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Indien rüstet sich für die Buchmesse 2006

Aya Bach5. Januar 2006

In diesem Jahr wird es auf der Frankfurter Buchmesse eine Premiere geben: Indien ist das erste Land, das sich zum zweiten Mal in Frankfurt präsentiert. Aus guten Gründen.

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Das gegenseitige Interesse ist riesigBild: dpa

Der erste Auftritt war 1986. Damals waren indische Autoren in Deutschland kaum bekannt; inzwischen sind Namen wie Salman Rushdie, Arundhati Roy und Amitav Ghosh auch einem breiteren Publikum bekannt. Doch Indien hat weit mehr zu bieten als eine Handvoll weltbekannter Autoren. Schon der Info-Stand, der das Land im letzten Jahr auf der Frankfurter Messe präsentierte, sah schicker aus als in früheren Zeiten. Ein Animationsfilm zeigte die gewachsene Bedeutung der indischen Druck-Industrie: Man gibt sich modern und weltoffen.

650 Millionen

20 Jahre sind seit dem ersten Gastland-Auftritt in Frankfurt am Main vergangen. In diesem Zeitraum hat sich Indien rasant verändert. Damals ein Entwicklungsland ist Indien inzwischen eine Nation der weltweit umworbenen IT-Spezialisten. Die Analphabetenquote lag bei 65 Prozent - heute können 65 Prozent lesen und schreiben. Das sind 650 Millionen Menschen - ein gigantisches Potential auch für den Buchmarkt. Tatsächlich kann die Buchbranche auf eine Zuwachsrate von 15 Prozent jährlich.

Aber Frankfurt 2006 soll nicht nur eine Show der wirtschaftlichen Potenz werden: Man will sich als Kulturland mit verschiedenen Facetten zeigen, mit Musik, Tanz, Schauspiel, Kunst und natürlich mit Literatur. "Wir wollen erreichen, dass die Deutschen Indien besser verstehen", sagt Sudeep Banerjee, Staatssekretär im Bildungsministerium. "Deutschland war immer an Indien interessiert, vor allem an der klassischen Zeit und an indischer Kunst. Aber wir wollen, dass die Leute verstehen, was heute in Indien los ist. Unser Motto für 2006 heißt 'Today's India' - Indien heute. Aber das schließt das Indien von gestern und von morgen mit ein."

"Die kleinste Sprache hat so viele Sprecher wie das Deutsche"

Indien heute ist ein Land mit 200 Sprachen und 5000 Dialekten - rein rechnerisch müsste man sich alle vier Kilometer sprachlich umstellen. Aber in Büchern gedruckt werden nur die 24 offiziellen Sprachen der Bundesländer. Alles andere wird mündlich weitergegeben und ist teilweise vom Aussterben bedroht. Dennoch haben in den letzten 20 Jahren indische Sprachen die beherrschende Stellung des Englischen zurückgedrängt - Zeichen eines kulturellen Selbstbewusstseins. Das soll auch auf der Buchmesse 2006 eine Rolle spielen. Denn auch "kleinere" Sprachen werden hier präsentiert.

Aber was heißt in Indien schon "klein". "Die kleinste Sprache hat fast so viele Sprecher wie das Deutsche," gibt Banerjee zu bedenken. "Alle indischen Sprachen haben Autoren hervorgebracht, einige von ihnen sind im Westen, in der englischsprachigen Welt, schon bekannt. Ich hoffe, dass wir in Frankfurt die Chance haben, sie alle zu präsentieren."

Um indische Titel auf dem deutschen Markt zu verbreiten, hat Indien eine Übersetzungsinitiative gestartet, die von der Regierung subventioniert wird. Die Liste umfasst schon jetzt über 150 Titel. Es sollen noch mehr werden. Dabei könnten nicht nur belletristische Titel für den deutschen Markt spannend sein, sondern zum Beispiel wissenschaftliche Bücher im IT-Bereich, meint Sudeep Banerjee mit einem Augenzwinkern: "Vielleicht fangen einige an, indische Bücher zu lesen, dann werden sie sehen, warum wir Jobs importieren und nicht exportieren!"

Bollywood vorm Alpenpanorama

Kalam Bollywood Schweiz
Indiens Präsident Abdul Kalam als Alphorn-Bläser im Berner Oberland -einem beliebten Bollywood-SchauplatzBild: dpa

Was Indien dagegen gerne exportiert, sind prächtig ausgestattete Bollywood-Filme, die auch in Europa immer mehr Anhänger finden. Auch das ein wichtiges Thema für 2006. Denn Frankfurt hat sich inzwischen zu einer Schnittstelle zwischen Buch, Drehbuch und Film entwickelt. "Bollywood wird sicher eine große Rolle spielen - das ist ein Riesenthema überall auf der Welt", weiß Holger Ehling, Pressesprecher der Buchmesse zu berichten. "Und was ich ja ganz witzig finde: So wie in deutschen Fernsehserien Ärzte unter Palmen in eine indische oder karibische Exotik geschickt werden, so entdecken die Inder für ihre Bollywood-Filme jetzt mittlerweile die Exotik der deutschen und Schweizer Alpen."