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Weniger Fische im Netz

15. Dezember 2010

Es ist eine kleine Atempause für die Fische: In der Nordsee gilt 2011 eine strengere Fangquote, so die EU-Minister. Experten meinen jedoch, damit sich die überfischten Bestände erholen, müsse mehr getan werden.

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Die Fischer in der Nordsee und im Nordatlantik dürfen im nächsten Jahr insgesamt weniger Fische fangen als 2010. Das ist das einstimmige Ergebnis eines 17 Stunden langen Verhandlungsmarathons, auf das sich die zuständigen EU-Minister am frühen Mittwochmorgen (15.12.2010) in Brüssel geeinigt haben. Damit senken sie das sechste Jahr in Folge die erlaubten Fangmengen.

Weniger Seelachs, mehr Hering

Im kommenden Jahr dürfen 13 Prozent weniger Seelachse aus dem Meer geholt werden. Beim Kabeljau, dessen Bestände stark gefährdet sind, sinkt die erlaubte Quote sogar um ein Fünftel. Dagegen sind beim Hering und bei Schollen die Fangmengen erhöht worden.

Bundesagrarministerin Aigner (links) unterhält sich mit dem britischen Unterstaatssekretär für Fischerei Richard Benyon, während des Treffens der EU-Agrarminister in Brüssel (Foto: ap)
Bundesagrarministerin Aigner (links) will sich für eine nachhaltige Fischerei einsetzenBild: AP

Diese neuen Fangquoten basieren auf der Empfehlung von Wissenschaftlern, erklärte Robert Kloos, Staatssekretär im Bundesagrarministerium. Für die Fischer sei die Beschränkung ihrer Fangmenge "bestimmt nicht einfach", sagte Agrarministerin Ilse Aigner. Aber langfristig gelte eben die simple Tatsache: Ohne Fische keine Fischer und damit auch keine Arbeit.

Maria Damanki, EU-Kommissarin für Fischerei und Meerespolitik (Archivfoto: DW)
Die EU-Kommissarin für Fischerei Damanki fordert eine engere Arbeit mit der WissenschaftBild: EU Kommission

Die für Fischerei zuständige EU-Kommissarin Maria Damanaki zeigte sich zufrieden: "Die Einigung ist sehr gut ausgefallen". Gefährdete Bestände wie etwa Haie seien durch die neue Vereinbarung sehr gut geschützt. Allerdings forderte Damanaki, dass der EU-Ministerrat noch enger mit der Wissenschaft zusammenarbeiten müsse.

Neue Fangquoten höher als Vorschlag der Kommission

Zwar haben sich die EU-Minister nach den Empfehlungen der Wissenschaftler gerichtet, nicht aber nach dem Vorschlag der EU-Kommission. Die plädierte nämlich für eine Reduzierung der Quote um zehn Prozent, also rund 90.000 Tonnen weniger Fisch, damit sich die europäischen Fischbestände erholen könnten. Der Kommissionsverschlag orientierte sich dabei an einem Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES).

Der ICES ist eine zwischenstaatliche wissenschaftliche Organisation mit Sitz in Dänemark. Anhand von Stichproben stellt sie fest, wie sich die Bestände der einzelnen Fischsorten entwickeln und wie viele Jungfische nachkommen. Anhand dieser Daten entwickelt der ICES Empfehlungen, wie viel Fisch gefangen werden kann, ohne die Bestände zu gefährden.

Umweltaktivisten unzufrieden

Greenpeace-Aktivisten protestieren gegen die Überfischung der europäischen Meere mit einer aufblasbaren Schiffsattrappe vor dem EU-Ratsgebäude. (Foto: ap)
Greenpeace protestiert gegen die Überfischung der europäischen MeereBild: AP

Auch Umweltaktivisten glauben, die Fangquoten seine trotz Reduzierung immer noch zu groß. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace beispielsweise fordert, das mindestens die Hälfte der EU-Fangflotte still gelegt werden müsse. Außerdem sollen Meeresschutzgebiete ohne Fischerei eingerichtet werden. "Der Teufelskreis aus zu großen Fangflotten, absurden Subventionen und fehlendem politischen Willen hat zur maßlosen Überfischung der europäischen Meere geführt", beklagt Thilo Maack, Meeresbiologe von Greenpeace. "Die Leidtragenden sind die Fischer selbst. Denn nur ein gesunder Bestand bietet der europäischen Fischerei eine Zukunftschance".

Verbrauchern rät Greenpeace, insgesamt weniger Fisch zu essen und auf den Verzehr gefährdeter Arten zu verzichten. Nach Angaben der EU-Kommission sind fast 90 Prozent der Fischbestände in Europa überfischt. Damit die Bestände sich erholen können, wurden zwar die erlaubten Fangmengen in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gesenkt, da dies aber trotzdem nicht ausreicht, soll 2013 die Fischereipolitik der EU reformiert werden.

Autor: Bachir Amroune (dpa, dapd, Greenpeace)

Redaktion: Insa Wrede