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Mit China auf Augenhöhe

26. November 2010

Am Donnerstag (25.11.2010) beginnt der vierte Hamburg Summit - ein Treffen der Politik-, Wirtschafts- und Wissenschaftselite aus China und Europa. DW-WORLD.DE sprach mit Frank Horch, Gastgeber des Treffens.

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Handelskammer Hamburg
Die Handelskammer Hamburg, Gastgeber des Hamburg SummitsBild: Handelskammer/Zapf

DW-WORLD.DE: Herr Horch, welche Bedeutung hat der Hamburg Summit - China meets Europe im europäisch-chinesischen Dialog?

Frank Horch: Der Hamburg Summit hat sich aus einer mehr bilateralen Entwicklung zwischen Hamburg und China zu einem europäischen Treffen entwickelt. Wir haben uns bemüht, ein Forum für einen gleichberechtigten Austausch zwischen China und Europa zu schaffen. Wir können sagen, dass wir eine faire Plattform haben. Das faire betonen wir, weil unter diesem Maß des Vertrauens die Möglichkeit besteht, über Chancen, aber auch über Probleme zu diskutieren.

Wie wird das von den chinesischen Gesprächspartnern wahrgenommen?

Frank Horch, Präses der Handelskammer Hamburg (Foto: Handelskammer/Perrey)
Frank Horch, Präses der Handelskammer HamburgBild: Handelskammer/Perrey

Ich glaube gerade aufgrund der Augenhöhe, die ich angesprochen habe, wird das sehr geschätzt und ich glaube, dass auch das Verständnis in einem zunehmenden Maße über die Jahre, was die Chancen, aber auch bestimmte Problemstellungen betrifft, von beiden Seiten als sehr positiv bewertet wird.

Vor sechs Jahren, beim ersten Summit, endetet quasi die kurze Zeit der Flitterwochen zwischen China und der EU. Seit dem werden diese bilateralen Beziehungen von Reibereien und Konflikten begleitet. Wie werten Sie die momentanen Beziehungen zwischen der Volksrepublik und Europa?

Ich werte es sehr positiv. Ich bin ja seit fast 30 Jahren ganz eng mit China in Geschäften und kenne eben auch noch die Situation von vor circa 30 Jahren. Wenn ich diesen langen Weg des gemeinsamen Austausches nehme, dann muss ich sagen, dass da entscheidende Dinge in der Rechtsprechung, in dem Beitritt Chinas zum WTO, gewachsen sind und wo der Dialog gezeigt hat, dass man durch Handelsbeziehungen, durch Austausch, über den Dialog auch die Verbindung entsprechend verbessern kann. Und wir dürfen ja nicht vergessen, wenn wir neben dieser grundsätzlichen Beschreibung auch die absoluten harten Fakten, die Zahlen des Exports, des Importes zwischen China und Europa sehen, dann sind das ungemein wichtige Zahlen, die beschreiben, wie eng die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Europa sind.

Wenn man das Programmheft vom diesjährigen Summit liest, dann geht es um grüne Entwicklung, Alterung der Gesellschaft und den chinesischen Binnenmarkt. Wird eigentlich auch über Problemfelder wie Währung, Rohstoffe, Abschottung des chinesischen Marktes und so weiter diskutiert?

Ja ganz eindeutig. Aber es sind Gespräche, die man auf Augenhöhe führen muss. Währung zum Beispiel ist ein wichtiger Punkt gerade in einer arbeitsteiligen Welt, die ich lieber die globale Welt bezeichne. Wenn man da eine Rolle als Exportweltmeister einnimmt, dann sind Währungsfragen wichtig. Wir als Freie und Hansestadt Hamburg sind für einen freien Handel. Und deswegen bin ich immer auch ordnungspolitisch gegen jeden protektionistischen Ansatz. Das darf nicht sein, weil das kurzfristig vielleicht ein scheinbarer Erfolg ist, langfristig aber einer Handelsbeziehung im Wege steht.

Was sind denn in Ihren Augen die größten Störfaktoren in der chinesisch-europäischen Beziehung?

Ich würde gar nicht von Störfaktoren sprechen. Ich würde von Veränderungen in der Welt sprechen. Es ist erkennbar, wie wir an China als Konjunkturlokomotive partiziperen, einmal was Import von Waren angeht, weil wir auch ein starker Abnehmermarkt für chinesische Waren sind. Aber, und das ist das besonders Positive, dass wir auch durch unsere Exportfähigkeit, was Maschinen, Autos und Anlagen angeht, an Chinas Wachstum partizipieren. Vor diesem Hintergrund sehen wir all die relevanten Dinge wie Währung, wie Protektionismus, wie Wettbewerbsfähigkeit, wie WTO, um eine Stärkung für die Zukunft und auch eine weitere Stabilisierung in den Beziehungen aufzubauen.

Das heißt, Sie sind zuversichtlich, dass man all diese Probleme auch im Dialog lösen kann. Und Sie befürchten keinen Währungs- oder Handelskrieg?

Nein. So rechtzeitig wie hier die Dinge erkannt worden sind, kann ich nur immer wieder den Appell aussprechen, dass in den weltweiten Beziehungen, gerade in dieser sogenannten Triade zwischen Amerika, Europa und Asien, eine Gesamtverantwortung da ist und dies auch so gesehen werden muss. Ich glaube, das ist die große Herausforderung, die auch die höchste Politik erkennen muss, um ein gut laufendes und funktionierendes System für die Zukunft zu entwickeln.

Frank Horch ist seit 2008 Präses der Handelskammer Hamburg.

Das Interview führte Zhang Danhong

Redaktion: Jutta Wasserrab