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Vietnamesischer Staatsbesuch im Weißen Haus

Daniel Scheschkewitz, Washington21. Juni 2005

Historischer Besuch im Weißen Haus: Erstmals seit Ende des Vietnamkriegs vor 30 Jahren empfing ein US-Präsident einen vietnamesischen Regierungschef. Die Feinde von einst sind auf dem besten Wege neue Partner zu werden.

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Handschlag mit Symbolkraft in WashingtonBild: AP

Bei seinem USA-Besuch traf Phan Van Khai, der Ministerpräsident des kommunistisch regierten Vietnam, auch mit Wirtschaftsgrößen wie mit Microsoft-Gründer Bill Gates zusammen und schloss mit dem Flugzeughersteller Boeing einen Vertrag zum Kauf von vier Verkehrsmaschinen vom Typ 787 ab. Der politische Höhepunkt seines Besuches war jedoch der Empfang am Dienstag im Weißen Haus durch Präsident Bush.

"In dem Gespräch mit Präsident Bush konnten wir erhebliche Fortschritte feststellen in den Beziehungen zwischen unseren Ländern", sagte der vietnamesische Ministerpräsident nach dem Treffen. "Dazu gehören sowohl Fortschritte bei der Aufarbeitung unserer Vergangenheit wie bei der Gestaltung unserer künftigen Zusammenarbeit."

US-Unterstützung für WTO-Beitritt

Vietnam, dessen Wirtschaft stark wächst, meldete seinen Wunsch nach amerikanischer Unterstützung für einen Beitritt in die Welthandelsorganisation WTO an. Die USA, inzwischen Vietnams führender Handelspartner, wollen den Beitritt nun unterstützen. Eine Voraussetzung für eine Fürsprache der US-Regierung war die Erklärung die beide Länder über die Religionsfreiheit in Vietnam unterzeichneten, betonte Präsident Bush: "Wir haben ein sehr wichtiges Abkommen geschlossen, dass es den Menschen in Vietnam ermöglichen wird, künftig leichter ihre jeweilige Religion auszuüben."

Damit schien Präsident Bush auch auf die Proteste gegen den Besuch zu reagieren, die vor allem auf die Unterdrückung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit in Vietnam abzielten. Vor dem Weißen Haus hatte eine Gruppe von etwa 200 Demonstranten zeitweilig sogar die Polizeisperren durchbrochen. Als weiteres Ergebnis des Treffens wird Präsident Bush anläßlich des Asien-Pazifik-Forums im nächsten Jahr nach Vietnam reisen.

Militärische Zusammenarbeit

Bush dankte Khai für die Kooperation der Vietnamesen bei der Rückführung amerikanischer Kriegstoter. Im Vietnamkrieg starben zwischen 1961 und 1975 über 58.000 US-Soldaten.

Phan Van Khai in Washington
Empfang mit militärischen Ehren für Phan Van KhaiBild: AP

Im Anschluss an das Treffen im Weißen Haus war Khai auch noch im Pentagon zu Gast. Mit Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vereinbarte er eine militärische Kooperation zwischen den Streitkräften beider Länder, bei der die USA bei der Ausbildung vietnamesischer Soldaten helfen sollen. Die USA verstärken derzeit die Zusammenarbeit mit einer Reihe von asiatischen Ländern nicht zuletzt, um auch in der Region selbst ein Gegengewicht zur aufstrebenden Militärmacht China zu setzen.

Neue Qualität

Für den früheren US-Botschafter in Vietnam, Pete Peterson, haben die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Vietnam zehn Jahre nach ihrer Normalisierung mit dem Besuch eine neue Qualität erreicht. "Wir sind über die Phase reiner Symbolik hinaus, jetzt geht es ans Eingemachte", sagte er. "Wir sind inzwischen in der Lage, in den Beziehungen unserer beiden Länder komplexe und wichtige Fragen anzugehen und können Lösungen finden. Darum geht es bei diesem Besuch."

Am Mittwoch (22.6.2005) wird Khai in New York den Aktienhandel an der Wall Street eröffnen - ein stärkeres Symbol für die gewandelten Beziehungen zwischen beiden Ländern hätten die USA und Vietnam wohl kaum finden können.