1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Reich, reicher, Mubarak?

10. Februar 2011

Dass die Familie von Husni Mubarak nicht am Hungertuch nagt, ist gemeinhin bekannt. 40 Milliarden Dollar soll das Vermögen der Mubaraks betragen. Korrekt verdientes Geld kann es nicht sein.

https://p.dw.com/p/QyMk
Husni Mubarak sitzt an einem Konferenztisch. Vor ihn steht eine goldene Glocke (Foto: dpa)
Husni Mubarak kann sich mehr als eine goldene Glocke leistenBild: picture-alliance/dpa

Sohn Gamal soll mit 17 Milliarden der reichste sein. Platz zwei im Familien-Ranking würde laut den Schätzungen Husni Mubarak selbst - mit zehn Milliarden Dollar einnehmen. Gefolgt von Sohn Alaa mit acht und Ehefrau Susan mit um die vier Milliarden. Ob die Zahlen stimmen, weiß allenfalls der Mubarak-Clan selbst.

Kann man als Präsident soviel Geld verdienen?

Symbolbild: Dollarnoten-Bündel
40 Milliarden Dollar sollen die Mubaraks habenBild: AP Graphics


Dass die Höhe des Vermögens, die im Raum steht, jedenfalls nicht unrealistisch sei, sagt Daniel Thelesklaf, Leiter des Basel Institute on Governance und Vorstandsmitglied von Transparency International Schweiz, im Interview mit DW-WORLD.DE: "Wenn man das vergleicht mit dem ehemaligen Präsidenten von Nigeria, Herrn Abacha, der war nur wenige Jahre im Amt und hat es auch auf fünf bis sechs Milliarden gebracht. So gesehen ist es nicht unmöglich, dass man sich eine Milliarde pro Amtsjahr zusammenstiehlt."

Woher das Geld genau kommt, das der Mubarak-Clan in den rund 30 Jahren unter der Präsidentschaft von Husni Mubarak zusammengetragen hat, ist nur schwer zu ermitteln. Genauso schwer ist die Frage zu beantworten, wie groß der Teil des Vermögens ist, der illegal erworben wurde. "Zum Beispiel kommt es vor, dass in solchen Regimen Monopolbetriebe an Familienmitglieder gegeben werden, oder bestimmte Importlizenzen, die sehr, sehr lukrativ werden, dem Freundes- oder Familienkreis zugeschanzt werden", erklärt Daniel Thelesklaf. "Und so können sich große Vermögen akkumulieren, ohne dass ganz klar bestimmbar ist, dass es tatsächlich Erlöse aus verbrecherischen Machenschaften sind."

Woher kommt das Geld?

Porträt von Gamal Mubarak. Er spricht in ein Mikrofon und gestikuliert mit der rechten Hand. (Foto: dpa)
Gamal Mubarak ist angeblich das reichste FamilienmitgliedBild: picture alliance/dpa

Selbst wenn ein Teil des Vermögens, wie groß es auch sei, aus illegalen Geschäften stammt: die Tarnung ist gut - und die Grauzone groß. Der ägyptische Wirtschaftsexperte Ahmed el Naggar vom "Al-Ahram Center for Political and Strategic Studies" in Kairo gibt im Interview mit DW-WORLD.DE ein Beispiel dafür, wie Gamal Mubarak einen Teil seiner geschätzten 17 Milliarden Dollar Vermögen erwirtschaftet hat: "Ägypten musste seine Staatsanleihen auf internationalen Finanzmärkten verkaufen, weil die Kreditglaubwürdigkeit Ägyptens und seine Fähigkeit, Schulden abzubezahlen, allgemein angezweifelt wurden. Das war Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre. Die Staatsanleihen wurden damals für 35 Prozent ihres Nennwerts verkauft. Gamal Mubarak hat diese Staatsanleihen gekauft, weil ihm garantiert wurde, dass er vom ägyptischen Staat zu 100 Prozent den Nennwert bekommt - und das natürlich durch den Einfluss seines Vaters Husni Mubarak."

Neben den Staatsanleihen soll Familie Mubarak ihr Vermögen auch durch den Verkauf staatlicher Grundstücke und durch Privatisierungsprogramme angehäuft haben, so El Nagger. Dass das Vermögen allein durch das Gehalt von Husni Mubarak angehäuft werden konnte, glaubt keiner der Experten.

Wo befindet sich das Geld jetzt?

Ein geöffnetes Schließfach auf dem die schweizer Flagge abgebildet ist (Foto: dpa)
Im Gegensatz zu diesem Schließfach - schweizer Banken gelten als verschlossenBild: picture-alliance / ZB / DW-Montage


Ein Großteil des Geldes soll sich nach Medienberichten im Ausland befinden. Als sicher gilt, dass größere Summen in der Schweiz angelegt wurden, unter anderem bei den Großbanken UBS und Credit Suisse, vermuten Beobachter. Das einzige, was in diesem Zusammenhang sicher erscheint, ist, dass es in jedem Fall weniger als 3,6 Milliarden Franken sein müssen. Das war nach Angaben der Schweizerischen Nationalbank die Summe aller ägyptischen Guthaben in der Schweiz per Ende 2009.

Wie groß davon der Anteil ist, der möglicherweise auf den Mubarak-Clan entfällt, ist unklar. Die beiden Großbanken, die immer wieder in den Berichten über das Mubarak-Vermögen auftauchen, antworten auf Anfragen von DW-WORLD.DE mit schweizerischer Verschwiegenheit. Die Credit Suisse äußerte sich schriftlich nur mit folgendem Statement: "Die Credit Suisse hält sich strikt an die Schweizer Vorschriften und Sorgfaltspflichten betreffend Bekämpfung der Geldwäscherei und betreffend politisch exponierter Personen, welche zu den strengsten Vorschriften weltweit gehören." Ob und wer eine Geschäftsbeziehung zu ihr unterhält oder nicht, wollte die Großbank nicht kommentieren. Die Antwort der UBS steht noch aus. Die UBS gilt allerdings nicht als redseliger.

Bleibt das Vermögen den Mubaraks in jedem Fall erhalten?

Symbolbild: Ein Einkaufswagen vollen Geldbündel
Heute ist man geschickter: Mit Einkaufswagen wird das Geld schon lange nicht mehr zur Bank gebrachtBild: Fotolia/ Stefan Rajewski


Solange Husni Mubarak an der Macht war, gab es von politischer Seite keine Handhabe, das weltweit verteilte Vermögen des Mubarak-Clans einzufrieren. Die Banken hätten allerdings bereits tätig werden können, erklärt Daniel Thelesklaf vom Basel Institute on Governance: "Eine Bank kann immer ein Konto sperren, wenn sie sagen kann: 'Wir müssen den Hintergrund abklären'. Für eine Regierung ist das ein bisschen schwieriger im Umgang mit anderen im Amt befindlichen Regierungen. Hier kann aus völkerrechtlichen Gründen nicht oder noch nicht eingegriffen werden." Eine offizielle Beschlagnahme des Mubarak-Vermögens könne erst erfolgen, wenn eine Nachfolgeregierung ein Strafverfahren eröffnet und Beweise vorlegen kann, dass Geld illegal erworben wurde, so Thelesklaf.

Die Chancen, das gesamte illegal erworbene Vermögen dem ägyptischen Volk zurückzugeben, schätzen Experten allerdings als gering ein. Denn die Herrscherfamilien verfügen in der Regel über einen ganzen Stab an Beratern, die die Herkunft und den Fluss des Geldes geschickt verbergen können. Das Interesse der Bevölkerung daran sei ohnehin derzeit nicht allzu groß, sagt der ägyptische Wirtschaftsexperte Ahmed el Naggar vom Al-Ahram Center for Political and Strategic Studies in Kairo: "Momentan schaut die Bevölkerung nicht auf diese Details. Denn alle wissen um das erschreckende Ausmaß der Korruption im Staat - egal ob es um den korrupten Präsidenten-Clan oder um andere Beamte geht."

Autor: Marco Müller
Redaktion: Hans Spross / Kay-Alexander Scholz