1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kommentator der Zeitung FAKTI befürchtet bei schleppender Umsetzung von Abkommen wachsenden albanischen Nationalismus

29. Dezember 2004
https://p.dw.com/p/63Yu

Skopje, 27.12.2004, FAKTI, alban.

Die panalbanische Bewegung wird von vielen Beobachtern als ernste Gefahr für die Stabilität auf dem Balkan angesehen. Ein Jahrhundert der Grenzveränderungen hat dazu geführt, dass die Albaner über Kosova, Montenegro, Mazedonien, Griechenland und Serbien verstreut leben. Die UCK (Nationale Befreiungsarmee – MD) in Mazedonien und andere Gruppen haben gewaltsame Kampagnen für die Rechte der ethnischen Albaner geführt. Wie weit reichen deren Ambitionen?

So stellte die International Crisis Group (ICG) Anfang des Jahres die offenen Fragen vor. In der ICG-Untersuchung wird angedeutet, dass die panalbanische Bewegung komplexer und vielschichtiger ist als grobe Charakterisierungen über ein Groß-Albanien oder Groß-Kosova. Es sei betont, dass die Unterstützung für die Nationale Befreiungsarmee in Mazedonien und die UCK (Kosova-Befreiungsarmee- MD) in Kosova zunahm, als sie ihre panalbanischen Ziele aufgaben und sich auf mehr Rechte für ihre Leute konzentrierten.

Der Wunsch der kosova-albanischen Bevölkerung nach Unabhängigkeit wird von der Mehrzahl der Albaner auf dem Balkan unterstützt. Ein unabhängiges Kosova ist jedoch etwas völlig anderes als ein Groß-Albanien. Das Problem der internationalen Gemeinschaft ist es, die Gespräche über den endgültigen Status von Kosova zu organisieren, ohne dessen Nachbarn zu destabilisieren. Die meisten mazedonischsprachigen Medien in Shkup (Skopje – MD) und die Mehrzahl der mazedonischen Akademiemitglieder und Intellektuellen differenzieren jedoch nicht zwischen Groß-Albanien und einem unabhängigen Kosova.

Die Unzufriedenheit mit den Verzögerungen bei der Umsetzung politischer Abkommen und versprochenen Reformen ist von den regierenden politischen Oligarchien nicht genügend untersucht worden. Diese Unzufriedenheit könnte zu einer ständigen Brutstätte für den albanischen Nationalismus werden. Dieser Nationalismus könnte je nach Grad der Umsetzung der politischen Abkommen – Ohër (Ohrid – MD), Konçul (Konculj – MD) – die von der internationalen Gemeinschaft, aber auch von Albanern, die das Übel in ihrer Mitte bekämpfen sollten, anstatt das andere für dich tun zu lassen, vermittelten wurden, kontrolliert werden.

Die Qualität des Angebots einer Dezentralisierung und rascheren Umsetzung des Abkommens von Oher und der Unabhängigkeit Kosovas im Austausch gegen Zusicherungen der albanischen Entitäten auf dem Balkan, dass "die gegenwärtigen Grenzen in Südosteuropa unverändert bleiben" würden ebenfalls zu einer Stabilisierung der Region beitragen.

Es ist ebenso an den Albanern wie an den Regierungen in Mazedonien, Serbien, Kosova und Mazedonien, positive Energie für eine dauerhafte Stabilität zu schaffen, um so den Weg zu ebnen für eine Integration der Region in EU und NATO. (MK)