1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Strom vom Kiosk in Indien

26. Oktober 2010

Das kleine Dorf Kantapada liegt in einer der heißesten Regionen Indiens. Die Energie der Sonne, die dort tagsüber vom Himmel brennt, wird bislang jedoch nicht genutzt. Eine deutsche Hilfsorganisation will das ändern.

https://p.dw.com/p/Pkyt
Junge Inder mit Solarlampen (Foto: Green Energy against Poverty)
Diese Solarlampen sollen den Dorfbewohnern bald "sauberes" Licht spendenBild: green-energy-against-poverty.org

Wenn es dunkel wird in Kantapada, dann sind Petroleumlampen für viele Menschen die einzige Lichtquelle. Doch die sind nach Angaben von Georg Amshoff von der Bonner Hilfsorganisation "Green Energy against Poverty" nicht nur teuer und klimaschädlich, sondern auch gefährlich: "Es gibt hunderte von Fällen, in denen Menschen sich an der offenen Flamme verbrennen. Außerdem reizt das Licht die Augen und lockt Moskitos an", sagt Amshoff. "Wir wollen deshalb, dass die Leute ihre Hütten nicht mehr damit beleuchten müssen."

Georg Amshoff (r.) und Jayant Sarnaik (Foto: Green Energy against Poverty)
Jayant Sarnaik und Georg Amshoff (r.)Bild: green-energy-against-poverty.org

Gemeinsam mit indischen Partnerorganisationen will Amshoff die alten Petroleumlampen in Kantapada deshalb durch moderne Solarlampen ersetzen. "So wollen wir den Menschen zu mehr Licht und damit zu einer besseren Lebensqualität verhelfen." Mit Spenden aus Deutschland hat er bereits eine Lampe entwickelt, die für den Einsatz in indischen Dörfern geeignet ist. "Sie ist so klein und leicht, dass die Menschen sie ganz einfach in der Hand tragen können", sagt Jayant Sarnaik von der indischen Partnerorganisation "Applied Environmental Research Foundation". Vor allem aber sei die Technik so unkompliziert, dass die Menschen leicht damit umgehen könnten.

Energiekioske als zentrale Ladestationen

Der Strom für die neuen Lampen stammt aus Solarzellen. "Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern meiner Meinung nach vor allem die richtige Lösung für Dörfer, die sehr weit entfernt sind von den großen Städten", ist sich Jayant Sarnaik sicher. Für die Menschen dort sei es die einzige Möglichkeit, überhaupt Strom zu bekommen. Da Solarzellen aber teuer sind, sind die Lampen selbst nicht damit ausgestattet. Stattdessen werden sie an einer zentralen Ladestation im Ort aufgeladen, dem sogenannten Energiekiosk. "Dort können die Leute ihre Lampe morgens hinbringen", erklärt Amshoff. "Ein Techniker lädt sie über den Tag auf, tauscht defekte Batterien aus. Abends können die Leute ihre Lampe dann frisch gewartet und geladen abholen."

Kiosk-Manager mit geladenen Solarlampen (Foto: Green Energy against Poverty)
Der Kiosk-Manager lädt die leeren Solarlampen wieder aufBild: green-energy-against-poverty.org

Einmal aufgeladen, spenden die Lampen bis zu 300 Stunden Licht. Dafür zahlen die Menschen rund 30 Cent im Monat. Mit dem Geld wird zum einen der Techniker des Kiosks bezahlt, zum anderen soll so für den Austausch der Geräte in einigen Jahren gespart werden. Für Jayant Sarnaik ist das ein fairer Preis: "Die Betriebskosten sind angemessen und sogar günstiger als die von Petroleumlampen." Ein durchschnittlicher Haushalt gebe im Monat etwa 1,60 Euro für Brennstoff aus. "Die Solarlampe kostet dagegen umgerechnet nur etwa einen Cent pro Tag."

Vier Energiekioske haben Georg Amshoff und seine indischen Partnerorganisationen in den vergangenen Monaten bereits eingerichtet: den ersten im Frühjahr 2010 im ostindischen Bundesstaat Orissa, den neuesten etwa hundert Kilometer entfernt von Mumbai im Bundesstaat Maharashtra. Jeder von ihnen versorgt ungefähr hundert Familien mit Licht.

Klimaschutz als willkommener Nebeneffekt

Gleichzeitig verursachen die Solarlampen viel weniger klimaschädliche Treibhausgase als die alten Petroleumlampen. Pro Energiekiosk werden so etwa zehn Tonnen Kohlenstoffdioxid im Jahr eingespart. Ein Effekt, der nach Angaben von Georg Amshoff vor allem für die deutschen Spender seiner Organisation relevant ist. "Für die Menschen in Indien ist das nicht so wichtig", räumt er ein. "Wenn wir ihnen die Lampen zeigen, wollen sie sofort welche haben. Für sie zählt der konkrete Nutzen: weniger Kosten und besseres Licht."

Arbeiter montieren die Solarzellen auf dem Dach eines Energiekiosks in Indien (Foto: Green Energy against Poverty)
Arbeiter montieren die Solarzellen auf dem Dach eines Energiekiosks in IndienBild: green-energy-against-poverty.org

Amshoff und seine indischen Partner erhoffen sich von den Energiekiosken mehr als das. "Wir wollen, dass das Licht zum Beispiel genutzt wird, um Produkte herzustellen, die verkauft werden können", erklärt Amshoff. Das gesparte Geld könne etwa für bessere Gesundheitsvorsorge eingesetzt werden oder um die Kinder zur Schule zu schicken. "So sollen Entwicklungsfortschritte im Dorf passieren."

Genau das erhoffen sich auch die Menschen in Kantapada. Dort beginnt bald die erste Testphase, an der zehn Familien teilnehmen. Wenn alles gut geht, sollen sechs Monate später rund hundert weitere Lampen verteilt werden.

Autorin: Theresa Tropper
Redaktion: Esther Broders/Thomas Latschan