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IWF warnt vor der nächsten Finanzkrise

23. März 2011

Das internationale Finanzsystem steht weiterhin nahe am Abgrund - so der Internationale Währungsfonds. Viele Staaten hätten die Banken noch immer nicht im Griff. Und es fehlten Krisenpläne für strauchelnde Mega-Konzerne.

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Der IWF mahnt: Die Fehlanreize, Risiken einzugehen, sind noch größer geworden
Olivier Blanchard, Chefökonom des IWF (Foto: dapd)
Hat das Papier abgesegnet: IWF- Chefökonom Olivier BlanchardBild: AP

Das Weltfinanzsystem ist nach Einschätzung von IWF-Experten noch immer weit weniger gegen Finanzkrisen gewappnet als erwartet. Von grenzüberschreitend tätigen Mega-Finanzkonzernen gehe weiter ein großes Risiko für die Stabilität des internationalen Finanzsystems aus, stellen IWF-Experten in einem Diskussionspapier fest. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin kommt für Deutschland zu ähnlichen Einschätzungen.

Der Aufsatz der IWF-Mitarbeiter hat zwar nur den Status eines Diskussionspapiers, aber es hat den Segen von IWF-Chefökonom Olivier Blanchard und dem Leiter der IWF-Kapitalmarktabteilung, Jose Viñals. Und er enthält deutliche Worte. Es gebe international noch kein Modell, wie man systemrelevante Finanzriesen im Krisenfall so abwickeln oder restrukturieren könne, dass weniger die Steuerzahler als die Gläubiger die Zeche dafür bezahlen müssten, heißt es in dem Papier.

Es hat sich nur wenig geändert

Banken-Skyline in Frankfurt (Foto: dpa)
Eher noch systemrelevanter geworden: Banken in FrankfurtBild: picture alliance/dpa

Es müsse unbedingt darüber nachgedacht werden, wie die Komplexität dieser Konzerne reduziert, die Bandbreite ihrer Geschäfte verringert und ihre Kapitalstruktur verbessert werden könne. "In den meisten Ländern hat sich die Struktur des Finanzsystems nur wenig geändert", schreiben die Experten. Zudem habe die Konzentration der Anbieter mit dem Aufkauf von Krisenbanken durch stärkere Konkurrenten oft noch zugenommen. Zum gleichen Befund kommt auch Mechthild Schrooten, Professorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin: "Die Zahl der systemrelevanten Banken ist im Zuge dieser Finanzkrise eher gestiegen." Zurzeit sehe man im Bankensektor eine große Fusionswelle. Auch und gerade große Banken seien davon betroffen. "Und wenn große Banken fusionieren, entstehen noch größere Banken und damit entstehen noch systemisch relevantere Institute."

Die umfangreichen staatlichen Hilfen für krisenbedrohte Banken haben zudem den Druck verstärkt, dass ein Zusammenbruch solcher Institute wegen der dramatischen Folgen geradezu um jeden Preis vermieden werden muss - sie sind demnach mehr denn je "too big to fail", zu groß, um abgewickelt werden zu können. "Wenn es die Idee war, als Krisenprävention die Anzahl der systemisch relevanten Institute herunterzufahren, dann ist das zumindest in Deutschland nicht gelungen", sagt Schrooten in ihrer Untersuchung. Man wisse immer noch nicht ganz genau, was noch alles in den Bankenbilanzen versteckt sei. "Allerdings konnten die Banken erhebliche Teile ihrer Risiken in Bad Banks auslagern. Deshalb kann man davon ausgehen, dass die Bankbilanzen heute gesünder sind als vor zwei Jahren."

Neuer Stresstest

Ob sie tatsächlich gesünder sind, wird vermutlich der nächste Stresstest zeigen, den die neue europäische Bankenaufsicht EBA jetzt aufgelegt hat. 88 Banken, darunter 13 deutsche, müssen den hypothetischen Fall einer bis Ende 2012 anhaltenden Rezession durchspielen und zeigen, dass sie dabei nicht allzu viel Eigenkapital verlieren. Ende Juni sollen die Ergebnisse vorliegen. Der erste Stresstest dieser Art hatte nach Ansicht von Experten seinen Namen nicht verdient. Vor einem Jahr waren von 91 Instituten nur sieben durchgefallen - nicht aber jene vier Banken, die kurze Zeit später Irland an den Rand der Pleite gebracht haben.

Autor: Rolf Wenkel

Redaktion: Henrik Böhme