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Ärger mit türkischen Münzen in Euroland

Vedat Acikgöz4. Februar 2005

Die Währungsreform in der Türkei brachte der dortigen Wirtschaft neue Impulse - und Münzen. Den Euro-Ländern machen diese nun Probleme. Denn die neue Ein-Lira-Münze ist von einem zwei Euro-Stück kaum zu unterscheiden.

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Euro als Vorbild? Neue türkische MünzenBild: AP

"Die Befürchtung ist eingetreten", schrieb vergangene Woche die türkische Tageszeitung Hürriyet auf ihrer Titelseite. Die neue Ein-Lira-Münze sei identisch mit der Zwei-Euro-Münze und werde in Euro-Ländern an Automaten missbraucht. Die Münzen waren mit der Währungsreform zum Jahresbeginn (1.1.2005) eingeführt worden.

Wer die neue Lira-Münze besitzt, kann zum Beispiel für umgerechnet 1,10 Euro eine Packung aus den Zigaretten-Automaten ziehen und muss dafür nicht die üblichen vier Euro bezahlen. Denn die Automaten können zwischen zwischen Euro und einer türkischen Ein-Lira Münze nicht unterscheiden. Das gilt auch für viele Getränke-, Schokoladen- und Kaffeeautomaten.

Problem nicht neu

Peter Lind, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Automatenhersteller ergänzt, dass eine Verwechslungsgefahr noch bei einer zweiten Münze bestehe, dem 50-Kurus-Stück im Wert einer halben Lira.

Das Problem mit den neuen türkischen Münzen ist für Lind nicht neu. Bereits im Frühjahr 2004 erkannte man die Verwechslungsgefahr. Sofort hatte die Europäische Kommission Kontakt mit der türkischen Regierung aufgenommen, um dieses Problem zu lösen. Es habe von Seiten der türkischen Regierung die Zusage gegeben, dass bei den folgenden Prägungen, die Münzen in Durchmesser und Dicke etwas verändert werden, um so eine Verwechslungsgefahr mit Euro-Münzen auszuschließen, sagt Lind.

Alte Automaten lassen sich täuschen



Doch in der Praxis sieht es bisher anders aus. Denn die Prägungen, die seit dem 1. Januar 2005 im Umlauf sind, werden von den alten, also den mechanischen Automaten als Zwei-Euro-Stücke anerkannt.

Bei den neueren Automaten besteht dieses Problem nicht, denn diese können die kleinsten Unterschiede beider Münzen erkennen. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 1, 3 Millionen Automaten, 720.000 davon sind Zigarettenautomaten. Rund fünf bis zehn Prozent funktionieren noch mit dem alten, mechanischen System.

Schaden unklar

Auch Hersteller der Münzprüfgeräte, die die Prüfung der einzelnen Münzen in den Geräten sicherstellt, beschäftigen sich seit Monaten mit diesem Problem. Kunden mit mechanischen Geräten wurden informiert und erklärt, welche Änderungen sie an den Münzgeräten durchführen müssen.

Die Entscheidung darüber, ob diese Änderungen vorgenommen wurden und werden, liege jedoch an den Automaten-Aufstellern, so Lind. Welchen Schaden deshalb die neue türkische Lira bei Automatenaufstellern bisher tatsächlich verursacht hat, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht beziffert werden.

"Große Katastrophe nicht zu erwarten"

Lind fürchtet jedoch keinen größeren Schaden und zeigt sich zuversichtlich. Es sei sicher schon die ein oder andere Münze angekommen, aber in einem überschaubarem Ausmaß. Es werde sich nie ausschließen lassen, dass es noch Verwechslungen gebe, wenn solche Münzen erst einmal im Umlauf sind. "Hier geht es ja im wesentlichen
darum, eine große Katastrophe zu vermeiden und das ist in der Tat dadurch geschehen, dass die Geräte entsprechend nachgerüstet werden können", so Lind.