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Notreserve geöffnet

17. Februar 2011

Der Anstieg der Lebensmittelpreise bedroht tadschikischen Experten zufolge die Ernährungssicherheit des Landes. Die Regierung wirft Vorräte aus der Staatsreserve auf den Markt, um dem Preisanstieg Einhalt zu gebieten.

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Mehlsäcke aus Kasachstan, die in Tadschikistan verkauft werden. (Foto: DW)
Mehlsäcke aus KasachstanBild: DW

Der Preis für Mehl ist in Tadschikistan im Laufe des vergangenen Jahres um 80 Prozent, der für Zucker, Tee und Milch um fast 25 Prozent gestiegen. Anfang Februar 2011 kam es zu einem weiteren Preissprung.

"98 Prozent des nach Tadschikistan importierten Mehls stammt aus Kasachstan. Ende Januar erreichte dort der Weizenpreis Weltmarktniveau, was sich unmittelbar auf den tadschikischen Markt ausgewirkt hat", sagt Jelena Rachimowa vom tadschikischen Anti-Monopoldienst. In der Wettbewerbsbehörde befasst sich seit dem 7. Februar 2011 eine Sondergruppe mit dem Problem der steigenden Lebensmittelpreise. Als weiteren Grund für den Anstieg des Weizenpreises vermuten die Beamten Preisabsprachen unter den Händlern.

Behörden halten Vorräte geheim

In einem Lagerhof in Duschanbe (Foto: DW)
Staatliche Verkäufe sollen die Preise regulierenBild: DW

Als Gegenmaßnahme beschloss die Regierung, einen Teil der strategischen staatlichen Lebensmittelreserve auf den heimischen Markt zu werfen. An Wochenenden finden im ganzen Land Verkäufe von Mehl, Reis und Zucker statt. "Wenn man dies nicht tun würde, würden die Preise weiter steigen, was in erster Linie die armen Bevölkerungsschichten treffen würde", erläuterte Firus Saidow vom Zentrum für strategische Forschungen im tadschikischen Präsidialamt. Die Menschen wären gezwungen, Bestände von Saatgut für das Frühjahr bereits im Winter für den Verzehr zu verwenden, so der Experte. "Das stellt eine Bedrohung für die nationale Ernährungssicherheit dar", warnt Saidow.

Wie lange die Regierung die Lebensmittelpreise auf diese Weise regulieren will und wie lange sie dazu in der Lage sein wird, ist unklar. Der Umfang der staatlichen Vorräte wird geheim gehalten. "Getreide galt schon immer als strategisches Produkt", so Saidow. Wenn die Regierung den Umfang der Vorräte preisgeben würde, dann würde sofort jemand versuchen, mit den Zahlen zu spekulieren, um auf dem Getreidemarkt für Unruhe zu sorgen.

Zu wenig eigene Lebensmittel

Brot in einer Bäckerei in Duschanbe (Foto: DW)
Auch die Preise für Backwaren sind drastisch gestiegenBild: DW

Ein Anstieg des Getreidepreises löst in Tadschikistan gewöhnlich eine Kettenreaktion aus: Viele Lebensmittel werden teurer, so auch Fleisch und Milchprodukte. "Wenn Getreide teurer wird, steigen auch die Preise für Futtermittel", erläuterte der tadschikische Wirtschaftsexperte Hadschimuhammad Umarow. Die Nahrungsmittelpreise werden ihm zufolge noch mindestens bis zum Frühherbst auf einem hohem Niveau bleiben.

Dem UN-Welternähungsprogramm zufolge leidet jede fünfte Familie in Tadschikistan unter dem Mangel an bestimmten Lebensmitteln. Haushalte mit niedrigem Einkommen geben fast drei Viertel ihres Geldes für Lebensmittel aus, die in Tadschikistan zu 80 Prozent importiert werden. Zu den Importen gehören auch Hühnerfleisch, Eier, Milchprodukte und Konserven. "All dies könnte man auch in Tadschikistan selbst produzieren, wenn ausreichende Mengen an Rohstoffen, geeignete Anlagen zur Lebensmittelverarbeitung und entsprechend qualifizierte Arbeitskräfte vorhanden wären", sagt Umarow.

Autor: Galim Fashutdinov / Markian Ostaptschuk
Redaktion: Julia Kuckelkorn