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Die Künstlerin

30. September 2010

Märchen aus Afghanistan und Australien, aus Dänemark, China oder der Ukraine - Ulla Schmidt hat sie künstlerisch in Szene gesetzt. Und dabei festgestellt, dass sich viele Motive kulturübergreifend ähneln. Ein Porträt.

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Grafik aus dem Märchen Der Weise und seine Tochter (Grafik: Ulla Schmidt)

Flache, blau-gekachelte ehemalige Verwaltungsgebäude im Kölner Süden. Hier liegt das Atelier, in dem Ulla Schmidt zusammen mit anderen Künstlern arbeitet. Gerade hört sie beim Arbeiten eine CD mit den Sagen des klassischen Altertums. "Beim Zeichnen kann man gut zuhören, das ist anders als beim Schreiben, eine andere Art der Konzentration", erzählt Ulla Schmidt. Für das Märchenprojekt der DW hat sie 22 Märchen illustriert und animiert. Die Zeichnungen wirkten ein wenig reduziert, fast scherenschnittartig. "So ließen sie sich aber gut animieren", sagt die Künstlerin und zählt ein paar englische Namen von Animationsprogrammen auf, die so etwas dann können.

Zeichnen ist immer noch Handarbeit

Doch zunächst müssen die Figuren am Zeichentisch entstehen. Und das ist immer noch Kopf- und Handarbeit. Sie habe sich bei jedem Märchen erst einmal ein wenig über das jeweilige Land informiert und auch versucht, wiedererkennbare, stereotype Elemente in ihre Zeichensprache zu integrieren. Manchmal entsprächen diese sicher nicht den historischen und geographischen Tatsachen, das möge man ihr im Einzelfall verzeihen, sagt Schmidt: "Im französischen Märchen beispielsweise trägt der Held eine Baskenmütze, auch auf die Gefahr hin, dass in der Gegend, wo das Märchen spielt, keine solchen Mützen getragen werden." Trotz vieler kultureller Unterschiede ähneln sich die Motive in vielen Märchen. "Oft geht es darum, dass Menschen sich ein Kind wünschen, aber keines bekommen."

Wie wird man Illustratorin?

Ulla Schmidt hat sich schon als Kind für Trickfilmfiguren wie Heidi oder Biene Maja begeistert, in Münster studierte die heute 33-jährige Designerin das Fach Illustration und später Zeichentrick an der internationalen Filmschule in Köln. Vor fünf Jahren hatte sie dann ihre Ausbildungen beendet und das Diplom in der Tasche, doch das Geldverdienen als Illustratorin klappte noch nicht gleich auf Anhieb: "Die ersten zwei, drei Jahre habe ich nebenbei immer als Verkäuferin gearbeitet oder sonstige Aushilfsjobs gemacht, aber jetzt so seit zwei Jahren kann ich vom Zeichnen leben", erzählt Ulla Schmidt. Es sei nicht so leicht, sich "durchzubeißen" in diesem Bereich: "Man ist ja immer selbstständig, und eine Festanstellung ist nicht in Sicht".

Die Künstlerin Ulla Schmidt hat die Märchen als Zeichentrickfilm animiert (Foto: privat)
Ulla Schmidt bei der Arbeit - mal nicht am Zeichentisch ...Bild: Ulla Schmidt

Weiter geht’s mit Fördergeld

Seit anderthalb Jahren arbeitet Ulla Schmidt an einem eigenen kleinen Animationsfilm. Drei Minuten lang soll er werden, eine Liebesgeschichte unter Städtern, erzählt sie: "Nur Musik, kein Text, sehr stimmungsvoll, so stelle ich mir das vor". Für dieses Projekt bekam sie von der Filmstiftung NRW 30.000 Euro Nachwuchsförderung. Wenn der Film fertig ist, will sie ihn auf verschiedenen Filmfestivals präsentieren und hofft auf einen ersten Achtungserfolg. Die Arbeit am Film mache ihr auch nach vielen Monaten noch Spaß, bloß könne sie manchmal schneller von der Hand gehen, lacht sie: "Ich interessiere mich halt für so viele verschiedene Dinge, und dann zeichne ich nebenbei noch Illustrationen für Zeitschriften oder Internetspiele oder mache Storyboards, aber das bringt mich wieder weg von meinem Film." Doch wie heißt es zuweilen auch im Märchen? Was lange währt, wird endlich gut.

Autorin: Katja Lückert

Redaktion: Cornelia Rabitz