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Röttgen blockiert Atomtransport nach Russland

6. Dezember 2010

Alte Atombrennstäbe aus der DDR werden vorerst nicht zur Aufarbeitung nach Russland gebracht. Bundesumweltminister Röttgen hat den umstrittenen Transport aus dem Zwischenlager Ahaus zur Anlage Majak nicht genehmigt.

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Container mit Atommüll aus Bulgarien stehen in der russischen Atomanlage Majak (Archivfoto 2005: ITAR-TASS)
Container mit Atommüll aus Bulgarien stehen in der russischen Atomanlage MajakBild: AP

In der russischen Wiederaufarbeitungsanlage Majak könnten die 951 Brennelemente nicht verwertet werden, ohne Schäden hervorzurufen, sagte Umweltminister Norbert Röttgen am Montag (6.12.2010) in Bonn. Deshalb sei es "gegenwärtig" nicht möglich, die Brennstäbe dort aufzuarbeiten. Ein Hinweis auf die fehlenden Voraussetzungen sei, dass die russische Anlage im Atomkombinat Majak nicht einmal in Betrieb sei. Auf die Frage, ob ein Transport zu einem späteren Zeitpunkt infrage kommen könnte, antwortete der CDU-Politiker ausweichend. Es werde bis zu einer Entscheidung "wohl Jahre dauern können", sagte er.

Brennstäbe aus Rossendorf

Bundesumweltminister Röttgen (Foto: AP)
Majak? Umweltminister Röttgen sagte 'Njet'Bild: AP

Die 951 Brennelemente stammen aus dem inzwischen stillgelegten DDR-Forschungsreaktor im sächsischen Rossendorf. Sie waren 2005 ins Zwischenlager nach Ahaus im Münsterland gebracht worden. Von dort sollten sie in 18 Castorbehältern über die deutschen Häfen Bremen und Hamburg nach Majak transportiert werden.

Die Brennstäbe kamen ursprünglich aus der Sowjetunion. Sie sollten auf der Grundlage eines zwischen den USA, Russland und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vertraglich vereinbarten Programms in die russische Wiederaufarbeitungsanlage gebracht werden.

Majak soll seit einem Unfall im Jahr 1957 noch stärker radioaktiv verstrahlt sein als Tschernobyl. Dort war es 1986 zum größten anzunehmenden Unfall (GAU), zur Kernschmelze, gekommen. Deshalb hatten deutsche und russische Umweltschützer eindringlich vor dem Transport nach Majak gewarnt.

Initiative aus Sachsen

Infografik zum russischen Atomzentrun Majak (DW-Grafik)
Hier liegt das russische Atomzentrum Majak

Sachsen hatte für den Transport der Castoren bereits 35 Millionen Euro bereitgestellt. Das Bundesamt für Strahlenschutz genehmigte den Transport der Castor-Behälter in die Häfen Hamburg und Bremen Ende September. Aber die beiden Stadtstaaten lehnten ab. Auch fehlte noch die Genehmigung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), das wiederum beim Bundesumweltministerium die Erlaubnis beantragte. Röttgen erklärte, er habe seine ablehnende Entscheidung der Bafa bereits mitgeteilt.

Im Vorfeld der Ministerentscheidung hatten Umweltschützer zu Protesten aufgerufen. Sie wollten ursprünglich am Montag in etwa 50 deutschen Städten gegen den Transport nach Majak demonstrieren. Das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom teilte am Samstag mit, zum Auftakt würden bei den so genannten Montagsspaziergängen unter dem Motto "Atommülltransporte? Non! Njet! Nix da!" Tausende Menschen erwartet.

Autor: Reinhard Kleber (dpa, dapd)
Redaktion: Nicole Scherschun

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