1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Ägyptische Hoffnungen liegen auf El Baradei

28. Januar 2011

Mohammed El Baradei hat sich als Übergangspräsident in Ägypten ins Gespräch gebracht. Nach seiner Rückkehr nach Kairo ist der Friedensnobelpreisträger jedoch unter Hausarrest gestellt worden.

https://p.dw.com/p/QwAz
Mohammed El Baradei umringt von Reportern auf dem Flughafen von Kairo (Foto: AP)
Nach seiner Ankunft in Kairo: Mohammed El BaradeiBild: AP

Der Druck auf Ägyptens Präsidenten Hosni Mubarak scheint zu wachsen. Mit der Rückkehr von Mohammed El Baradei nach Kairo am Donnerstagabend (27.01.2011) gewann die ägyptische Protestbewegung an Fahrt. Doch nach seiner Teilnahme an den Demonstrationen wurde er von Sicherheitskräften festgesetzt und steht seit Freitagabend unter Hausarrest.

Chef der Übergangsregierung

Demonstranten umringt von Polizeikräften auf den Straßen von Kairo (Foto: AP)
Tage des Zorns: Demonstranten in den Straßen von KairoBild: AP

Er wünsche sich eine neue Regierung und einen friedlichen Übergang zu einem neuen Ägypten, hatte El Baradei noch vor seinem Abflug in Wien erklärt. Und nachdem sich die Demonstrationen in seinem Heimatland in den vergangenen Tagen nicht im Keim ersticken ließen, bot er sich direkt als Chef einer Übergangsregierung an. Bereits im Frühjahr 2010 galt El Baradei vielen linken und liberalen Oppositionellen als Hoffnungsträger für einen demokratischen Wandel.

Gerne wäre El Baradei gegen den seit 30 Jahren mit Hilfe von Notstandsgesetzen regierenden Hosni Mubarak angetreten. Doch der Opposition fehlte es zuletzt bei den Parlamentswahlen an Schlagkraft, weil die einzelnen Gruppen sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen konnten. Als staatliche Medien dann eine aggressive Kampagne gegen seine Familie starteten, zog sich der Friedensnobelpreisträger resigniert aus dem politischen Geschäft nach Wien zurück.

Diplomatisches Geschick

Ägyptens Präsident Hosni Mubarak (Mitte) gefolgt von seinem Sohn Gamal bei einer Konferenz in Sharm-el-Scheich (Foto: AP)
Gegen ihn richtet sich der Protest: Hosni Mubarak (Mitte)Bild: AP

Der am 17. Juni 1942 in Ägypten geborene El Baradei studierte Rechtswissenschaften in Kairo. Von 1964 an arbeitete er als Diplomat unter anderem in den Vertretungen seines Landes bei den Vereinten Nationen (UN) in Genf und New York, wo er – nebenbei – im Fach Internationales Recht promovierte. Zur IAEA kam El Baradei 1984, wo er unter anderem die Abteilung für Auswärtige Angelegenheiten leitete und dann als Stellvertreter des schwedischen Generaldirektors Hans Blix arbeitete. 1997 wurde er Blix' Nachfolger und damit als erster Repräsentant eines Entwicklungslandes Chef der Behörde. Obwohl ihm Beobachter in Wien großes diplomatisches Geschick bescheinigten, scheute er sich auch nicht, deutliche Worte zu finden.

Prominenter Protestler

Mohammed El Baradei vor einem IAEA-Schriftzug (Foto: dpa)
Friedennobelpreisträger und Hoffnungsträger: Mohammed El BaradeiBild: AP

Besonders schwierig war seine Rolle vor dem US-Krieg gegen den Irak 2003. Damals standen die IAEA-Waffeninspekteure unter massivem Druck Washingtons, Beweise für Geheimdienstberichte zu finden, wonach Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besaß. Wenige Wochen vor Kriegsbeginn erklärte der Ägypten dann öffentlich, seine Behörde habe „keine Beweise“ für diese Behauptung gefunden. Auch in den Verhandlungen über das iranische Atomprogramm ließ sich El Baradei für keine der beiden Seiten einnehmen und kämpfte unermüdlich für einen Kompromiss. Für seine Arbeit bei der IAEA wurde er im Dezember 2005 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Von der weltpolitischen Bühne verabschiedet sich der Karrierediplomat Ende 2009 nach zwölf Jahren im Amt und machte seinem Nachfolger an der Spitze der IAEA, Yukiya Amano, Platz. Nur vier Monate nach seiner Pensionierung jedoch kehrte der 68-jährige ins Polit-Geschäft zurück und engagierte sich im Präsidentschaftswahlkampf in Ägypten. Mit ihm erhält die Protestbewegung in Ägypten nun prominente Unterstützung und damit ist ihr die Aufmerksamkeit internationaler Medien mehr als sicher.

Autorin: Stephanie Gebert (dapd, dpa)

Redaktion: Thomas Latschan