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Sushi essen in Ramallah

16. Januar 2011

Ramallah ist das wirtschaftliche und politische Zentrum des Westjordanlandes. Überall wird gebaut: Neueste Attraktion ist das Sushi-Restaurant Soho, das erste japanische Restaurant in den besetzten Gebieten.

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Ein Mann macht Nigiris (Foto: DW-TV)
Auch in Ramallah wird jetzt Sushi zubereitetBild: DW-TV

In der Küche des Restaurants Soho in Ramallah werden die Zutaten für das Sushi geschnitten. Koch Nizar Shrim filettiert den Fisch und schneidet das Gemüse in schmale Streifen. Er macht Makis, Inside-Out und Sashimi."Ich bereite das Sushi auf japanische Art zu", erklärt Nizar. Gelernt hat der in Israel ausgebildete Koch bei einem japanischen Küchenmeister, der ihn und seine Kollegen in der Kunst der Sushi-Zubereitung unterwiesen hat. Für ihn sei das vollkommen neu gewesen, sagt Shrim. Aber das Restaurant sei ein voller Erfolg.

Roher Fisch ist für viele Palästinenser ein Graus, erklärt Shakibi Husseini, Manager des Caesar-Hotel, zu dem das Sushi-Restaurant gehört. Sogar der Koch Nizar Shrim selber mag kein Sushi.

Sushi mag nicht jeder

Darum sind es derzeit noch hauptsächlich Ausländer, die im Soho essen. Es war Husseinis Idee, in Ramallah das erste und bisher einzige Sushi-Restaurant zu eröffnen. Die japanische Küche sei heutzutage international verankert und beliebt. Außerdem wachse in Ramallah der Bedarf an guten Restaurants. Husseini ist erst vor gut einem halben Jahr nach Ramallah gezogen. "Ich finde das faszinierend. Die Stadt boomt, es gibt ernsthafte Investitionen in die Stadt", sagt er. "Wenn man sich das ganze Bild anschaut, dann sorgt die wirtschaftliche Entwicklung auch für politische Stabilität."

Gebäude der Drama Academy in Ramallah (Foto:Drama Academy)
Ramallah ist auch die "Kulturhauptstadt" des Westjordanlandes - eine Drama Academy gibt es auchBild: Drama Academy Ramallah

In den letzten Jahren hat Ramallah eine geradezu magnetische Anziehungskraft entwickelt. Viele Palästinenser aus den besetzten Gebieten und sogar aus dem Ausland zieht es in die Stadt. Überall wird gebaut, es entstehen Büros und Wohnungen, die Straßen werden ausgebessert, Ampeln aufgestellt und Straßenschilder.

Ramallah - Stadt der Kontroverse

Kinder im Flüchtlingslager Jalazoun nahe Ramallah (Foto:AP)
In der Nähe von Ramallah gibt es viele Füchtlingslager - nicht nur das Amari Lager, auch JalazounBild: AP

Doch nicht alle profitieren von dem Boom. Im Flüchtlingslager Amari am Stadtrand von Ramallah ist von dem neuen Wohlstand noch nichts angekommen. Hier ist die Arbeitslosigkeit nach wie vor hoch und die wirtschaftliche Lage schlecht, sagt der 29-jährige Hamsi. Er ist Polizist. Mit seinem Einkommen ernährt er seine Eltern und seine drei Geschwister. Heiraten kann er nicht. Dafür reicht sein Einkommen nicht aus. Hat sich die Lage in Ramallah also doch nicht wirklich verbessert? "Besser für wen?", fragt Hamsi. "Menschen, die Geld haben, verdienen noch mehr, aber nicht die Leute hier im Lager. Diejenigen, die Geld haben, können sich die Wohnungen in den Wolkenkratzern leisten, aber die Leute hier im Lager werden weiter nichts tun, als Tee und Kaffee zu verkaufen", fügt er hinzu.

Ein paar Männer kommen dazu. Wissen sie eigentlich, was Sushi ist? Die Frage löst Heiterkeit aus. "Sushi gehört zu Familie der Cornflakes", sagt ein Junge mit Überzeugung und dann überschlagen sich die Vorschläge: "Das ist Fisch, es ist rosa, es ist Fleisch. Sushi - das ist unser Präsident Mahmud Abbas."

Autorin: Bettina Marx

Redaktion: Diana Hodali