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HIV und die katholische Kirche in Brasilien

23. November 2010

Die Vereinten Nationen sehen Fortschritte im Kampf gegen AIDS. Die katholische Kirche in Brasilien setzt ohnehin bereits seit längerem Kondome ein. Die Worte des Papstes haben dort kaum Reaktionen hervorgerufen.

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Symbolbild: Auf einer brasilianischen Flagge liegen ein Kreuz an einer Kette und Kondome (Grafik: dw)
Katholische Kirche und Kondome sind in Brasilien kein Widerspruch

Das für den Bereich AIDS zuständige Programm der Vereinten Nationen mit Namen UNAIDS hat am Dienstag (23.11.2010) in Genf den Weltaidsbericht 2010 veröffentlicht. Darin heißt es, dass seit 1999, als die AIDS-Infektionen ihren Höhepunkt erreicht hatten, die Zahl der Neuinfektionen um 19 Prozent zurückgegangen sei. Weltweit seien rund 33,3 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert, schätzt UNAIDS.

Regional unterschiedliche Entwicklung

Laut dem Weltaidsbericht gab es in 33 Ländern einen Rückgang bei den Neuinfektionen um rund ein Viertel. 22 dieser Länder befänden sich in Schwarzafrika. Gleichzeitig gebe es sieben Länder, in denen die Zahl der Neuinfektionen um ein Viertel gestiegen sei. Die meisten davon lägen in Osteuropa und Zentralasien.

Massive Defizite gestand der Exekutivdirektor des UN-Aids-Programms, Michel Sidibé, bei der Behandlung von Aids-Kranken in armen Ländern ein. Dort bekämen etwa 5,2 Millionen Infizierte eine lebensverlängernde medikamentöse Therapie. Zehn Millionen weitere Infizierte hätten allerdings keinen Zugang zu dieser Therapie.

Die katholische Kirche in Brasilien und die Kondome

UNAIDS-Chef Michel Sidibé lobte bei der Vorstellung des Berichts die Äußerungen von Papst Benedikt XVI zu Kondomen als wichtigen Schritt in die richtige Richtung. "Kondome sind eines der besten Instrumente, um die Verbreitung der Krankheit zu stoppen", so Sidibé. Papst Benedikt hatte sich in dem Buch "Licht der Welt. Der Papst, die Kirche und die Zeichen der Zeit", das am Dienstag (23.11.2010) offiziell in Rom präsentiert wird, erstmals offiziell für die Verwendung von Kondomen unter bestimmten Bedingungen bei der Aids-Bekämpfung ausgesprochen.

Porträt von Journalist Klaus Hart. Er berichtet für die Deutsche Welle aus Brasilien
Journalist Klaus Hart berichtet für die Deutsche Welle aus BrasilienBild: Klaus Hart

Die Äußerung des Papstes hat laut dem deutschen Journalisten Klaus Hart, der in Sao Paulo lebt, in Brasilien zu keinen großen Reaktionen geführt, "weil der Papst mit diesen Äußerungen schließlich nur eine seit Jahrzehnten in der katholischen Kirche geübte Präventionspraxis bestätigt hat. Denn es ist Fakt, dass in Brasilien in Einrichtungen der katholischen Kirche seit über 16 Jahren Kondome verteilt werden zur Prävention, und zwar an jedermann." Das brasilianische Gesundheitsministerium stelle den allergrößten Teil der Kondome für die Einrichtungen der katholischen Kirche bereit. "Bischöfe und sogar brasilianische Kardinäle haben sich ja immer für die Kondomverteilung ausgesprochen." Und weiter: "Das sind keineswegs klammheimliche Verteilungen von Kondomen. Das geschieht alles ganz offen. Da hängen sogar Poster, die für die Kondomnutzung werben."

Autor: Marco Müller (dpa, edp)
Redaktion: Oliver Pieper