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Boom bei der Online-Werbung

Aarni Kuoppamäki 1. November 2005

Egal, auf welcher Website der User im Internet surft, meist trifft er unvermeidlich auf Werbeanzeigen. Das Netz ist der einzige Werbeträger, dessen Umsätze seit Jahren wachsen. Und weiter wachsen werden.

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Werbebanner für Webseiten auf sogenannten "Bannerlisten"

Ein Klick und ein Pop-Up-Fenster: So springt Werbung dem Internetnutzer förmlich ins Auge. Wo man auch surft, locken balken- oder turmförmige Anzeigen auf die Seiten von Online-Shops oder Dienstleistern. Manche Werbebotschaften landen auch direkt im Posteingang - daran verdienen dann die E-Mail-Anbieter. Suchmaschinen-Betreiber wie Yahoo oder Google setzen mit bezahlten Verweisen jährlich Milliardenbeträge um.

Neben den Internetfirmen selbst nutzen besonders Finanz-, Automobil- und Reise-Unternehmen das World Wide Web in ihren Werbekampagnen. Die Form der Werbung ist vielfältig, wie Christian Muche Vorsitzender des Online-Vermarkterkreises im Bundesverband Digitale Wirtschaft erklärt: "Es ist einfach Bestandteil eines Marketing-Mix. Wenn ich mir eine e-Bay-Werbung anschaue, dann sehe ich Printwerbung von e-Bay, ich sehe massiv Online-Werbung, ich sehe aber auch TV-Spots von e-Bay."

Hohe Umsätze mit Online-Werbung


Nach Angaben des Online-Vermarkterkreises wurde in Deutschland 2004 mit Online-Werbung ein Umsatz von 550 Millionen Euro erzielt. 2005 soll der Umsatz um mehr als ein Viertel auf über 700 Millionen steigen. Damit hätte er sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt - Kleinanzeigen nicht eingerechnet. Zwölf Prozent der Zeit, die sich die Deutschen mit Medien wie Zeitung, Radio, Fernsehen oder Internet beschäftigen, verbringen sie im Internet. Auf der anderen Seite werden von den Gesamtwerbeausgaben nur vier Prozent für Internetwerbung ausgegeben. Das verspricht Spielraum nach oben sagt Christian Muche. Das Ziel sei es, bald auf zehn bis 15 Prozent Marktanteil zu kommen.

Nach einer Studie der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF) gehören über drei Viertel der Internetnutzer zur Zielgruppe unter 50 Jahren. Mehr als 25 Millionen Deutsche kaufen auch mal im Internet ein - vor allem Bücher, Tickets und Reisen. Zwischen Anzeige und Kauf liegen dabei oft nur wenige Klicks, denn Werbung und Unternehmensseite liegen im selben Medium. Und das ist interaktiv, erklärt Online-Vermarkter Matthias Ehrlich: "In dem Augenblick, wo ein Nutzer in der Lage ist, die Information sich quasi selbst zu ersurfen, selbst zu erarbeiten, ist er bereit, diese auch eher zu glauben. Das heißt: Die Glaubwürdigkeit von Online-Werbung ist erstaunlich hoch."

CHINA Chat Internet Meinungsfreiheit Computer Symbolbild Redefreiheit Chat-Room
Einkaufen kann man überallBild: AP

Wer surft eigentlich wo?


Dennoch ist die Online-Werbebranche im Vergleich zu Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehen noch sehr klein. Das größte Problem der Vermarkter waren bisher fehlende Standards für die Bewertung von Online-Reichweiten, sagt der designierte AGOF-Vorsitzende, Wolfgang Dittrich.

Die AGOF versucht deshalb, einen neuen Standard für Online-Reichweiten zu etablieren: Die Bewegungen des einzelnen Users im Internet werden gemessen und mit Daten aus Online-Befragungen und repräsentativen Bevölkerungsumfragen per Telefon abgeglichen. So entsteht von jedem Nutzer einer Internet-Seite ein genaues Profil. Datenschützer sehen den gläsernen Surfer kritisch, doch für Internetwerbung ist er entscheidend, damit Zielgruppen punktgenau erreicht werden. Dem Werbung treibenden sei egal, ob ein Computer irgendwo einen Klick setzt oder auf eine Website kommt – ihm sei wichtig, welche Menschen dahinter stecken, meint Dittrich.

Senioren surfen im Internet
Das Internet zieht Menschen aus allen Altersklassen anBild: dpa


Dass die Umsätze durch Online-Werbung in den nächsten Jahren steigen werden, ist unstrittig. Offen ist nur, wo die Obergrenze liegt und wer der Leidtragende sein wird, meint der Online-Vermarkter Matthias Ehrlich: "Das Medium wird bestimmte Formen wie Zeitschriften und Radio nicht verdrängen" Aber als Primärmedium werde es eine große Bedeutung haben, während sich das Fernsehen den Markt stärker werde teilen müssen.