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London siegt im Olympia-Kampf gegen Paris

6. Juli 2005

"Olympische Spiele in London zu haben, ist eine unglaubliche Ehre", sagt Londons Olympia-Botschafter David Beckham. Während Großbritannien im Freudentaumel feiert, ist der Verlierer Paris am Boden zerstört.

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Feiernde Briten am Trafalgar SquareBild: AP

Die Olympischen Sommerspiele 2012 finden in London statt. Dies entschied ganz überraschend das Internationale Olympische Komitee IOC am Mittwoch (6.7.2005) in Singapur. Die britische Hauptstadt setzte sich in der Endabstimmung gegen den hohen Favoriten Paris durch. Zuvor waren erst Moskau und in den weiteren Runden New York und Madrid ausgeschieden.

In der Londoner Innenstadt fielen sich nach dem Votum tausende Menschen jubelnd in die Arme, nachdem sie die Entscheidung auf einer Leinwand vor dem Trafalgar Square verfolgt hatten. Kampfjets stiegen auf und zeichneten mit roten, weißen und blauen Kondensstreifen die britische Flagge in den Himmel.

Olympischen Sommerspiele 2012 in London - Reaktionen in London
Konfetti-Regen und Jubel in LondonBild: AP

Gratulation von der Königin

"Das ist ein wahrhaft fantastischer Tag für London", sagte Robin Wales, Bürgermeister des Bezirks Newham, wo viele der Wettkämpfe in sieben Jahren stattfinden werden. Auch der britische Premierminister Tony Blair sprach von einem "bedeutsamen Tag für London".

Königin Elizabeth II. schickte ihre herzlichsten Glückwünsche an den zweimaligen Leichtathletik-Olympiasieger Sebastian Coe, der die Bewerbung Londons in Schanghai präsentiert hatte. "Es ist eine wirklich herausragende Leistung, eine so hochkarätige Konkurrenz zu schlagen", schrieb die Königin.

Weinender Himmel über dem Eifelturm

In Paris machte sich bittere Enttäuschung breit. Als auf der Leinwand Jubelszenen aus London eingeblendet wurden, vergruben viele Menschen ihr Gesicht in den Händen. "Wir hätten es doch verdient", sagte ein Geschäftsmann. Minuten nach der Entscheidung fing es an zu regnen. Die Menschen strömten vor dem Pariser Rathaus mit gesenkten Köpfen auseinander. Es war die dritte Niederlage eine französichen Bewerbung seit 1992.

Olympischen Sommerspiele 2012 in London - Reaktionen in Paris
Trübe Aussichten in Sachen Olympia in ParisBild: AP

Für Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac dürfte es eine ganz persönliche Schmach sein, weil die Regierungschefs der beiden Länder seit ihrem Streit über die EU-Finanzen eine Art Privat-Fehde ausfechten. Zuletzt kursierten Berichte darüber, dass er bei einem Treffen mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Russlands Präsident Vladimir Putin Witze über Großbritannien gerissen habe. Das einzige, was London der EU gebracht habe, sei der Rinderwahnsinn, hieß es in den Medien. Chirac war als einziger Regierungschef persönlich bei den letzten Präsentationen in Singapur anwesend, um für Paris zu werben. Blair wandte sich lediglich per Video-Botschaften an das IOC.

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Chirac gilt seit dem abgelehnten EU-Referendum als schwer angeschlagen und so unpopulär wie noch nie. Von diesem neuen Tiefschlag dürfte er sich bis zum Ende seiner Präsidentschaft 2007 kaum erholen. Die Franzosen, durch Konjunkturschwäche und fehlende Jobs in gedrückter Stimmung, hatten sich für die nächsten Jahre wirtschaftlichen Auftrieb mit Investitionen versprochen, eine hochwillkommene Aufmunterung in diesen kargen Zeiten, in denen die Angst vor Jobverlust die Runde macht.

Der französische Staatspräsident wahrte jedoch die Form und gratulierte kurz und knapp: Er wünsche den Briten "viel Glück und einen vollen Erfolg bei der Veranstaltung der XXX. Olympiade", hieß es in einem Kommunique des Elysee-Palastes.

Französische Verschwörungstheorien

Eine "herbe Enttäuschung", nannte der französische Sportminister Jean-Francois Lamour die Entscheidung des IOC. Und unter französischen Sportlern und Funktionären kursierten schnell Gerüchte, dass vielleicht doch andere als rein sportliche Motive im Spiel waren. Dieses Ergebnis zeige, dass das IOC britisch ausgerichtet sei, sagte der Basketball-Star und französische Nationalspieler Tony Parker. "Wir haben alles getan, was man tun musste, um die Spiele zu bekommen." In diesem Fall war es zu wenig. (mas)