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China setzt auf Effizienz

8. Dezember 2010

Die Volksrepublik China stößt weltweit die meisten CO2-Emissionen aus. Ein Grund hierfür ist die heimische Industrie. Sie gilt als noch vergleichsweise ineffizient. Doch das soll sich ändern.

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Radfahrer vor Kohlekraftwerk in China (Foto: apn)
China kommt mit der Stromproduktion kaum nachBild: AP
Atomkraftwerk in Shenzen (Foto: apn)
Der Anteil an Atomstrom soll von zwei auf sechs Prozent erhöht werdenBild: AP/COLOR CHINA PHOTO

Es war eines der Top-Themen in den chinesischen Medien: im nordchinesischen Landkreis Anping gingen im September sämtliche Lichter aus. Die ganze Region stand ohne Strom da. Der Grund: Die lokale Regierung hatte sich entschlossen, die Kraftwerke herunterzufahren. Anping hinkte den nationalen Energiesparzielen hinterher. Und durch den gezielten Stromausfall hofften die Politiker, die verlangten Quoten doch noch zu erfüllen. Die Folge: ein empörter Aufschrei in den chinesischen Medien.

Auch die Zentralregierung in Peking kritisierte die Maßnahmen der Lokal-Politiker. Der ganzen Region den Strom abzudrehen sei falsch und helfe nicht dabei, die Energie-Effizienz zu steigern. Ähnlich schätzt das auch Hu Tao ein, Berater des chinesischen Umweltministeriums. Die Intention sei gut gewesen, meint er. "Aber man kann doch das Leben der Menschen nicht derart stören, nur weil man seine energiepolitischen Ziele nicht erreicht hat. Das geht doch nicht." Gleichzeitig zeige der Fall Anping aber auch, wie ernst es China mit seinem Energiespar-Programm nehme.

Großes Einsparpotenzial

Kohlekraftwerk in der Provinz Heilongjiang (Foto: Xiao Xu)
Chinas Kraftwerke sind kaum mit umweltfreundlicher Technik ausgestattetBild: Xiao Xu

China will Strom sparen - und das geht am besten in der chinesischen Industrie. Dort werden zwischen 70 und 80 Prozent der gesamten in China erzeugten Energie verbraucht - ein wesentlich größerer Anteil als in den meisten anderen Ländern. Wegen der enormen Bedeutung der Industrie für die chinesische Wirtschaft. "In den letzten zehn Jahren ist schon sehr viel passiert, um die chinesische Industrie energieeffizienter zu machen", erklärt Dimitri de Boer von der UN-Organisation für industrielle Entwicklung in Peking.

"Zunächst hat man angefangen mit den großen Unternehmen: den großen Stahl-Öfen, den großen Beton-Herstellern. Viele der großen Unternehmen dieser Branchen sind mittlerweile auf Weltniveau. Sie sind sehr effizient." Zwar liege China insgesamt betrachtet bei der Effizienz noch immer 20 bis 30 Prozent hinter Ländern wie Deutschland oder Japan. Doch vor zehn Jahren seien es noch mehr als 30 Prozent gewesen.

Größere Effizienz im Interesse Chinas

Gas wird abgefackelt an der Spitze eines Gasförderturms in der Provinz Xinjiang (Foto: apn)
Gasförderturm in Xinjiang: In der Industrie liegt das größte SparpotenzialBild: AP

China hat in vielerlei Hinsicht ein Interesse daran, effizienter zu werden, glaubt de Boer. "Es geht nicht nur darum, den Klimawandel zu bekämpfen. Das ist natürlich auch ein Interesse. Aber ich denke, es gibt andere strategische Ziele, die noch wichtiger sind." Zum Beispiel versuche China unabhängiger von Energie-Importen zu werden oder auch Umweltschäden zu vermeiden. In einem nächsten Schritt sollen nach den großen nun auch die mittleren und kleinen Unternehmen umgerüstet werden.

Einfach ist das nicht. Unabhängig davon, wie wichtig das Ziel für die chinesische Regierung ist. Am schwierigsten sei es die Firmen davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, ihre Energieeffizienz zu verbessern, erklärt de Boer. "Warum sollten sie das machen? Wie sollten sie das machen? Was würde das kosten? Und inwiefern könnten sie damit Geld sparen? Wenn Sie diese Fragen beantworten können, dann ist die Lösung meist sehr einfach."

Wirtschaftliche Anreize

Auch die chinesische Regierung sollte in diese Richtung umsteuern und stärker die wirtschaftlichen Vorteile betonen, glaubt Berater Hu Tao. Zurzeit nutze China ausschließlich administrative Maßnahmen. Der Staat gebe eine Obergrenze vor, wie viel Strom verbraucht werden darf. Und die Provinzen und Regionen müssten das dann umsetzen. "Aber in Zukunft könnten wir mehr auf wirtschaftliche Anreize setzen. Zum Beispiel wäre ein Emissionshandel zwischen den verschiedenen Provinzen möglich. Oder eine Besteuerung der Unternehmen abhängig von ihrem CO2-Ausstoß. Ich glaube, in diesem Bereich gibt es noch viel, was China tun kann."

Autor: Philipp Bilsky
Redaktion: Rolf Wenkel