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Stichwort: Japanische Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg

Rainer Sollich11. April 2005

Mit dem Vorwurf, Kriegsverbrechen bis heute zu leugnen oder zu relativieren, wird Japan nicht nur von chinesischer Seite konfrontiert.

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Japanische Soldaten bei der Einnahme einer ostchinesischen Stadt 1941Bild: AP

Praktisch seit Kriegsende 1945 findet sich die Regierung in Tokio mit dem Vorwurf konfrontiert, die von japanischen Truppen begangenen Kriegsverbrechen in Nachbarländern nicht hinreichend aufgearbeitet und sich auch nur halbherzig dafür entschuldigt zu haben. Kritiker verweisen dabei als Gegenbeispiel oft auf die in Deutschland praktizierte Form der Vergangenheitsbewältigung nach 1945 und fordern von den Japanern ein ähnliches offenes Schuldeingeständnis.

Das Massaker von Nanjing

Besonders hervorgehoben wird dabei oft das Massaker von Nanjing im Dezember 1937: Bei der Einnahme der damaligen chinesischen Hauptstadt wüteten japanische Truppen auf grausamste Weise, es gab Massen-Erschießungen und zahlreiche Vergewaltigungen. Rund 300.000 Chinesen fielen dem Massaker zu Opfer, die meisten waren Zivilisten.

Das Massaker von Nanjing wird von japanischen Politikern und Behörden zwar nicht grundsätzlich geleugnet, in seinem Ausmaß aber häufig als "Zwischenfall" relativiert. Eine beschönigende Sicht auf die Vorfälle von damals wird von chinesischer Seite auch dem kürzlich herausgegebenen japanischen Schulbuch angelastet, das Anlass für die anti-japanischen Ausschreitungen Anfang April in China war. Für besondere Empörung sorgte dabei, dass die Herausgabe des Schulbuchs ausgerechnet am chinesischen Totengedenktag erfolgte. Ähnlichen Streit hatte es auch in den vergangenen Jahren immer wieder um entsprechende Passagen in japanischen Schulbücher gegeben.

Die ungeklärte Geschichte der "Trostfrauen"

Neben dem Massaker von Nanjing wird Japan von Nachbarländern wie China und Korea auch vorgeworfen, nicht ausreichend die Geschichte der so genannten "Trostfrauen" in der Zeit des Zweiten Weltkriegs aufgearbeitet zu haben. Mit diesem beschönigend klingenden Ausdruck werden die bis zu 200.000 Frauen bezeichnet, die von japanischen Soldaten in den kolonialisierten Gebieten Chinas, Koreas und auf den Philippinen verschleppt wurden. Sie wurden von den Japanern als Zwangsprostituierte in Bordellen eingesetzt; zahlreiche dieser gedemütigten Frauen wurden ermordet oder begingen später Selbstmord.

Für Proteste besonders in China und Südkorea haben in den letzten Jahren auch mehrfach Besuche hochrangiger japanischer Politiker im Tokioter Yasukuni-Schrein gesorgt, wo neben einfachen Soldaten auch japanische Kriegsverbrecher verehrt werden. Japans Regierungschef Junichiro Koizumi hat die Forderung der Nachbarstaaten, auf Besuche dort zu verzichten, mehrfach abgelehnt und stattdessen versucht, seine regelmäßigen Visiten dort als "privat" zu deklarieren.