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Unternehmen

24. November 2010

Schwere Schlappe für SAP: Im Prozess um Industriespionage zwischen dem deutschen Softwarekonzern und seinem US-Rivalen Oracle sind die Walldorfer zu einer Milliardenstrafe verdonnert worden.

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Symbolbild Logo SAP Windeffekt (DW-Grafik)
Hart getroffen: Der Softwareriese SAPBild: DW

Der deutsche Softwarekonzern SAP muss dem US-Rivalen Oracle wegen Urheberrechtsverletzung 1,3 Milliarden Dollar (rund 960 Millionen Euro) zahlen. Das entschied ein Gericht in Kalifornien in der Nacht zum Mittwoch (24.11.2010) nach dreiwöchigem Prozess. Der Finanznachrichtenagentur Bloomberg zufolge ist das die höchste Schadenersatzsumme in einem Fall von Urheberrechtsverletzung. Oracle hatte den Schaden durch die illegalen Geschäftspraktiken von SAP auf vier Milliarden Dollar veranschlagt. SAP hatte den Fehler zugegeben und sich entschuldigt, den entstandenen Schaden allerdings mit 40 Millionen Dollar deutlich geringer beziffert, als nun von der Jury festgesetzt. Die beiden Unternehmen liefern sich im Markt der Unternehmens-Software einen erbitterten Kampf. Erklärtes Ziel von Oracle-Chef Larry Ellison ist es, Marktführer SAP vom Thron zu stoßen.

Oracle-Chef Laryy Ellison (Foto: AP)
So sehen Sieger aus: Oracle-Chef Larry EllisonBild: AP

Fragwürdiger Plan

SAP hatte 2005 das inzwischen aufgelöste US-Unternehmen TomorrowNow, einen auf Wartung von Software spezialisierten Dienstleister, gekauft. Wie sich herausstellte, lud die Firma illegal und in großem Umfang Software von Oracles Kundendienst-Server herunter. SAP-Co-Vorstandschef Bill McDermott hatte sich vergangene Woche vor Gericht bei Oracle entschuldigt. Das half alles nichts. Oracle sagte nach dem Urteilsspruch, der Prozess habe deutlich gemacht, dass das führende Management von SAP vom ersten Augenblick an über die illegalen Aktivitäten von TomorrowNow informiert gewesen sei. Das Geschäftsmodell von TomorrowNow war, günstige Wartung für Unternehmenssoftware anzubieten. Oracle hatte die Software- Hersteller, deren Produkte TomorrowNow betreute, nacheinander aufgekauft. SAP wollte die Wartungsfirma danach als Türöffner nutzen, um Oracle-Kunden abzuwerben.

Enttäuschung in Walldorf

SAP-Zentrale in Walldorf (Foto: AP)
SAP-Zentrale in WalldorfBild: AP

Die SAP AG, deren Hauptquartier im Walldorf im Bundesland Baden-Württemberg liegt, reagierte enttäuscht auf das Urteil. Der Konzern werde alle zur Verfügung stehenden Optionen erwägen, einschließlich Anträge und Revision, falls nötig. Doch der Konzern hoffe, dass der Streit ohne zusätzliche jahrelange Gerichtsverfahren angemessen beigelegt werden könne. Man wolle nun nach vorn blicken. SAP, die deutlich von ihrem guten Ruf eingebüßt hat, ist allerdings mit einem weiteren Problem konfrontiert: Wie vor kurzem bekannt wurde, ermittelt nun das US-Justizministerium in dem Fall. Aber auch den Rivalen Oracle hat das Ministerium im Visier: In einer Klage wirft es dem Unternehmen vor, vom Staat überhöhte Preise für seine Produkte verlangt zu haben

SAP hatte nur Rückstellungen für Schadenersatzforderungen in Höhe von 160 Millionen Dollar gebildet, 120 Millionen wurden den Anwälten von Oracle bereits gezahlt. Die vom Gericht nun festgesetzte Entschädigungssumme entspricht mehr als der Hälfte des Gesamtgewinns von SAP im vergangenen Jahr und übersteigt bei weitem die zehn Millionen Dollar, die SAP für die Übernahme von TomorrowNow vor fünf Jahren zahlte.

Autor: Henrik Böhme (mit rtr, dpa, dapd)
Redaktion: Jutta Wasserrab