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Weltmännertag

3. November 2010

Warum braucht das sogenannte starke Geschlecht einen Weltmännertag? Weil es gar nicht so stark ist: Männer sind kränker als Frauen, hat das Statistische Bundesamt herausgefunden. Und langsam fangen sie an, es zuzugeben.

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'Waschbrettbauch' (Bild: dpa)
Ein durchtrainierter Oberkörper gilt als SchönheitsidealBild: picture-alliance/chromorange

"Männer haben Muskeln, Männer sind furchtbar stark, Männer können alles, Männer kriegen 'nen Herzinfarkt", singt Herbert Grönemeyer in seinem vielzitierten Hit von 1984. Stark sein und gleichzeitig infarktgefährdet - das passt nicht zusammen. Diese Zeilen schildern das Dilemma, in dem sich der Mann schon seit Menschengedenken befindet. Schwache Männer gab es nicht, gibt es nicht, und wird es nie geben - so lautet das Credo. Krank und hilfebedürftig werden nur Frauen.

Herbert Groenemeyer (Foto: AP)
Brach 1984 eine Lanze für den schwachen Mann: Herbert GrönemeyerBild: AP

An diesem Credo wird schon länger heftig gerüttelt. Es erstaunt wenig, dass das zeitgleich mit der Emanzipation der Frauen geschah. Die festgefahrenen Rollen wurden aufgeweicht und je stärker Frauen werden durften, umso eher durften Männer auch Schwächen zeigen.

Auch in Grönemeyers Lied "Männer" heißt es: "Männer haben' s schwer, nehmen' s leicht, außen hart und innen ganz weich... Wann ist ein Mann ein Mann?"

Der Tag war fällig

Dass seit gut 100 Jahren der Internationale Frauentag am 8. März begangen wird, das hat einen politischen Hintergrund. Dass die Männer seit dem Jahr 2000 auch einen solchen Tag am 3. November haben, hat dagegen wenig mit Kampf um Gleichberechtigung zu tun. Und es geht auch nicht um Männlichkeitsriten, es gibt keinen traditionellen Gang in den nächste Fußballkneipe und auch keine feuchtfröhlichen Züge durch die Gemeinde. Nein, es geht beim Weltmännertag eher um männliche Befindlichkeiten, die über bierseliges Machotum hinausgehen.

Michail Gorbatschow (Foto: AP)
Schirmherr des Männertages: Michail GorbatschowBild: AP

Der Männertag ist ein Aktionstag, der Männern vor allem das Bewusstsein um ihre Gesundheit stärken soll. Das ist auch das Hauptanliegen des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, dem Schirmherrn des Weltmännertages.

Auch Männer müssen reden

Das Thema "Gesundheit" wird in diesem Jahr am Weltmännertag ganz groß geschrieben. Für genügend Zündstoff sorgt der jüngste Bericht des Statistischen Bundesamtes zur Männergesundheit. Der sagt unter anderem, dass in Deutschland 60 Prozent der Männer übergewichtig sind. Dieser Bericht, der alle vier Jahre veröffentlicht wird, lässt aufhorchen. "Die Zahlen zeigen eindeutig, dass beim Körpergewicht die Tendenz zum Übergewicht zunimmt", sagt Hans-Jürgen Heilmann vom Statistischen Bundesamt.

Übergewicht ist bekanntermaßen eine Garantie für gesundheitliche Beschwerden. Kein Wunder also, dass Heilmann diesen Zusammenhag auch in Zahlen ausdrücken kann: "Unter kranken Männern haben 20 Prozent ein starkes Übergewicht. Unter gesunden Männern sind es nur 15 Prozent. Insofern ist davon auszugehen, dass Übergewicht auch das Krankheitsrisiko erhöht."

Tabuthema Krankheit

Ultraschall gegen Prostatakrebs (Bild: DW)
Schreckgespenst Prostata-Krebs: Eine Ultraschall-Maschine kann helfenBild: DW

Männer gehen nicht gerne zum Arzt. Dabei sind Männer ebenso wie Frauen sogar vom Gesetzgeber aufgefordert, sich regelmäßig untersuchen zu lassen. Frauen gehen einmal pro Jahr zur Krebsvorsorge. Auch Männer ab dem 45. Lebensjahr sollen einmal pro Jahr zur Vorsorgeuntersuchung gehen. "Doch nur 17 Prozent der Männer nehmen an diesen Untersuchungen teil", sagt die Münchner Ärztin Kornelia Hackl.

Die Urologin und Andrologin versucht in ihrer Praxis, die Patienten davon zu überzeugen, Vorsorge-Angebote zu nutzen. "Man muss erzieherisch tätig werden", so Hackl. "Wichtig sind auch persönliche Erfahrungen, die zeigen, dass durch eine regelmäßige Vorsorge viel bessere Heilungschancen da sind." Sie versuche, Männern ihre Ängste zu nehmen - Ängste vor der Untersuchung, vor der Diagnose, vor Krankheit und Operation. Das gelinge ihr und vielen ihrer Kollegen mehr und mehr. "Am liebsten nicht krank sein, das sei absolut out bei den Männern", stellt Kornelia Hackl fest.

Das ist auch gut so. Um es mit den Worten Herbert Grönemeyers zu sagen: "Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich." Und auch damit hat er Recht.

Autorin: Silke Wünsch
Redaktion: Kay-Alexander Scholz