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Moorhuhn im Sturzflug

24. April 2002

Das Moorhuhn war lange Zeit das beliebteste Computerspiel Deutschlands. Doch jetzt droht den Spielerfindern der Absturz. Hersteller Phenomedia ist wegen des Verdachts auf Bilanzmanipulationen ins Zwielicht geraten.

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Bild: AP

Das Moorhuhn hat die Bochumer Software-Schmiede Phenomedia berühmt gemacht. Mehr als 18 Millionen Mal wurden allein die beiden ersten Versionen der Vogeljagd kostenlos aus dem Internet heruntergeladen und - oft zum Schrecken der Arbeitgeber - selbst in der Arbeitszeit gespielt. Sogar in den Duden fand das Computerspiel Eingang.

Zum Abschuss freigegeben

Doch jetzt droht den Spielerfindern das gleiche Schicksal wie dem glubschäugigen Kultvogel: Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Bochum hat das Unternehmen ins Visier genommen und ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bilanzfälschung gegen zwei frühere Manager eingeleitet. Die Börse hat das Unternehmen zum Abschuss freigegeben. Die Phenomedia-Aktie verlor in den letzten Monaten mehr als 90 Prozent ihres Werts.

Vor einer Woche trennte sich Phenomedia deshalb in einer Blitzaktion von seinen beiden wichtigsten Managern: dem Vorstandsvorsitzenden und Mitbegründer Markus Scheer und von Finanzvorstand Björn Denhard. Der Aufsichtsrat beauftragte außerdem eine Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit einer Sonderprüfung der Bilanzen, zeigt sich aber ansonsten unsicher über die Zukunftsperspektiven der Spieleschmiede.

Vorerst kein Gang zum Insolvenzgericht

Da war es schon eine Erleichterung, dass das Unternehmen nach internen Überprüfungen zum Wochenbeginn mitteilten konnte, es sei "mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht überschuldet". Zu deutsch: Der Gang zum Insolvenzgericht bleibt Phenomedia - zumindest vorläufig - erspart. Firmensprecher Ulf Hausmanns betonte denn auch: das Unternehmen führe sein operatives Geschäft konsequent weiter. Die Fans können also erst einmal auf neue Moorhuhnversionen hoffen.

Hoffen auf "Sven Bomwollen"

Hoffnungen setzt das Unternehmen aber nicht nur auf den Vogel, der zum Markenzeichen wurde, sondern auch auf den Moorhuhn-Nachfolger "Sven Bomwollen", einen liebeshungrigen Schafbock, der nur "das Eine" im Kopf hat. Denn Sven stürmte nach Firmenangaben bereits kurz nach der Veröffentlichung in einer Extraversion die Verkaufshitparaden.

Außerdem sicherte sich das Unternehmen nach eigenen Angaben weitgehende digitale Verwertungsrechte an den erfolgreichsten deutschen Rennfahrern Michael und Ralf Schumacher. Noch für die erste Jahreshälfte hat das Unternehmen das erste Spiel "Michael Schumacher Kart Racing" angekündigt. AP/(pg)