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Grüne Energien in China

11. November 2010

Innerhalb kurzer Zeit ist die Volksrepublik China zum größten Markt für erneuerbare Energien aufgestiegen. Chancen für deutsche Unternehmen gibt es aber nur beschränkt.

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Blauer Himmel in Chinas Vorzeigestadt Dezhou: solarbetriebene Strassenlampen (Foto: DW)
Solarbetriebene Straßenlampen in Chinas Vorzeigestadt DezhouBild: DW

China befindet sich in einer grünen Revolution. Der inzwischen größte Energieverbraucher der Welt investiert mehr in erneuerbare Energien als die USA und Europa zusammen. Bei vorhandenen Kapazitäten sauberer Energien steht China zwar noch hinter den USA an zweiter Stelle. Doch ist das Reich der Mitte der mit Abstand am schnellsten wachsende Markt für Energien aus Wind, Sonne und Wasser. 2009 wurden dort Windmühlen mit einer Gesamtleistung von 14.000 Megawatt gebaut - ein Rekordwert, der nicht annähernd von einem anderen Land erreicht wurde.

China bietet den größten Markt für grüne Energien, Deutschland ist Weltmarktführer bei Technologien für Ökostrom. Somit sind beide Länder ideale Partner - aber nur auf den ersten Blick. Längst stehen sich Anbieter beider Länder als Konkurrenten gegenüber, vor allem in der Photovoltaik. Während Chinas Weltmarktanteil bei der Sollarzellenproduktion letztes Jahr auf knapp 40 Prozent gestiegen ist, fiel der Anteil Deutschlands auf 15 Prozent zurück.

Bessere Qualität chinesischer Produkte

Sven Krug, Vorstandsmitglied der Sinosol AG (Foto: Sinosol)
Mit Sven Krug sprach DW-WORLD.DE auf einer Veranstaltung der Deutsch-Chinesischen WirtschaftsvereinigungBild: Sinosol

Das liegt vor allem an der verbesserten Qualität chinesischer Produkte, meint Sven Krug, Vortandsmitglied der Sinosol AG aus Stuttgart: "Die Qualität kann mittlerweile in der Weltspitze mithalten".

Die Sinosol AG kauft in China Solarprodukte ein und verkauft sie nach Europa. Der Boom in der chinesischen Solarproduktion hat dazu geführt, dass die Firma in den letzten Jahren Wachstumsraten von bis zu 100 Prozent verzeichnen konnte. Jedes zweite Solarmodul, das hierzulande aufs Dach montiert wird, kommt inzwischen aus der Volksrepublik. Frustrierend für die deutschen Hersteller, denn den Preiskampf mit chinesischen Anbietern können sie kaum gewinnen. Sie klagen darüber, dass ihre chinesischen Konkurrenten durch staatliche Subventionen Wettbewerbsvorteile bekommen.

Subvention ist üblich

Solarkollektoren in China (Foto: GREENoneTEC)
Solarkollektoren in ChinaBild: GREENoneTEC/ESTIF

Sven Krug hält solche Klage nur für teilweise berechtigt: "Schauen Sie auf die deutsche Landkarte, wo überwiegend die deutschen Solarunternehmen sitzen. Die sitzen ja nicht umsonst in Ostdeutschland". Der Grund liegt laut Krug darin, dass auch dort mit massiven staatlichen Förderungen gearbeitet wurde, um diese Unternehmen dorthin zu locken. "Was die Deutschen vor ein paar Jahren vom deutschen Staat erfahren haben, das erfahren die chinesischen Solarunternehmen heute", sagt Krug weiter.

Haben deutsche Solarunternehmen unter diesen Bedingungen denn überhaupt eine Chance, in China Fuß zu fassen? Im Produktionsbereich hätten deutsche Unternehmen in China nur noch wenige Chancen, so die Einschätzung von Sven Krug. "Es sei denn, sie kommen mit einer Technologie, die es in China noch nicht gibt und die für China auch interessant ist". Zudem gebe es für deutsche Unternehmen immer noch Chancen bei der Planung von Solaranlagen und Solarparks.

Chancen für deutsche Unternehmen

Lohnenswert für deutsche Unternehmen seien auch "technologiegetriebene Komponenten und Systeme", sagt Daniela Bartscher-Herold, Unternehmensberaterin aus München. Das können etwa Turbinen für Wind- und Wasserkraft sein oder Bauteile für Solaranlagen sein.

Windräder in der chinesischen Provinz Jiangsu (Foto: picture alliance)
Windräder in der chinesischen Provinz JiangsuBild: picture alliance/Wang bichun

Doch hätte eine deutsche Firma überhaupt eine Chance, mit einer für China interessanten Technologie dort eine öffentliche Ausschreibung zu gewinnen? Schließlich ist oft von einem abgeschotteten Markt in China die Rede. Rechtsanwalt Ji Hailong arbeitet für die internationale Kanzlei SJ Berwin in Shanghai: "Ein ausländisches Unternehmen könnte rein rechtlich an einer Ausschreibung teilnehmen. Doch in der Realität ist es so, dass große Projekte von chinesischen Staatsunternehmen gewonnen werden". Mit anderen Worten: Ein Joint-Venture mit einem chinesischen Partner ist notwendig.

Nur in Kooperation mit Chinesen

Daniela Bartscher-Herold, Unternehmensberaterin bei der Euro Asia Consulting (Foto: EAC)
Daniela Bartscher-Herold, Unternehmensberaterin bei der EAC (Euro Asia Consulting)Bild: EAC

Auch Unternehmensberaterin Bartscher-Herold betont, dass ein Markteintritt in China nur in Kooperation mit Chinesen funktioniere. Bei der Ausschreibung müssten Teams gebildet werden, "die zusammengesetzt sind aus chinesischen Netzwerkern und europäischen Technikern".

Die Mühe könnte sich auszahlen, denn der ökologische Umbau hat erst begonnen. Bis 2020 wird sich der weltweite Umsatz mit grünen Technologien im Vergleich zu heute mehr als verdoppeln, heißt es in einer Studie der Bundesregierung. In Euro ausgedrückt sind es über drei Billionen. Genügend Spielraum also nicht nur für Suntech, Yingli oder Goldwind aus dem dynamischen China, sondern auch für Solarworld, Nordex oder Repower aus dem traditionell starken Deutschland.

Autorin: Zhang Danhong
Redaktion: Andreas Becker