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Agualusas Leben zwischen den Welten

4. September 2010

Der Angolaner José Eduardo Agualusa ist in seiner zweiten Heimat Portugal einer der erfolgreichsten, jüngeren Autoren. Jetzt ist sein drittes Buch "Die Frauen meines Vaters" auf den Markt gekommen.

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José Eduardo Agualus mit seinem Übersetzer Michael Kegler (Foto: DW/Nina Gruntkowski)
José Eduardo Agualus mit seinem Übersetzer Michael KeglerBild: Nina Gruntkowski

Eigentlich war José Eduardo Agualusa als junger Mann zum Studium der Agrarwissenschaften nach Lissabon gekommen. Doch schon bald gründete er die Literaturzeitschrift "Caminho longe" - Weiter Weg -, in der er und andere afrikanische Studenten ihre Sicht auf die neue und alte Heimat veröffentlichten. Die Suche nach der eigenen Identität spinnt sich wie ein roter Faden nicht nur durch die Bücher des Angolaners.

Denn die Identitätsfrage spielt eigentlich in allen literarischen Werken angolanischer und afrikanischer Autoren eine Rolle, wenn sie nicht gar typisch ist für alle noch jungen Länder der Welt, die sich erst noch selbst verstehen lernen müssen, findet José Eduardo Agualusa.

Angolaner in zwei Welten

Der angolanische Schriftsteller José Eduardo Agualus (Foto: DW/Nina Gruntkowski)
Der angolanische Schriftsteller José Eduardo AgualusBild: Nina Gruntkowski

Der junge Autor widmete sich schließlich voll und ganz dem Schreiben und gründete in Lissabon zusammen mit anderen Angolanern die Zeitschrift "Angolando" und einen Kulturclub. Die Auseinandersetzung mit der Situation junger Afrikaner in Lissabon spiegelt sich auch in seinem dritten, in deutscher Übersetzung erschienen Roman "Die Frauen meines Vaters" wieder. Denn es gibt Jugendliche, die sich mit Angola identifizieren, obwohl sie nie dort waren. Dann gibt es welche, die sich zwar als Portugiesen fühlen, aber trotzdem neugierig auf das Heimatland der Eltern sind, und solche, wie Mandume, die sagen, "ich habe nichts mit Afrika am Hut, ich bin Portugiese", beobachtet José Eduardo Agualusa.

Auf der Suche nach Identität

Buchcover 'Die Frauen meines Vaters' (Foto: A1 Verlag)
Roman um Identitätssuche und LiebeswirrenBild: A1 Verlag

Und so prallen auch im Buch die verschiedenen Perspektiven auf Afrika aufeinander: An zentraler Stelle steht Laurentina. Eine junge Frau, deren biologische Mutter bei der Geburt in Mosambik starb. Noch im Krankenhaus wurde der Säugling einer anderen Frau übergeben, die ihr eigenes Kind gerade verloren hatte. Schon bald gehen die neuen Eltern nach Portugal, wo Laurentina aufwächst. Erst durch den Tod der Ziehmutter erfährt sie, was bei ihrer Geburt geschah.

Skepsis gegenüber Afrika

Laurentina geht auf die Suche nach den sieben Frauen und 18 Kindern ihres verstorbenen Vaters, zusammen mit ihrem Freund Mandume. Auf der Reise durch Angola, Namibia, Südafrika und Mosambik werden sie von einem Neffen begleitet, der Afrika vergöttert und einem Taxifahrer, der sich kein anderes Leben vorstellen kann. Die vier Hauptfiguren des Romans schildern das Geschehen abwechselnd aus ihrer Perspektive.

Verzwickte Liebe, verzwicktes Leben

Laurentina trifft einige Frauen und Kinder ihres Vaters und erfährt am Ende der Reise sein gut gehütetes Geheimnis: Er ist unfruchtbar. Doch damit nicht genug. Nach und nach offenbaren sich die unglaublichsten Verwicklungen sowohl um die Liebesgeschichten des Vaters als auch um die Hauptcharaktere des Romans. Für den europäischen Leser mag dies zunächst etwas dick aufgetragen erscheinen, doch für José Eduardo Agualusa schreibt das wahre Leben in Afrika noch immer die besten Geschichten: "Ich will zeigen, wie die Wirklichkeit die Phantasie beeinflussen kann und gleichzeitig auch die Phantasie in die reale Welt eingreift. Ich finde die Wirklichkeit unserer Länder oft viel interessanter als die Fiktion."

Und so sind die Verwicklungen des wahren Lebens in Afrika für José Eduardo Agualusa oft die beste Romanvorlage.

Autorin: Nina Gruntkowski
Redaktion: Dirk Bathe

Wir verlosen einige Exemplare des Buches! Mail an: afrika@dw-world.de - mit der Antwort auf die Losfrage: In welchem Land wurde der Autor Agualusa geboren? Stichtag: 10. September 2010.

José Eduardo Agualusa: "Die Frauen meines Vaters"
A1 Verlag (384 Seiten)
22,80 Euro