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Mobilfunk in Afrika schafft Arbeit und Einkommen

Rolf Wenkel20. Juli 2005

In Afrika wurde nicht in drahtgebundene Telefonnetze investiert, sondern gleich in den Mobilfunk - mit Unterstützung deutscher Entwicklungshilfe. Das nützt auch der Armutsbekämpfung.

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Kommunikation ist gut fürs GeschäftBild: AP

Für viele Menschen in der nördlichen Hemisphäre ist ein Handy oft nicht mehr als ein Spielzeug, mit dem man fotografieren, Klingeltöne herunterladen oder SMS-Botschaften verschicken kann. In Afrika hat die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) ebenfalls seit 1999 sechs Telekommunikationsprojekte mit insgesamt über 80 Millionen Euro finanziert, unter anderem in Nigeria, Tansania und Uganda.

Mobilfunknetz für ein Drittel aller Afrikaner

Profitiert hat davon zum Beispiel das afrikanische Unternehmen Celtel International. Es betreibt in Afrika heute das größte zusammenhängende Mobilfunknetzwerk und erreicht mittlerweile 30 Prozent der Bevölkerung des Kontinents: in 13 Ländern, darunter Malawi, Burkina Faso, Uganda, Kenia, Sierra Leone und Gabun. So hat der Kontinent die immensen Investitionen für den Ausbau eines Telefonfestnetzes gespart.

Direkte und indirekte Einkommenseffekte

Doch was sollen europäische Statussymbole in Afrika? Ein Handy hat dort eine ganz andere Bedeutung und einen anderen Nutzen, sagt Matthias Goulnik, Projektmanager bei der DEG: "Entwicklungspolitischer Nutzen ist, dass man die Menschen in Afrika in die Lage versetzt, kommunizieren zu können. Das hat soziale Wohlfahrtseffekte, die Verbesserung der persönlichen Lebensbedingungen, aber gleichzeitig auch für die Wirtschaft positive Effekte." Kleine Gewerbetreibende wie Händler, so Goulnik, könnten sich auf diese Weise ein Einkommen verschaffen, es gebe also direkte und indirekte Einkommenseffekte. "Es werden tausende von kleinen Gewerbetreibenden auf diese Weise in die Lage versetzt, sich Geld zu verdienen, durch den Verkauf von Prepaid-Karten zum Beispiel, oder durch die Vermietung von Handys", zeigt sich der Projektmanager zuversichtlich.

Handys zum Mieten

Zwar kann sich in Afrika kaum jemand ein eigenes Handy leisten - aber ein paar Gespräche im Monat kann fast jeder bezahlen. Mobiltelefonieren dient dem Geschäft: Waren werden bestellt, Preise auf den umliegenden Märkten erfragt, Termine vereinbart. Das Handy hilft im Notfall, um beispielsweise einen Arzt zu rufen oder das nächste Krankenhaus zu verständigen. Die Handyvermietung, der Verkauf von Telefonkarten und -zubehör soll tausende von neuen Arbeitsplätzen geschaffen, Beschäftigung und Einkommen gesichert haben. Zudem tragen Netzbetreiber wie Celtel über Lizenzgebühren und Steuerzahlungen erheblich zu den Staatseinnahmen bei.

Investitionen in Privatunternehmen?

Die DEG finanziert im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums Investitionen privater Unternehmen in Entwicklungs- und Reformländern. Sie hat sich 2001 erstmals an Celtel beteiligt und 2004 ihren Anteil an dem Unternehmen, das inzwischen schwarze Zahlen schreibt, noch einmal erhöht. Für manchen Vertreter einer Entwicklungspolitik im ursprünglichen Sinne hat das einen schlechten Beigeschmack: Wozu das Geld der Steuerzahler für Investitionen ausgeben, die private Investoren, zum Beispiel die europäischen Telekommunikationsunternehmen, auch hätten tätigen können?

Rückzug aus Afrika

Dazu meint Goulnik von der DEG: "Ich glaube, die europäischen Telekoms haben immer noch Angst vor dem Länderrisiko Afrika. Ich glaube, die wirtschaftliche Entwicklung von Celtel hat bewiesen, dass es sich lohnt, in solche Projekte zu investieren. Was wir leider erleben ist, dass sich große Konzerne aus Afrika zurückziehen und sich auf ihr Kerngeschäft in Europa fokussieren. Aber ich hoffe, dass Celtel ein Bespiel dafür ist, dass es sich lohnt, in solche Technologieprojekte in Afrika zu investieren, und dass diese auch wirklich sehr erfolgreich sein können."