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Weltbank zeigt sich großzügig

Daniel Scheschkewitz, Washington DC13. Januar 2005

Auch die Weltbank will den Wiederaufbau in der Flutregion unterstützen - finanziell und fachlich. Doch für den Präsidenten Wolfensohn ist klar: Um die Menschen wieder aufzurichten, sei neben Geld auch viel Zeit nötig.

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Neue Häuser fehlen - nicht nur in Sri LankaBild: AP

"So etwas haben Sie noch nicht gesehen. Man fühlt sich wie eine kleine Ameise. Wir sind über Gebiete geflogen, auf denen das Land weggerissen wurde, als wenn es von einem Staubsauger verschluckt worden sei", sagte James Wolfensohn am Mittwoch (12.1.2004) über seine Eindrücke aus der Katastrophenregion in Südasien. Der Präsident der Weltbank hatte sich zuvor in Sri Lanka, Indonesien und auf den Malediven über die Schäden der Flut informiert. Allein auf den Malediven sollen 17 Inseln vom Erdboden verschwunden, 15 weitere stark zerstört worden sein und zwei Drittel der Inselgruppe stünden noch immer unter Wasser.

Langfristiger Bedarf muss noch ermittelt werden

Aceh
Flutopfer in der Stadt Banda Aceh warten auf ReisBild: AP

Die Weltbank in Washington will den Wiederaufbau auf den Malediven, in der indonesischen Provinz Aceh und in Sri Lanka finanziell unterstützen. Indien, das materielle Hilfe abgelehnt hat, soll mit fachlichem Rat langfristig unterstützt werden. Nachdem die Weltbank zunächst 250 Millionen US-Dollar für die unmittelbare Wiederaufbauhilfe zur Verfügung gestellt hat, soll der langfristige Bedarf in den nächsten zwei bis drei Monaten in Zusammenarbeit mit den Regierungen der jeweiligen Länder ermittelt werden.

Laut Wolfensohn werden Elektrizität und Wasser gebraucht. Brücken müssten neu gebaut werden, ebenso Kommunikationsmittel. "Wenn man aber von 100.000 zerstörten Unterkünften ausgeht, dann stellt sich die Frage, wo sie gebaut werden sollen: Um welche Art von Unterkunft soll es sich handeln, in welcher Art von Gemeinwesen? Zurzeit wissen wir in vielen Fällen überhaupt nicht, was von diesen Gemeinwesen noch übrig geblieben ist. Man muss diesen Gemeinden die Zeit geben, Pläne zu entwickeln, wie sie künftig leben wollen", sagte der Weltbank-Präsident weiter.

Bessere Häuser bauen

Erst dann könne der konkrete Finanzbedarf ermittelt werden, dessen Volumen Wolfensohn für die Weltbank auf zwischen einer Milliarde und 1,5 Milliarden US-Dollar schätzte. Wolfensohn, der als Präsident der Weltbank im Juni 2005 ausscheiden wird, plädierte dafür, den Menschen sichere Behausungen zu bauen, mit sanitären Einrichtungen - denn von der Katastrophe seien vor allem die ärmsten Menschen am schlimmsten betroffen.

Die Welle der internationalen Hilfsbereitschaft hat auch Wolfensohn beeindruckt. Von den 900 Millionen Dollar die zur Linderung nur der ärgsten Not benötigt würden, seien 700 Millionen bereits aufgebracht. Der Weltbankchef glaubt, dass der materielle Wiederaufbau mittelfristig in den Griff zu bekommen sei, aber "wenn man mit den Menschen redet und die Flüchtlingslager gesehen hat, dann begreift man, dass Geld und alle materielle Hilfe nichts daran ändern werden, dass die Wiederaufrichtung der Menschen lange, sehr lange Zeit in Anspruch nehmen wird", sagte der Weltbank-Präsident.