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Entwicklungsminister Dirk Niebel in Peru

4. November 2010

Besondere Wertschätzung genießen bei Dirk Niebel "Public Private Partnership"-Projekte, bei denen sich Staat und Privatwirtschaft zusammen in einem Partnerland engagieren. Gutes Beispiel: ein Wasser-Projekt in Peru.

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Bild: AP

In Tarapoto hat sich das deutsche Unternehmen "Sewerin" angesiedelt. Spezialität des deutschen Familien-Betriebs ist das Aufspüren von Wasserlecks. Durch die so genannten Leckagen geht in vielen Städten Perus die Hälfte des Wassers verloren. Auch in Tarapoto, rund eine Flugstunde von Lima entfernt, ist das ein großes Problem. Mit Unterstützung der "Sewerin"-Experten gelingt es dem örtlichen Wasserversorger, die Verluste zu reduzieren.

Hohe Wasserverluste durch minimale Leckagen

Experten von "Sewerin" erklären das elektronische Messgerät (Quelle: Hermann Sewerin GmbH)
Experten von "Sewerin" erklären das elektronische MessgerätBild: Hermann Sewerin GmbH

Mit Hilfe eines elektronischen Messgerätes werden die unter einer dicken Betondecke liegenden undichten Stellen aufgespürt. Wie und dass es funktioniert, darf der deutsche Entwicklungsminister höchstpersönlich ausprobieren. Wie mit einer Wünschelrute geht Dirk Niebel die Straße entlang und registriert über einen Kopfhörer die Signale. Das Spürgerät schlägt an. Ohne es zu wissen, hat Niebel ins Schwarze getroffen, denn tatsächlich muss die Straßendecke aufgerissen werden.

Als die Betondecke endlich aufgebrochen ist, sprudelt das Wasser munter an die Oberfläche. Niebel muss aufpassen, dass er trocken bleibt. Michael Kersting von der Firma "Sewerin" ist den Anblick solcher Leckagen gewohnt. Ein fünf Millimeter kleines Loch reiche schon aus, um Unmengen an Wasser zu verlieren: "Wenn wir jetzt mal nur die 100 Leckagen rechnen, die wir gefunden haben mit einem Durchmesser von nur fünf Millimetern, dann können wir rund 20 000 Menschen ein Jahr lang mit Wasser versorgen. Also nur mit diesen Verlusten, dass ist unglaublich."

"Public Private Partnership" als Zukunftsmodell

Dirk Niebel (ap)
Setzt auf "Public Private Partnership": Dirk NiebelBild: picture-alliance / dpa

Dirk Niebel ist beeindruckt und sieht sich in seiner Überzeugung bestätigt, künftig verstärkt auf Projekte zu setzen, bei denen der Staat mit mittelständischen Unternehmen kooperiert. Denn um eine solche "Public Private Partnership", kurz PPP, handelt es sich bei dem Aufspüren und Beseitigen von Wasserlecks wie in Tarapoto. Niebel spricht in diesem Zusammenhang gerne von Win-Win-Situationen, in denen alle Beteiligten profitieren würden.

Die Firma "Sewerin" entspricht deshalb genau den Vorstellungen des deutschen Entwicklungsministers, "weil sie ein gutes Konzept entwickelt hat, dass ihr eine Marktöffnung ermöglicht. Das ist der Eigennutz der Firma Sewerin. Auf der anderen Seite ist der Nutzen der Wasser-Versorger, dass das Wasser nicht mehr so stark verloren geht. Es wird also mehr Wasser bezahlt, und dadurch steht mehr Investitions-Kapital zur Verfügung. Drittens lernen die Mitarbeiter selbst, diese Lecks zu finden und zu reparieren. Und viertens wird das kostbare Wasser nicht verschwendet."

Wasser "Gold der Zukunft"

NO FLASH Wasserversorgung Peru
Auch in Peru fehlt es an sauberem TrinkwasserBild: picture-alliance/dpa

Der extra aus Deutschland angereiste Firmen-Chef Swen Sewerin nennt Wasser das "Gold der Zukunft". Die Weltbevölkerung wachse und benötige immer mehr Wasser, der Klimawandel führe aber dazu, das immer weniger vorhanden sei: "Und deshalb ist es so wichtig, diese Ressource zu schonen, damit alle Menschen oder so viele wie möglich mit frischem, sauberen Trinkwasser versorgt werden können. Man sieht das hier in Tarapoto wunderbar, wo nur wenige Stunden am Tag Trinkwasser zur Verfügung steht, weil nicht genug vorhanden ist und weil unter anderem zu viele Lecks vorhanden sind."

Seit dem Beginn des Projekts im April dieses Jahres haben die Wasser-Experten aus Deutschland und Peru rund ein Zehntel des Trinkwasser-Netzes von Tarapoto untersucht. Die gefundenen undichten Stellen wurden repariert. Dadurch reduzierte sich der Wasser-Verlust um etwa zehn Prozent, wodurch Betriebskosten in Höhe von 130 000 Euro eingespart werden konnten. Zusätzlicher Effekt ist eine von zwölf auf 13 Stunden gestiegene Versorgung der Bevölkerung. In Tarapoto, so scheint es, gibt es wirklich nur Gewinner. Dirk Niebel würde von einer Win-Win-Situation sprechen.

Autor: Marcel Fürstenau

Redaktion: Oliver Pieper