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Kriegsschiffe teilen

2. September 2010

Not macht erfinderisch: Um die Militärausgaben zu senken, könnten sich Frankreich und Großbritannien in Zukunft Flugzeugträger teilen. Island könnte eine komplette Militärbasis vermieten.

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Britischer Flugzeugträger Ark Royal beim Auslaufen (Foto: AP)
Bald bi-national? Britischer Flugzeugträger HMS Ark RoyalBild: AP

Der französische Verteidigungsminister Hervé Morin und sein britischer Amtskollge Liam Fox wollen am Freitag (03.09.2010) darüber beraten, ob es möglich wäre, die drei Flugzeugträger der beiden Staaten künftig gemeinsam zu nutzen, um Betriebskosten zu sparen. Frankreich besitzt einen Flugzeugträger und schiebt die Anschaffung eines zweiten Schiffes schon seit Jahren vor sich her, denn das würde rund 6,3 Milliarden Euro kosten. Großbritannien unterhält zwei Flugzeugträger, die in die Jahre gekommen sind und durch zwei Neubauten abgelöst werden sollen.

Ein Flugzeugträger auf dem Wasser (Foto: AP)
Frankreichs Stolz: Flugzeugträger Charles de GaulleBild: AP

Neue Schiffe sind zu teuer

Doch für die teuren Schiffe fehlt der konservativ-liberalen Regierung in London das Geld, zumal sie in ihrem Haushalt drastisch sparen muss. Der Verteidigungshaushalt, durch die Kriege im Irak und Afghanistan stark gestiegen, soll um 20 Prozent schrumpfen. Deshalb überlegt man diesseits und jenseits des Ärmelkanals ernsthaft, die Flotte zusammenzulegen, berichten übereinstimmend die britische Zeitung "The Times" und der Pariser "Le Figaro".

Die Pläne sind nicht ganz neu: Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatte diesen Schritt vor Jahren schon einmal vorgeschlagen, stieß aber bei der inzwischen abgelösten Labour-Regierung auf taube Ohren. Der Sparzwang könnte Paris und London nun zur Kooperation bewegen.

Technische Probleme

Die Marineführung in Großbritannien warnt jedoch vor strategischen und technischen Schwierigkeiten. Bei gemeinsamer Nutzung der schwimmenden Flughäfen müssten sich beiden Staaten im Rahmen der NATO natürlich besser abstimmen, wohin die Reisen gehen sollen. Außerdem können britische Flugzeuge zurzeit nicht auf dem französischen Flugzeugträger "Charles de Gaulle" starten oder landen: Sie verfügen nicht über die notwendige Katapulttechnik. Auch die französischen Flugzeuge könnten nicht von dem britischen Schiff aus starten.

Die britische Royal Navy hat bereits zwei neue Schiffe für ihre Kampfjets bestellt. Sollte sie diese jetzt nicht mehr bezahlen können, würde notfalls eines nach Indien verkauft.

Flugzeuge am Himmel (Foto: AP)
Bald auf Island: Rent-a-Jet?Bild: AP

Rent-a-Base auf Island?

Der Staat Island im Nordatlantik überlegt, einen kompletten Militärflughafen in Kevlavik, den die USA vor Jahren geräumt haben, zu vermieten. Eine niederländische Firma möchte dort eine Flotte von ausrangierten Kampfjets aus russischer Produktion stationieren. Interessierte Armeen aus aller Welt könnten dann Flugzeuge und Flughafen für Übungsflüge mieten und auf diese Weise Geld für eigene Ausrüstung sparen.

In Island gibt es noch Bedenken gegen das Geschäftsmodell: Die meisten Isländer sehen sich als Pazifisten. Das Land ist zwar Mitglied der NATO, hat aber keine eigene Armee. In der Kleinstadt Kevlavik würde man den neuen Arbeitgeber allerdings freudig begrüßen. Die niederländische Betreiberfirma teilte mit, die Kampfjets würden natürlich ohne Waffen vermietet. Im Grunde würde man nichts anders tun als jede Autovermietung am nahe gelegenen Verkehrsflughafen von Island, nämlich einen Fuhrpark ausleihen.

Autor: Bernd Riegert (rtr, dpa, The Times)
Redaktion: Julia Kuckelkorn