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Einfuhrzoll wird krumm genommen

Marco Stoffel25. Januar 2005

Deutsche Fruchthändler kritisieren die Berechnung der Europäischen Union für den zukünftigen Bananeneinfuhrzoll. Eine Verdreifachung der Zollbelastung hätte weitreichende Folgen für den deutschen Bananenmarkt.

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Die Banane wird politischBild: dpa

Die Banane ist eine der wichtigsten Importfrüchte der Welt. Die Europäische Union ist Hauptabnehmer der begehrten krummen Dinger - und Deutschland die "Bananenrepublik" schlechthin: Etwa 1,1 Millionen Tonnen Bananen werden jährlich importiert. Das ist ein Großteil der EU-Einfuhr aus Drittländern. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland lag 2003 bei 17,70 Kilogramm Bananen pro Haushalt. Nur Äpfel waren mit 22,96 Kilogramm noch beliebter.

Günstige Stimmungsmacher

Die Beliebtheit hat mehrere Gründe: Bananen sind gesund, schmecken halbwegs exotisch und haben von Natur aus eine praktische Verpackung. Auch im Freien kann man sich damit fröhlich essen: Bananen enthalten nämlich reichlich vom Stimmungsmacher Serotonin. Gute Laune zu günstigem Preis, was will man mehr.

Doch aktuell herrscht eher schlechte Stimmung beim Thema Banane. Denn die Banane soll teurer werden. Nach Ansicht des Deutschen Fruchthandelsverband (DFHV) basiert der Vorschlag der Europäischen Kommission, den Einfuhrzoll für Bananen ab dem Jahr 2006 auf 230 Euro/Tonne anzuheben, auf falschen Preisstatistiken.

Die Quoten-Banane

Zum Schutz der europäischen Bananenerzeuger vor niedrigen Weltmarktpreisen unterliegt die Einfuhr von so genannten Dollarbananen einem komplizierten Quotensystem. Das Einfuhrkontingent der EU ermöglicht den Import von 3.113.000 Tonnen Bananen zu einem Zollsatz von 75 Euro pro Tonne.

Die Banane ist krumm
Warum, warum ist die Banane krumm?

Doch spätestens 2006 soll die Einfuhr von Bananen in die EU einfacher werden. Die EU-Kommission möchte von der komplizierten Quotenregelung zu einem reinen Zollsystem übergehen. Dies sieht ein Abkommen aus dem Jahr 2001 zwischen den USA und Ecuador einerseits und der EU andererseits vor. Die Banane ist politisch geworden.

Die Zukunft der gelben Frucht

Die Höhe des Zollsatzes ist entscheidend für die Zukunft der gelben Frucht und somit auch im Interesse des Bananen-Endverbrauchers. Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation mit den wichtigsten Erzeugerländern von Bananen laufen bereits.

Die Europäische Kommission hat in diesen Verhandlungen den Ländern Ecuador, Kolumbien, Costa Rica und Panama einen Zollsatz von 230 Euro pro Tonne vorgeschlagen. Nur so sei der Schutz der europäischen Bananenerzeuger nach Abschaffung der Einfuhrquoten zu garantieren.

Zollbelastung macht Banane teuer

"Die Berechnung dieses Zollsatzes beruht auf falschen Zahlen", erklärt Ulrich Boysen, Geschäftsführer der DFHV. "Die Statistiken, auf die zurückgegriffen wurde, bilden nicht die richtige Datengrundlage." So sei der überhöhte Preis von 890 Euro/Tonne als Ausgangsbasis genommen worden.

"Nach Berechnungen des DHFV bei den deutschen Bananenimporteuren muss der Preis jedoch unter 700 Euro/Tonne liegen", sagt Boysen. Entsprechend geringer sei auch die Differenz zum Weltmarktpreis.

Boysen ist sich sicher, dass die Verdreifachung der Zollbelastung zu einem Konsumrückgang führt. "Die Differenz macht deutlich, dass der Preis einer Banane sich für den Verbraucher arg verteuern würde", so Boysen. Der Zollsatz sei daher weder sachgerecht noch am Markt tragfähig. Bleibt zu hoffen, dass die "Bananenrepublik Deutschland" von einer Preisrevolution verschont bleibt.