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Der enge Himmel über Thailand

Patrick Tippelt1. August 2005

Von Bangkok nach Singapur für eine Handvoll Euro: Auch in Thailand kämpfen Billigst-Fluggesellschaften um jeden eventuellen Passagier. Doch bleibt der möglicherweise lieber gleich am Boden.

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Gegen 22 Uhr murrten selbst die unerschütterlichsten Thais. Geschäftsmänner telefonierten hektisch mit ihren Partnern, Rucksacktouristen fläzten sich auf dem dreckigen Boden, Mütter versuchten ihre plärrenden Kinder zu beruhigen. So schön Had Yai, das Tor zum Süden Thailands auch sein mag - mehr als zwei Stunden verbringt kein Passagier gern auf einem Regionalflughafen, in dem gegen 23 Uhr der letzte Imbissstand dichtmacht.

Am Wochenende warteten über 100 Passagiere der Billigst-Fluggesellschaft One-Two-Go fast neun Stunden bis gegen 23 Uhr, nach zwei Verspätungsmeldungen, der Flug annulliert wurde. Bis dahin gab es zwar Essensgutscheine und Entschuldigungen, aber keine Erklärungen und auch keine Erstattungen - dafür fehlte am Ticketschalter schlicht das Geld. Das Bodenpersonal musste sich mehr als 2000 Euro von Freunden zusammenleihen, um Passagiere auszuzahlen, die nicht mit anderen Linien nach Bangkok fliegen wollten.

Alternativen hätte es allerdings gegeben, denn Hat Yai wird auch von Nok Air, Air Asia und Thai Airways bedient. Wäre der Flug auf Phuket annulliert worden, gäbe es eine noch größere Auswahl: satte neun thailändische Fluglinien bedienen die Insel im Andamanen-Meer.

Schnäppchen-Kampf im Kiosk

Thailands Himmel steht weit offen, und man muss sich nur ein wenig durch die Vielfalt der Billigflieger kämpfen, um ein Schnäppchen zu erwischen. Die Zeiten, in denen man entweder mit der renommierten staatlichen Gesellschaft Thai Airways oder gar nicht flog, sind schon lange vorbei. Der größte Konkurrent auf Inlandsflügen war lange Zeit nur Bangkok Airways, die selbsternannte "Boutique Airline" Thailands. Ihre schmuck bemalten Propellerflugzeuge kennt jeder, der nach schon mal nach Samui geflogen ist, denn der einzige Flughafen der Insel ist fest in privater Hand - in der der Fluglinie.

Bangkok Air ist zwar ein wenig günstiger als Thai, doch billig ist keine der beiden. Auftritt Air Asia. Die malaysische Billigst-Gesellschaft trat vor ein paar Jahren im Luftraum Thailands ein, als die Regierung Thaksins die "Open Skies"-Richtlinie verabschiedete, die den blauen Himmel des Landes für alle öffnete, die mit Passagierbeförderung Geld machen wollten. Nun kämpfen thailändische und ausländische Linien um jeden Hintern, der für einen Flug so wenig wie möglich zahlen will.

Keine Hühner, bitte!

Freie Sitzplatzwahl, keine Unterhaltung an Bord, teure Snacks - darin unterscheiden sich die asiatischen Billiglinien nicht von den deutschen. Aber gemäß des Mottos von Air Asia - "Jetzt kann jeder fliegen!" - verkauft Nok (Vogel) Air die Tickets nicht nur übers Internet; auch bei Banken und in Kiosken sind sie erhältlich. An den Check-In-Schaltern von Air Asia schaut man als erstes auf ein riesiges Plakat, mit dem jeder darauf hingewiesen wird, dass lebende Hühner nicht an Bord gebracht werden dürfen. One-Two-Go ruft am Flugsteig die Passagiere zu gutem Benehmen auf: Drängeln und Stoßen seien nicht "Sitte" in Thailand.

Und das Volk fliegt wie nie zuvor. Allerdings gilt auch in Thailand: Die Nachfrage regelt das Angebot. Zu viele Gesellschaften ringen um potenzielle Passagiere. Viele unrentable Routen werden schon kurz nach glorreicher Einführung gestrichen. Lockere Wartungspraktiken verursachen zu viele technische Probleme. Ein weiteres Preis-Dumping würden die wenigsten Linien überleben. Schon jetzt kann man nach Kuala Lumpur für knapp 30 Euro fliegen. Am härtesten umkämpft ist das Metropolen-Hopping zwischen Bangkok und Singapur; hier ist ein Rückflug schon für 15 Euro zu haben.

So sehen sich viele Billiglinien gezwungen, den Service hochzukurbeln. Air Andaman reicht seit Juni jedem Passagier soviel Champagner wie er nur trinken kann. Bei PB Air sitzt man auf weichem Leder. Nok Air erlaubt 30 Kilo Gepäck. Auch richten einige eine Business-Klasse ein, Sitzplatzreservierung inklusive. Doch hier stößt das Billigfliegen an die eigenen Grenzen: Warum dann nicht gleich mit Thai Air fliegen, zum selben Preis, dafür mit besser ausgebildeten Piloten und freundlicheren Flugbegleiterinnen?