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Deutscher Export vor Rekord

19. Oktober 2010

Der deutsche Export erlahmte 2009 infolge der weltweiten Wirtschaftskrise. In diesem Jahr hat sich das Blatt gewendet: Der Bundesverband Groß- und Außenhandel blickt optimistisch in die Zukunft.

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Mann vor riesiger Container Wand im Hamburger Hafen (Foto: dpa)
Container im Hamburger HafenBild: picture-alliance/ dpa

Die Stimmung im deutschen Außenhandel sei euphorisch, sagt Verbandspräsident Anton Börner. Das Jahr 2010 übertreffe mit 16 Prozent Wachstum alle Rekorde. Der Hauptgrund für den Erfolg seien die stark wachsenden Schwellenländer, die Regionen China, Südostasien, Indien, Brasilien. Börner wörtlich: "Da sind wir sehr gut aufgestellt." Dort sei die Nachfrage nach deutschen Investitionsgütern ungebrochen, und das werde auch anhalten.

Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA), Anton F. Börner (Foto: dpa)
BGA-Präsident Anton BörnerBild: picture-alliance/dpa

Um voraussichtlich 25 Prozent legen die Exporte in Länder außerhalb der EU in diesem Jahr zu. Bereits im ersten Halbjahr 2011, so Börners Prognose, wird der Außenhandel wieder so dynamisch sein wie vor der Krise, auch dank der weltweiten Konjunkturprogramme. "Im kommenden Jahr bestehen also gute Chancen, zum ersten Mal in der Geschichte die Marke von einer Billion Euro beim Export zu erreichen, an der wir im Boomjahr 2008 noch knapp gescheitert waren."

USA als Risiko

Aber es gebe auch Risiken für die exportorientierte deutsche Wirtschaft, sagte der Verbandspräsident vor Journalisten in Berlin. So sei eine gewisse Wahrscheinlichkeit gegeben, dass die USA erneut in eine Rezession gerieten. Eine Abkühlung der US-Wirtschaft würde die Gefahr direkter und indirekter Auswirkungen auf die Nachfrage nach deutschen Produkten bergen. Zudem könnte es in China zu einem Platzen der Immobilienblase kommen. Auch sei die Schulden- und Vertrauenskrise einiger Staaten im Euroraum keineswegs ausgestanden.

Wörner ging erneut auf die Kritik vor allem europäischer Nachbarländer ein, Deutschland exportiere zu viel und importiere zu wenig - und schade damit der Wirtschaft in Europa. "Kann Export denn Sünde sein", fragte Börner ironisch. Seiner Ansicht nach nicht. Denn Deutschland sei die Exportlokomotive für die EU-Partner. Die Importe aus der EU seien jüngst erheblich stärker gestiegen als die Exporte dorthin. "Die weltweit verflochtenen deutschen Unternehmen sind Türöffner zu den Wachstumsmärkten für ihre Lieferanten und Zulieferer aus den EU-Nachbarländern", so Wörner.

Binnennachfrage ankurbeln

In der Tat müsse die Binnennachfrage in Deutschland gestärkt werden, gab Börner den Kritikern Recht – sein Rezept lautet: "Investitionen fördern, die im Land national von regional tätigen Unternehmen getätigt werden. Die bringen das Land vorwärts, und damit würden wir aus diesem Ungleichgewicht wieder in ein einigermaßen vernünftiges Gleichgewicht kommen."

Der Außenhandelspräsident warnte auch vor dem drohenden Fachkräftemangel auf dem deutschen Arbeitsmarkt. "Wir brauchen Zuwanderung in weit größerem Umfang als heute", sagte Börner. Im globalen Wettlauf um die besten Köpfe sei Deutschland nicht gut aufgestellt, unter anderem durch bürokratische Hürden und kulturelle Hemmnisse. In diesem Bereich müsse dringend etwas verbessert werden, sonst werde der Arbeitskräftemangel das Wirtschaftswachstum in Deutschland bremsen.

Autorin: Nina Werkhäuser

Redaktion: Klaus Ulrich