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Mutig gegen Despotie und Willkür

Menschenrechtlerin Sihem Bensedrine beim Deutsche Welle Global Media Forum 2011

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Sihem Bensedrine (R) argues with a military officerBild: picture alliance/dpa

Sihem Bensedrine (Jg. 1950), tunesische Menschenrechtlerin und Chefredakteurin der lange verbotenen Online-Zeitung Kalima und Sprecherin des nationalen Rats der Freiheit in Tunesien (CNLT), wird beim DW Global Media Forum am Workshop “A human rights strategy for a post-western world“ teilnehmen und ihre Sicht auf das Thema Menschenrechte darstellen. Sie kehrte jetzt aus ihrem Exil in Barcelona in ihre Heimat zurück.

Gegenüber Amnesty International nannte sie als Gründe für das Exil: „Ich wurde ständig von 15 bis 20 Männern bewacht, die vor meinem Haus warteten und mir überall hin folgten. Auch die Presse griff mich an: Ich war wahlweise eine Agentin Israels, der Hamas oder eine Prostituierte. Im Dezember 2009 schrieb ich einen offenen Brief mit dem Titel ‚Nehmen Sie Ihren Hut, Herr Präsident!’. Kurz darauf gingen mein Mann und ich ins Exil.“

Bereits seit den 1980er Jahren ist Sihem Bensedrine im tunesischen Freiheitskampf aktiv. 2002 erhielt sie den Johann Philipp Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit und 2005 erschien ihr Buch „Despoten vor Europas Haustür. Warum der Sicherheitswahn den Extremismus schürt“. (L' Europe et ses despotes)

Mit ihrer Publikation „Besiegte Befreite“ (Lettre à une amie irakienne) wurde sie zur internationalen Galionsfigur des Widerstands gegen die Diktatur Ben Alis und war vielfältigen Repressionen ausgesetzt.

Ihre couragierte Stimme aus dem Exil über das von ihr gegründete Internetradio Kalima hat nicht unwesentlich zum Sturz des Diktators beigetragen. Bensadrine geht dabei mit der Europäischen Union und speziell Frankreich hart ins Gericht - sie seien viel zu lang Komplize eines verbrecherischen Regimes gewesen. Den Volksaufstand sieht sie als die Summe von Frustrationen über soziale Ungerechtigkeiten innerhalb der jungen Bevölkerung, die darum gekämpft habe, ihre Würde zurückzuerobern. Vor diesem Hintergrund schreibt Bensedrine den neuen Medien und der so genannten „Facebook Generation“ eine bedeutende Rolle zu. Sie hätten dem Regime die Maske heruntergerissen.

Inzwischen habe sich viel verändert im Lande, sagt die Journalistin gegenüber Amnesty International. So hätten Menschenrechtsorganisationen ihre Arbeit wieder aufgenommen: „Zum Beispiel sammelt die Tunesische Menschenrechtsliga Bürgerbeschwerden. Wir vom Rat für Freiheitsrechte möchten die Energie der Demonstrationen, die es täglich im ganzen Land gibt, in positive Vorschläge ummünzen. Diese Menschen können ein Bollwerk sein gegen eine Regierung, mit der wir nicht zufrieden sind, aber die wir als Übergangslösung akzeptieren.“ Im Juli 2011 sollen in Tunesien Wahlen stattfinden.

Gerade das Verhältnis der westlichen Welt zu den Despoten Nordafrikas wird im Rahmen des DW Global Media Forum 2011 eine wesentliche Rolle spielen. Sihem Bensedrine ist dabei eine glaubwürdige und kompetente Zeitzeugin.
www.kalima-tunisie.info.