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Zwei deutsche Drogenkuriere tot in Kolumbien

24. Februar 2011

Ihr Pass qualifiziert sie: die Verwicklung von Ausländern im Drogenhandel überrascht in Kolumbien niemanden mehr. Nun waren es zwei Deutsche – ihren Versuch, Kokain im Körper zu schmuggeln, bezahlten sie mit dem Leben.

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Zollmitarbeiter präsentieren im Rahmen der Jahrespressekonferenz des Hauptzollamts Koblenz am Freitag (23.04.2010) 90 sogenannte Bodypacks mit einem Gesamtgewicht von rund einem Kilogramm. DIe mit Kokain gefüllten Behälter hatte ein Drogenschmuggler verschluckt, um sie über den Flughafen Hahn einzuführen. Röntgenaufnahmen überführten den Täter. Das Jahresergebnis des Hauptzollamts Koblenz aus den Zolleinnahmen belief sich im Jahr 2009 auf mehr als 1,1 Milliarden Euro. (Foto: dpa)
In sogenannten Bodypacks wird Kokain im Körper geschmuggeltBild: picture alliance/dpa

Zwei Deutsche im Alter von 39 und 46 Jahren sind offenbar bei dem Versuch ums Leben gekommen, in sogenannten Bodypacks Drogen aus Kolumbien heraus zu schmuggeln. Ín der Stadt Palmira, 400 Kilometer südwestlich von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá entfernt, wurden beide offenbar auf offener Straße von Krämpfen heimgesucht. Einige Passanten eilten herbei um Hilfe zu leisten und riefen den Krankenwagen. Doch einer der Männer starb noch an Ort und Stelle, sein Begleiter verstarb nur kurze Zeit später im Krankenhaus.

450 Gramm Kokain in 116 Gummikapseln

Valle de Cauca (Foto: flickr)
Valle de Cauca: Die Provinz gilt als Hochburg des DrogenhandelsBild: cc-by-sa-getruve

"Dass manche Ausländer in dem Drogenhandel verwickelt sind, ist hier nicht selten", bestätigt Sandra Martínez, Sprecherin der Polizei von Palmira in der Provinz Valle del Cauca in Kolumbien und fügt hinzu: "Aber es ist das erste Mal, dass sie auf diese Weise umkommen."

Noch erwarte sie das endgültige Gutachten des Gerichtsmediziners, sagte Polizeisprecherin Martínez. Doch der Polizeichef Julián González habe den Befund bereits bestätigt, so Miguel Londoño, Korrespondent der kolumbianischen Tageszeitung "El País" in Cali. Die beiden transportierten in ihrem Körper jeweils 450 Gramm Kokain in 116 Gummikapseln, die, als sie rissen, zu einer tödlichen Überdosis führten.

Deutschland zurückhaltend

In der Deutschen Botschaft in Bogotá macht man bezüglich des Falles dicht. "Wenn wirklich zwei deutsche Bürger gestorben wären - und ich bestätige dies nicht damit– bestünde unsere Arbeit nur darin die anstehenden Formalitäten zu regeln. Verantwortlich für die Presse ist das Auswärtige Amt in Berlin", so ein Botschafts-Mitarbeiter, der weder Namen noch sein Amt genannt wissen will. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte indes DW-WORLD.DE den Tod zweier Bundesbürger in Kolumbien. Man wies aber darauf hin, dass weitere Informationen nicht weitergegeben werden dürften, aufgrund des Schutzes der Privatsphäre und aus Respekt vor den Familien der Verstorbenen.

"Wir wissen, dass sie so etwas wie Fingerhüte im Magen transportiert hatten und als die Behälter platzten führte das zum Tod an einer Überdosis", zitiert die Zeitung "El País" den Polizeichef Julián González. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft erklärte, dass die beiden Deutschen sich seit dem 1. Februar in einem Hotel in Palmira einquartiert hatten und im Besitz von Flugtickets zurück nach Deutschland waren; von Bogotá sollte es über Madrid nach Frankfurt gehen.

Die kolumbianische Marine führt am 4. September 2009 in Morrosquillo1,9 Tonnen beschlagnahmtes Kokain vor (Foto: pa)
Kokain: Noch immer wächst in den USA und Europa der Markt für die illegale DrogeBild: picture alliance / landov

Eingesperrte Ausländer

"Palmira ist eines der Epizentren des Drogenhandels im Westen des Landes, weil hier der internationale Flughafen der Region liegt, von dem ein großer Teil der Ware ins Ausland gelangt", erklärt Polizeisprecherin Sandra Martínez. Mindestens 650 Ausländer verschiedener Nationalitäten sitzen in kolumbianischen Gefängnissen ihre Strafe ab; 90 Prozent von ihnen wegen Rauschgifthandels.

Im Oktober 2010 habe er mehrere Ausländer im Gefängnis von Palmira interviewt, erzählt der Journalist Miguel Londoño. Zu diesem Zeitpunkt hätten gerade einmal 15 Ausländer dort eingesessen, es waren Spanier und US-Amerikaner. "Mit Deutschen habe ich nicht gesprochen, aber das heißt nicht, dass es sie nicht auch gibt", sagt der Korrespondent. Alle hätten denselben Grund für ihre Haft angegeben: den Versuch, mit Drogen auszureisen.

Autor: Luna Bolívar / Vera-H. Nickelé

Bearbeiter: José Ospina Valencia / Sven Töniges