbild Reagan

Zuvor hatte bereits der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger es abgelehnt, die Hinrichtung zu stoppen. Er habe nach gründlichem Studium des Falls keine Gründe für einen Aufschub gefunden. Solange sich Williams nicht für die Morde entschuldige, könne es auch keine Gnade geben. In Kalifornien haben zwar die Demokraten die politische Mehrheit, die Mehrheit der Bürger befürwortet jedoch nach wie vor die Todesstrafe. Williams ist der zwölfte Verurteilte, der seit Wiedereinführung der Todesstrafe in Kalifornien 1977 hingerichtet wurde.

Eine Begnadigung hätte die konservativen Wähler weiter gegen Schwarzenegger aufgebracht, der erst kürzlich eine schwere Wahlschlappe einstecken musste. Seit seinem Amtsantritt in Sacramento hat Schwarzenegger zwei Gnadengesuche anderer Todeskandidaten abgelehnt. Dies rechtfertige er damals unter anderem damit, dass er dem Volke diene. Der letzte kalifornische Gouverneur, der einen Todeskandidaten begnadigt hatte, war Ronald Reagan im Jahr 1967.

Berühmte Fürsprecher

Wie alle Todeskandidaten wurde Williams kurz vor der Hinrichtung in eine Beobachtungszelle im Gefängnis von San Quentin im Bundesstaat Kalifornien verlegt. Eine Gefängnissprecherin beschrieb ihn als "kooperativ und ruhig". Vor dem Gefängnis versammelten sich derweil tausende Demonstranten zum Protest gegen die Todesstrafe - unter anderem die Folk-Sängerin Joan Baez. Einige forderten auf Schildern Gnade für den wegen vierfachen Mordes verurteilten 51-Jährigen. "Rettet Tookie" und "Liebe ist die Antwort" war darauf zu lesen.

Mehrere berühmte Fürsprecher, darunter Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger, Oscar-Gewinner Jamie Foxx, Rapper Snoop Dogg und viele internationale Organisationen hatten sich für ihn eingesetzt. 50.000 Menschen unterzeichneten eine Petition. Der Bürgerrechtler Jesse Jackson sagte dem US-Sender CNN, Williams habe "Frieden mit sich geschlossen". Jackson zählt zu den vielen Todesstrafengegnern, die sich für die Verschonung des Todeskandidaten eingesetzt hatten und vor den Gefängnistoren protestierten.

Echte Wandlung?

Williams war einst ein gefürchteter Afroamerikaner aus South Central Los Angeles, der sich seit 1971 mit seiner "Crips"-Gang und der rivalisierenden Bande "Bloods" blutige Straßenkämpfe lieferte. 1981 wurde er für schuldig befunden, einen Supermarktangestellten sowie zwei Motelbesitzer und deren Tochter erschossen zu haben. Er bestritt die Morde. Komplizen hätten ihn fälschlicherweise beschuldigt.

In der Todeszelle brachte er sich Lesen und Schreiben bei und machte sich als Schriftsteller einen Namen. Er sagte sich von seiner Vergangenheit los und wurde zu einem Prediger gegen die Gewalt. In seinen Büchern warnt er seine jungen Leser davor, sich auf Drogen, Waffen und Gangs einzulassen und beschwört sie, aus seinen Fehlern zu lernen. Für seinen Einsatz gegen Gewalt in den vergangenen Jahren wurde er fünf Mal für den Friedensnobelpreis und vier Mal für den Literaturnobelpreis nominiert. (arn)