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Familientherapie aus dem All

Manfred Götzke30. Juni 2005

Ob freundlich oder feindlich - bisher kamen sie meist von oben. Spielbergs Außerirdische stoßen aus der Unterwelt zu uns, um oben alles abzubrennen. Doch der "Krieg der Welten" spielt sich vor allem in der Familie ab.

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Bei so bösen Aliens kann man schon mal große Augen machen.Bild: UIP

Wo kein Geheimnis ist, muss man eines produzieren. Dieser Eindruck drängte sich mit der PR-Kampagne um den neuen Steven-Spielberg-Film auf. Vor dem 29. Juni durfte über das Science-Fiction-Spektakel "Krieg der Welten" nicht berichtet werden, warnte die Verleiherfirma UIP und drohte gar rechtliche Konsequenzen an. Dabei gibt es die Buchvorlage des Films von H.G Wells schon seit mehr als Hundert Jahren. Eine legendäre Hörspielversion hat Orson Welles 1938 vorgelegt. Und eine erste Verfilmung kam 1953 in die Kinos. Ob die Macher Vorabvergleiche und schlechte Kritiken gefürchtet haben?

Vorprogrammierter Kassenschlager

Um den kommerziellen Erfolg muss der Verleih jedenfalls nicht bangen. Steven Spielberg hat tief in die Trickkiste gegriffen, um das außerirdische Grauen zu animieren und Stars wie Tom Cruise rekrutiert, um es angemessen menscheln zu lassen. Für Blockbuster-Effekte sorgt auch die fast klassische Katastrophenstory.

Filmszene Krieg der Welten
Bild: AP

Die fremde Macht war schon lange unter uns - unter Tage. Ein mysteriöses Unwetter ist Auslöser für den Einstand der Außerirdischen. Wie Vögel aus dem Ei schlüpfen riesenhafte dreibeinige Kriegsmaschinen aus dem Asphalt der Straßen. Die Erde wabert eine Weilchen und sie sind draußen. Sie zerstören Städte und saugen ihren Bewohnern das Blut aus. Die Qualität des menschlichen Lebenssaftes hat sich wohl bei den Vampiren des Weltalls herum gesprochen.

Schon wieder New York getroffen

Jetzt sind sie auf der Jagd und die Menschheit auf der Flucht. Highways branden auf Häuserdächer wie Asphalttsunamis, Wolkenkratzer stürzen ein und Feuersbrünste treiben Menschen vor sich her. Wenn genau das mitten in New York passiert, bleiben Anklänge an die größte reale Katastrophe jüngster Vergangenheit in den USA nicht aus, an den verhängnisvollen 11. September 2001. Nur lauerten die Schläfer diesmal unter der Erde.

Filmszene Krieg der Welten
Bild: UIP

Doch der Ausnahmezustand, die drohende Vernichtung der menschlichen Zivilisation ist bei Steven Spielberg vor allem Kulisse für ein Familiendrama. Der einfache Dockarbeiter, gespielt von Tom Cruise, will seine beiden Kinder beschützen, von denen er sich seit der Scheidung von seiner Frau zunehmend entfremdet hat. Sein Sohn Robbie sagt ihm ins Gesicht, dass er nichts als ein Versager sei. Der Teenager will zur Armee, um zu retten, was noch zu retten ist. Sein Vater will ihn zunächst nicht gehen lassen, bevor er sich schließlich mit seiner Tochter wenig heldenhaft in einem leer stehenden Haus verkriecht, um nicht auch noch sie zu verlieren.

Enden müssen happy sein

Filmszene Krieg der Welten
Bild: UIP

Doch während die Invasion der Aliens am Ende die Rettung für die Vater-Sohn-Beziehung ist, sind mikroskopische Helfer die Rettung der Menschheit vor den Aliens. Ein effektvolles, gruseliges und mit geschätzten 130 Millionen Dollar Produktionskosten vor allem teures Stück Familientherapie.

USA 2004. Regie: Steven Spielberg. Buch: David Koepp nach dem gleichnamigen Roman von H.G. Wells. Darsteller: Tom Cruise, Dakota Fanning, Tim Robbins, Justin Chatwin. Länge: 116 Minuten. Start: 29. Juni.