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Immer mehr deutsche Unternehmen investieren in Rumänien

30. Juni 2005

"Korruption" ist ein Stichwort, das immer wieder in Verbindung mit Rumänien gebracht wird. Doch das Land hat viel zu bieten, glauben deutsche Investoren, die dort billigere und kreative Arbeitskräfte finden.

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Investitionspotential nicht nur in der Hauptstadt BukarestBild: dpa

Rumänien ist ein Land mit riesigem Nachholbedarf. 15 Jahre nach der Wende fließen immer mehr Milliarden Euro in das nach Polen zweitgrößte Land Zentral- und Südosteuropas. Billige Arbeitskräfte sind das Entscheidende für die Investoren. Immerhin liegen die durchschnittlichen Gehälter in Rumänien bei 200 Euro.

Kreativität der Menschen

Warum hat aber Rumänien mehr zu bieten, verglichen mit den Nachbarländern in der Region? Es ist erstens die EU-Perspektive; das Land wird spätestens am 1. Januar 2008 der Europäischen Union beitreten. Zweitens ist es das riesige ungenutzte Wirtschaftspotential, und drittens, meinen die Investoren, das Humankapital.

Achim Saul, Executive Regional Manager bei E-On Ruhrgas, lebt seit Anfang des Jahres in Rumänien und begleitet dort die Privatisierung von Distrigaz Nord, eine Firma mit über einer Million Kunden, und einen Wert von 4,4 Milliarden Euro. Saul berichtet: "Was wir sehr schätzen an Rumänien, an den rumänischen Kollegen ist ihre wirklich ausgesprochene Kreativität. Wenn man die in der richtigen Weise kombiniert mit der uns so eigenen Gründlichkeit, kommen da oft Lösungen daraus die erstaunlich sind, aber eben das Unternehmen deutlich weiterbringen."

Viel Potential für Investitionen

Dass E-On in Rumänien weiter investieren wird, steht jetzt schon fest. Achim Saul: "Die Investitionen der E-On sind nicht zu Ende mit der Distrigaz-Nord Privatisierung. Unsere Kollegen aus der E-On Energie in München sind gerade dabei, an der Elektrika Moldova Anteile zu erwerben, es werden auch noch weitere Schritte folgen. Wir gehen davon aus, dass in Transilvanien Nord und Süd die Privatisierung noch kommen wird. Das ist für uns auch ein sehr interessantes Gebiet. Da muss man gucken, wie das passieren wird".

Erfahrungsaustausch notwendig

Trotz der Anziehungskraft Rumäniens als Wirtschaftsstandort halten sich viele potenzielle Investoren noch zurück. Sie brauchen Erfolgsmodelle, um sicher zu gehen, dass das Risiko so gering wie möglich bleibt. Das rumänische Generalkonsulat in Bonn hat die Informationslücke erkannt und reagiert. Die Menschen brauchen Vertrauen, um das eigene Geld zu investieren, meint der rumänische Generalkonsul Florin Vodita. Deswegen lud er deutsche Firmen ein, die in Rumänien erfolgreich sind, um Ihre Erfahrungen mit denen, die Interesse an dem Wirtschaftsstandort zeigen, zu teilen.

Vodita sagt: "Die Grundlage eines solchen Events ist die "Konfrontation" zwischen den deutschen Investoren, die in Rumänien tätig sind, und die, die tätig werden wollen. So ist das Seminar entstanden, auf Basis der persönlichen Beziehungen zwischen uns, als Generalkonsulat und dem Deutsch-Rumänischen Wirtschaftsklub in Rumänien. Diese Formel haben wir voriges Jahr zum ersten Mal probiert, es hat funktioniert, die Signale waren äußerst positiv."

Positive Bilanz

In 2006 wird eine dritte Auflage dieses Seminars organisiert, die von mehr Technologie und Logistik geprägt sein wird. Die Mitveranstalter von der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Duisburg waren auch dieses Jahr dabei und werden auch die nächsten Auflagen mitkoordinieren. Thomas Hanicke, Geschäftsführer der IHK Duisburg zieht Bilanz:

"Die Bilanz halte ich für ausgesprochen positiv. Wir haben eine sehr gute Resonanz von ganz unterschiedlichen Unternehmern aus sehr vielen verschiedenen Branchen gehabt. Wir haben auch ein sehr unterschiedliches und sehr heterogenes Themenspektrum gehabt. Das erklärt wahrscheinlich diese breite Präsenz von Unternehmen. Wir haben eine sehr engagierte Diskussion gehabt. Das zeigt eben, dass viele Unternehmen inzwischen an Rumänien interessiert sind und ich hoffe eben, dass auch so eine Veranstaltung, wie wir sie heute hatten - das ist nur eine von vielen, die stattfindet - aber heute eine sehr gut besuchte eben, dass die weitere Unternehmen auch mit den Gedanken weiterhin nach Rumänien führt".

Handelspartner Deutschland

Dass Rumänien großes Interesse an Deutschland zeigt, beweisen nicht nur die Rumänen, die in Deutschland legal arbeiten und erfolgreich sind, sondern auch die Statistiken: In den letzten fünf Monaten war Deutschland der zweitwichtigste Handelspartner Rumäniens, sowohl bei den Ausfuhrwaren mit 14,3 Prozent, als auch bei den Einfuhren mit 13,7 Prozent des gesamten Aus- und Einfuhrvolumens.

Alina Kühnel
DW-RADIO/Rumänisch, 28.6.2005, Fokus Ost-Südost