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China investiert Millionen

21. Juni 2011

Der chinesische Baumaschinenhersteller Sany lässt im Hochlohnland Deutschland fertigen. Es ist die größte Investition, die je ein chinesisches Unternehmen in Europa getätigt hat. Kann das gut gehen?

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Rotes Logo von Sany, außen an der Produktionshalle angebracht (Foto: DW)
Produktionshalle der Sany Europa-Zentrale in Bedburg bei KölnBild: DW/Z.Danhong

Zur Eröffnung schwebt leichte Klaviermusik über das Werksgelände. Bald schon allerdings wird man hier eine ganz andere Geräuschkulisse vorfinden: Das Surren von Entlüftungsanlagen, Hämmern und das Kreischen von Maschinen. Die chinesische Firma Sany will hier in Bedburg im Westen Deutschlands Baumaschinen herstellen. Am Montag (20.6.2011) ist das Werk offiziell eröffnet worden. Es ist die größte Investition, die je ein chinesisches Unternehmen in Europa getätigt hat. Sany hat 35 Millionen Euro in die deutsche Produktion investiert. Weitere Fertigungshallen sind geplant und auch eine Abteilung Forschung und Entwicklung soll folgen. Insgesamt will Sany in Deutschland mehr als 100 Millionen Euro investieren, verspricht Liang Wengen, Vorsitzender von Sany. "Wenn wir es schaffen, die Kostenvorteile Chinas und die deutschen Qualitätsvorteile Deutschlands zu kombinieren sind wir unschlagbar", verkündet er.

"Ungeheure Finanzkraft"

Liang Wengen sitzt vor einem Mikrofon am Konferenztisch (Foto: DW)
Selbstbewusst: Liang Wengen, Firmengründer von Sany und drittreichster Mann in ChinaBild: DW/Z.Danhong

Liang Wengen gilt als einer der erfolgreichsten Unternehmer Chinas. 1989 als kleine Fabrik für Schweißutensilien gegründet, ist Sany inzwischen zum größten Baumaschinenhersteller der Welt geworden. Die amerikanische Zeitschrift FORBES schätzt, dass Liang der drittreichste Chinese ist. Entsprechend selbstbewusst tritt er auch in Deutschland auf. Sein stärkstes Argument: Sany hat eine ungeheure Finanzkraft. "Allein dieses Jahr haben wir 2 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern erzielt", sagt Liang. "Das bedeutet, dass wir jetzt sehr viel Geld in die Forschung und Entwicklung investieren können."

Chinesische Unternehmen sind in den letzten Jahren zur zweitgrößten Gruppe ausländischer Investoren in Deutschland aufgestiegen. Doch so viel Geld wie Sany hat noch kein chinesisches Unternehmen auf einmal in Europa investiert. Die Branche ist nervös. "Es ist der richtige Zeitpunkt, um hier zu starten", sagt Paul Deder von der Fachzeitschrift BauPraxisZeitung. "Wir hatten in der Krise Umsatzeinbußen von 40, 50 Prozent. Aber mittlerweile können viele Hersteller nicht ausliefern, weil die Zulieferteile fehlen. Die Nachfrage übersteigt gerade das Angebot."

Einheimische Zulieferer

Riesige Halle mit farbigen Stahlträgern und Baumaschinen (Foto: DW)
Die Produktionshalle von innenBild: DW/Mathias Bölinger

Ob Sany sich tatsächlich auf dem deutschen Markt halten kann, wird davon abhängen, ob der chinesische Baumaschinen-Hersteller wirklich die Qualitäts-Ansprüche europäischer Baufirmen erfüllen kann. Das Unternehmen setzt deshalb bei kritischen Teilen auf renommierte einheimische Zulieferer. So werden die Rohre der Betonpumpe von der sauerländischen Firma Esser geliefert. Ihre Rohrleitungen sind besonders haltbar – und dafür auch besonders teuer. "Wenn die Chinesen standardmäßig ihre Pumpen mit unseren Rohrleitungen ausstatten, dann erhöhen die damit den Druck auf andere Wettbewerber das auch zu tun", freut sich Albert Daniels, Geschäftsführer von Esser. "Wir werden unter dem Strich dabei wahrscheinlich gewinnen."

Und vielleicht, so hofft Daniels, werde Sany ja langfristig sogar zu der Überzeugung kommen, dass es sich auch für den chinesischen Markt lohnen würde, die teureren Rohre aus Deutschland einzubauen. Wie auch immer das Abenteuer Sanys auf dem deutschen Markt ausgeht, für den Zulieferer Esser wird sich die Investition wohl lohnen.

Autor: Mathias Bölinger

Redaktion: Ana Lehmann