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Deutsche spenden jährlich 2,1 Milliarden Euro

12. Dezember 2010

Im Dezember nehmen Hilfswerke die meisten Spenden ein. Ob 2010 ein gutes Spendenjahr wird? Die Auswirkungen von Wirtschaftskrise, Missbrauchsfällen in der Kirche und Naturkatastrophen könnten das Volumen beeinflussen.

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Offene Geldbörse mit Euroscheinen und Münzen (Foto: pa/dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Vorweihnachtszeit ist Spendenzeit, - jedenfalls für gut 40 Prozent der Deutschen. Die spenden regelmäßig im Durchschnitt mehr als 100 Euro pro Jahr. Dabei geben Frauen mehr als Männer, Süddeutsche mehr als Norddeutsche, Katholiken etwas mehr als Evangelische. Tatsächlich hat die wirtschaftliche Lage wenig mit der Spendenbereitschaft der Bürger zu tun. Im Krisenjahr 2009 gingen die Spendeneinnahmen der Hilfsorganisationen von Privatpersonen nur um drei Prozent zurück - auf 2,1 Milliarden Euro.

Spendenzeit für kirchliche Hilfswerke

Sammeldose von 'Brot für die Welt' (Foto: AP)
Spardose oder Sammelbüchse? Das ist die FrageBild: AP

Viele kirchliche Organisationen, wie das katholische Lateinamerika-Hilfswerk "Adveniat" oder die evangelische Aktion "Brot für die Welt", führen traditionell ab dem 1. Advent ihre Sammelkampagnen durch. Größere Einbrüche blieben trotz widriger Wirtschaftslage in den vergangenen Jahren aus.

Manche Hilfsorganisationen, zum Beispiel "missio", das in aller Welt helfende Päpstliche Missionswerk, haben sogar trotz Wirtschaftskrise einen Zuwachs verzeichnet. Der Grund: Etwa die Hälfte der Privatspenden in Deutschland kommt von der Generation 60 plus. Von Menschen also, die von der wirtschaftlichen Lage nicht unmittelbar betroffen sind. Deshalb sagt Michael Urselmann, Professor für Sozialmanagement in Köln: "Es gibt keine großzügigere Person als die ältere Frau, die in Bayern auf dem Lande lebt. Wenn sie auch noch aus einem Beamtenhaushalt kommt, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie viel spendet."

Finanzkrise schadet den Ärmsten der Armen

Ein Mann vor einem Computerbildschirm, auf dem eine Internetseite mit Spendenkonten zu sehen ist (Foto: dpa)
Orientierung über Hilfe bei NaturkatastrophenBild: dpa

Anders sieht es bei den Unternehmen aus. Die mussten wegen der Krise sparen. Die Katastrophenhilfe "humedica" aus Kaufbeuren berichtet, dass Sachspenden wie Medikamente deutlich zurückgefahren wurden. Mit fatalen Folgen für die Ärmsten der Armen, die von den Auswirkungen der Finanzkrise besonders hart getroffen wurden.

Spendenexperte Urselmann bedauert das. Gerade in der Krise hätten die Organisationen mehr Geld für die verschiedenen sozialen Projekte benötigt. So seien die Lebensmittelpreise durch die Krise stark gestiegen.

Was im Spendenjahr 2010 zu erwarten ist

Ob 2010 ein gutes Spendenjahr wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Denn die Vorweihnachtszeit ist die wichtigste Spendenzeit des Jahres: Mehr als die Hälfte der Jahreseinnahmen sammeln die Hilfswerke zwischen Oktober und Dezember.

Durch die großen Naturkatastrophen in Haiti und Pakistan 2010 hatten die Hilfswerke aber schon relativ hohe Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr. Michael Urselmann beobachtet: "Wenn jetzt eine besonders große Katastrophe kommt, dann spenden auch Menschen, die das normalerweise nicht tun. Solche Ausnahmesituationen steigern dann das gesamte Spendenvolumen." Dass manche Menschen, die für große Katastrophen bereits Geld überwiesen haben, an anderer Stelle Spenden sparen, ist nachzuvollziehen.

Kirchliche Organisationen weiter beliebt

Obwohl besonders die katholische Kirche durch das Aufdecken zahlreicher Missbrauchsfälle einen starken Imageverlust erlitten hat, sind die kirchlichen Organisationen als Spendenträger nach wie vor beliebt. Urselmann führt das darauf zurück, "dass diese Organisationen sehr stark und aktiv kommunizieren - und die Dinge nicht vertuscht und unter den Teppich gekehrt haben, sondern sehr offen mit der Sache umgegangen sind". Deshalb sei das Spendevolumen gleich geblieben.

Autoren: Barbara Weiß/Klaus Krämer

Redaktion: Marlis Schaum