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Demos gegen Homo-Ehe in Madrid und Warschau

19. Juni 2005

Konservative Gruppen entdecken ihre Lust am Demonstrieren. In den katholischen Hochburgen Spanien und Polen gaben sie ihrem Unmut freie Bahn. Sie sehen die Homo-Ehe als Angriff auf die heilige Familie.

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Werbetour auf spanischen Straßen

Mehrere hunderttausend Menschen haben am Samstag (19.6.2005) in der spanischen Hauptstadt Madrid gegen die Zulassung der Homo-Ehe demonstriert. Die Veranstalter bezifferten die Zahl der Teilnehmer auf 1,5 Millionen, die Regierung sprach dagegen von rund 170.000 Demonstranten.

Der Protestmarsch wurde angeführt von 20 katholischen Bischöfen, darunter auch dem Erzbischof von Madrid, und Politikern der oppositionellen Konservativen. Sie demonstrierten gegen die von der sozialistischen Regierung geplante Zulassung gleichgeschlechtliche Ehen und der Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare.

Kirche will Politik machen

Organisiert hatte die Demonstration das Spanische Familienforum, eine katholische Gruppe. Das Motto sollte sein "Die Familie ist wichtig. Für das Recht auf eine Mutter und einen Vater. Für die Freiheit." Es ist das erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass sich die katholische Kirche in Spanien derart in die Politik einmischt.

Eine Mehrheit der Spanier unterstützt in Umfragen die Gesetzesvorlage, die die regierenden Sozialisten von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero einbrachten. Das Gesetz wird wahrscheinlich schon in wenigen Wochen verabschiedet. Es sieht vor, dass in Spanien Ehen homosexueller Paare mit heterosexuellen Ehen einschließlich der Möglichkeit der Kinderadoption rechtlich gleichgestellt werden.

In Europa gibt es eine solche Regelung bisher nur in den Niederlanden. In Belgien sind homosexuelle Eheschließungen ebenfalls legalisiert, allerdings ist über die Frage der Adoption von Kindern noch nicht entschieden worden. In Deutschland und den skandinavischen Ländern können homosexuelle Paare ihre Partnerschaft amtlich eintragen lassen, aber keine Kinder adoptieren.

"Normalenparade"

In Warschau protestierten ebenfalls am Samstag hunderte Menschen gegen eine Demonstration von Schwulen und Lesben vom vergangenen Wochenende. Die 800 Teilnehmer, meist Mitglieder der nationalistischen Polnischen Familienliga, bezeichneten ihren Protestmarsch als eine "Normalenparade". Sie trugen polnische Flaggen und Transparente mit der Aufschrift "Ja zur Familie, Nein zum Abnormen" und "Ein Junge und ein Mädchen, das ist eine normale Familie".

"Wir sind hier, weil wir gewisse moralische Werte und Traditionen schützen wollen, den Gedanken, dass eine Familie eine Einheit aus einem Mann und einer Frau ist", sagte der 18-jährige Student Kacper Maczak. Vor dem Parlamentsgebäude sagte ein Abgeordneter der Familienliga, Robert Strak: "Wir sind hier, um zu zeigen, dass Polen ein normales Land ist mit Abnormen in der Minderheit. Wir sind das Heimatland von Papst Johannes Paul II., hier ist kein Platz für Unnormale." (kas)