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Lufthansa startet Internetangebot in der Luft

5. März 2011

Bislang galten Flugzeuge als der letzte Ort der Unerreichbarkeit. Doch damit ist nun Schluss, denn mit ihrem Flynet-Angebot bietet die Lufthansa als erste Airline Breitbandinternet über den Wolken.

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Mann im Flugzeug benutzt seinen Laptop (Foto: Lufthansa)
Er darf das - die Flugbegleiterin wirds mit einem Lächeln quittierenBild: Lufthansa

Während vor allem amerikanische Airlines wie Delta und United bei ihren Internetangeboten auf terrestrische Verbindungen setzen, baut die Lufthansa auf Kommunikation via Satellit. Dadurch können Gäste anders als bei den amerikanischen Fluglinien auch über dem Atlantik auf eine zuverlässige Internetverbindung zugreifen. Genutzt werden ausgediente TV-Satelliten, die von einer Antenne auf dem Flugzeugdach angefunkt werden.

Buckel auf dem Flugzeugdach

Ein Lufthansa-Airbus A320-200 im Flug (Foto: dpa)
11.000 Meter hoch und trotzdem onlineBild: dpa

Diese Antenne befindet sich im hinteren Teil der Maschine und ragt bei einem Meter Durchmesser etwa dreißig Zentimeter über das Dach des Flugzeugs.

Bislang hat die Lufthansa 17 ihrer rund einhundert Langstreckenmaschinen mit der von Panasonic Avionics entwickelten Global Communications Suite ausgerüstet. Panasonic Avionics mit Sitz in Kalifornien ist der führende Anbieter von Inflight Entertainment Systemen und rüstet beispielsweise die Maschinen von Lufthansa oder Singapore Airlines mit Bildschirmen für das Unterhaltungssystem aus.

Der Aufwand für den Einbau einer solchen Antenne, die in das Dach des Flugzeugs gefräst wird, ist allerdings relativ hoch. Die Lufthansa gibt die Bodenzeit für eine Maschine während der Umrüstzeit mit bis zu vier Wochen an, so dass diese Arbeiten im Idealfall erledigt werden, wenn die Maschinen ohnehin für längere Servicearbeiten am Boden stehen. Aus diesem Grund wird das System wohl auch vorerst nicht in den Maschinen vom Typ A380 zum Einsatz kommen, weil diese gerade erst angeschafften Flugzeuge vorerst noch keine wochenlangen Checks benötigen.

Zweiter Versuch

Journalisten mit Laptop beim Testen des neuen Angebots der Lufthansa (Foto: Raymond Wiseman)
Die Testphase ist vorbei - Flynet geht in den regulären BetriebBild: DW/Raymond Wiseman

Bereits zwischen 2004 und 2006 hatte die Lufthansa gemeinsam mit der Boeing-Tochter Connexion versucht, das Internet an Bord in ihr Angebot aufzunehmen. Doch als die Boeing-Tochter Ende 2006 aus Unwirtschaftlichkeit ihren Dienst aufgab, war auch das Ende von Inflight-Internet besiegelt.

Mit Flynet geht die Lufthansa nun einen ganz neuen Weg und verspricht durch die Nutzung der Satelliten einen durchgängigen Internetservice. Auf dem Weg in die USA werden dafür bis zu vier Satelliten angefunkt, die dann ihrerseits das Signal an eine Bodenstation weiterleiten.

Einfache Bedienung

Panasonic Avianics-Chef Paul Margis (links) und Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber (rechts) (Foto: dpa)
Panasonic Avianics-Chef Paul Margis (links) und Ex-Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber (rechts)Bild: picture-alliance/dpa

Hat die Maschine eine Höhe von 3000 Metern erreicht, dann verkündet der Flugbegleiter, dass das System nun eingeschaltet ist. Der Internetnutzer verbindet sich dann mit seinem Laptop, Tablet-PC oder Smartphone über das Bordeigene Wlan-Netz mit dem System. Mangels Alternativangebot landet man sehr schnell auf der Flynet-Seite der Deutschen Telekom, die als Verbindungspartner der Lufthansa fungiert. Alles sieht so aus wie in einem der normalen Hot Spots der Telekom, die man zum Beispiel an Flughäfen oder in Schnellrestaurants findet.

Der Kunde muss sich dann zwischen einer Stunde für 10,95 Euro oder 24 Stunden für 19,95 Euro entscheiden. Einmal eingeloggt ist man dann erstaunt, wie schnell und zuverlässig das System wirklich arbeitet. Nachrichtenkanäle, Youtube-Videos oder Email-Anhänge lassen sich in Sekundenschnelle downloaden oder streamen. Für viele Kunden im ländlichen Deutschland ist die Verbindung in der Luft deutlich schneller, als das, was ihnen die Telekom zu Hause anbietet.

Internettelefonie ist verboten

Eine Computersimulation der Passagierkabine des Riesenflugzeugs A380 von Airbus. (Foto: Airbus)
Kunden des A380 müssen noch länger auf Flynet wartenBild: Airbus

Wie die Lufthansa in einer Testphase lernen musste, hat sie sich mit dem Flynet allerdings ein Problem geschaffen, das es bislang an Bord nicht gab. Viele der Kunden waren vom Flynet so begeistert, dass sie mit Skype oder anderen Anbietern von Internettelefonie sämtliche Freunde anriefen, um vom Ausblick in 11.000 Metern Höhe zu schwärmen. Das wiederum passt aber überhaupt nicht zu Kundenbefragungen der Lufthansa, die ergaben, dass die Mehrzahl der Passagiere an Bord gerne ihre Ruhe haben möchte. In Lautsprecherdurchsagen wird nun auf das Verbot hingewiesen. Zudem sind die Flugbegleiter angewiesen, die Störenfriede persönlich anzusprechen.

Journalisten mit Laptop beim Testen des neuen Angebots der Lufthansa (Foto: Raymond Wiseman)
Die Internetverbindung im Flugzeug - bei manch einem besser als ZuhauseBild: DW/Raymond Wiseman

Bis Ende des Jahres plant die Lufthansa, 70 Maschinen mit dem System zu bestücken. Weitere dreißig sollen dann 2012 folgen. Zudem soll das Angebot, das zurzeit auf Nordatlantikstrecken begrenzt ist, weltweit verfügbar sein. Und die Lufthansa plant noch in diesem Jahr die Einführung von GSM und GPRS-Services an Bord. Damit wird auch das Versenden von SMS über das Mobiltelefon möglich.

Imagegewinn statt Businessmodell

Fürs Erste rechnet die Lufthansa allerdings nicht damit, dass sich mit dem System Geld verdienen lässt. Da die Kosten für die gesamte Bestückung der Flotte im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen dürften, wird es einige Zeit brauchen, bis sich die Investition amortisieren.

Für Lufthansa-Innovationsmanager Christian Peter Körfken "ist der damit verbundene Imagegewinn als Technologie und Innovationsleader" dann auch erst einmal das wichtigste Argument für die Investition. Vor allem Geschäftsreisende dürften die Gelegenheit nutzen, bei Langstreckenflügen stets erreichbar zu sein.

Autor: Taufig Khalil
Redaktion: Jutta Wasserrab