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Friedensnobelpreis für Shirin Ebadi

10. Oktober 2003

Der Friedensnobelpreis 2003 geht an die iranische Menschenrechtlerin Shirin Ebadi. Die 54-jährige Juristin wird für ihren Einsatz bei der Demokratisierung Irans und für mehr Rechte von Frauen und Kindern ausgezeichnet.

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Eine völlig überraschte Preisträgerin: Shirin EbadiBild: AP

Der Vorsitzende des Nobelkomitees, Ole Danholt Mjos, erklärte am Freitag (10.10.2003), Ebadi habe ihre Stimme "klar und kräftig" für die Menschenrechte erhoben. In der Begründung des Komitees hieß es weiter: "In einer Ära der Gewalt ist sie konstant für Gewaltfreiheit eingetreten."

Die Anwältin setze sich seit Jahren für die Menschenrechte in ihrer Heimat sowie für die Rechte von Frauen und Kindern in einer ultrakonservativen moslemischen Gesellschaft ein, hieß es zur Begründung. Trotz wiederholter Drohungen verteidige sie immer wieder Verfolgte. Die Juristin war von 1975 bis 1979 Vorsitzende des Gerichtes von Teheran und damit die erste weibliche Richterin in Iran. Nach dem Sturz des Schahs wurde sie jedoch gezwungen, ihr Amt aufzugeben. Die neue Ayatollah-Führung hatte es Frauen verboten, ein Richteramt auszuüben.

"Muslim sein und die Demokratie unterstützen"

Ebadi zeigte sich in einer ersten Reaktion völlig überrascht. Diese Auszeichnung gelte allen Iranern, "die für die Demokratie kämpfen", sagte sie. "Ich bin Muslimin, man kann also Muslim sein und die Demokratie unterstützen." Die Entscheidung sei für die Menschenrechte in Iran, vor allem für die der Kinder, von großer Bedeutung. "Ich hoffe, dass ich nützlich sein kann", fügte Ebadi hinzu

Ebadi ist die erste Muslemin in der mehr als 100-jährigen Geschichte des Friedensnobelpreises, die diese Auszeichnung erhält. Die Juristin ist die elfte Frau, die seit der ersten Vergabe 1901 den Friedensnobelpreis zuerkannt bekommt. Mjos sagte, die Botschaft an die iranische Regierung sei, dass die "Einhaltung der Menschenrechte wichtiger ist als alles andere".

Die fünf Mitglieder des Nobelkomitees in Oslo, die vom norwegischen Parlament berufen wurden, blieben damit ihrem Ruf treu, auch den Mut zu überraschenden Entscheidungen zu haben. In den Medien waren zuletzt Papst Johannes Paul II. und der frühere tschechische Präsident Vaclav Havel als aussichtsreichste Kandidaten genannt worden.

"Erfreuliche Nachricht"

Havel hat die Verleihung des Friedensnobelpreises an Ebadi als "erfreuliche Nachricht" bezeichnet. Ebadi habe den Nobelpreis "zweifellos verdient", sagte der frühere Bürgerrechtler und Dramatiker am Freitag in Prag. "Ich gratuliere herzlich."

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Roth, hat die Zuerkennung des Friedensnobelpreises an die Iranerin Shirin Ebadi als "wunderbare Entscheidung" gelobt. Mit der Menschenrechtlerin werde eine Frau ausgezeichnet, die ein "Symbol für Rechtstaatlichkeit und Gewaltlosigkeit" sei, sagte die Grünen-Politikerin. (sams)