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Raumplanung einmal anders

30. August 2010

SPRING ist nicht nur der älteste Masterstudiengang der Technischen Universität (TU) Dortmund, sondern auch der erste in englischer Sprache. Bis heute ein einzigartiges Angebot für Studierende aus Entwicklungsländern.

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Internationale Studierende im Seminarraum (Foto: SPRING)
Mehr als 500 Studierende aus rund 60 Ländern haben seit 1984 den SPRING-Abschluss an der TU Dortmund gemachtBild: SPRING

"Wir sind 26 Jahre alt, das ist für einen englischsprachigen Masterstudiengang in Deutschland schon etwas sehr Herausragendes", findet die Dozentin für Raumplanung Anne Weber. In der Tat - als man in Deutschland noch gar nicht an den Bachelor- und Masterabschluss dachte, konnte man ihn hier schon machen. Hinter dem Kürzel SPRING versteckt sich der Studiengang "Spatial Planning for Regions in Growing Economies", ein Raumplanungsstudium für Absolventen aus Entwicklungsländern.

Voraussetzungen: Bachelorabschluss und Berufserfahrung

Zur Zeit büffeln 21 Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika an der TU Dortmund, die alle später in ihren Heimatländern die Entwicklung vorantreiben wollen. Eine von ihnen ist die 25-jährige Ghanaerin Edna Agyepong. Bevor sie mit Hilfe eines Stipendiums nach Deutschland kam, hatte sie in ihrer Heimat schon den Bachelor in Raumplanung abgelegt und drei Jahre bei einer Hilfsorganisation gearbeitet. "Ich wollte dann unbedingt noch meinen Master machen", sagt die junge Frau, "und SPRING passte perfekt zu meinem Background."

Normalerweise behandeln Raumplanerstudiengänge europäische oder nordamerikanische Probleme, bei SPRING sei das anders, bestätigt Edna Aygepong. "Das Programm konzentriert sich auf Entwicklungsländer, da kann ich etwas für meine Heimat lernen, das macht es so einzigartig."



Theorie in Dortmund, Praxis in einem Entwicklungsland

Im ersten Studienjahr in Dortmund erlernen die Studierenden das theoretische Grundgerüst und arbeiten auf dem Papier Entwicklungsprojekte für eine fiktive Region aus. Im zweiten Jahr geht es dann dann an eine der Partneruniversitäten in Ghana, Tansania, Chile oder auf die Philippinen. Dort setzen die Studierenden vor Ort ein Projekt praktisch um. Wenn auch nicht gleich so ein großes, wie es sie in ihrem späteren Berufsleben erwarten wird. Dann nämlich heißt es, das unkontrollierte Wachstum von Megastädten einzudämmen, die Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen oder die Prinzipien des Naturschutzes effektiv anzuwenden.

"Man wird zum Generalisten"

Alle Studierenden haben schon Berufserfahrung, das ist bei SPRING Voraussetzung. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Demografie, Finanz-, Siedlungs- und Verkehrsplanung, Agrarökonomie oder Planungswirtschaft. Raumplanung sei eben ein weites Feld, bestätigt Anne Weber. "Man wird zum Generalisten." Mathematiklehrer, Veterinärmediziner, Architekten und selbst Journalisten haben sich schon bei SPRING eingeschrieben. "Das erscheint nur im ersten Moment verwunderlich", so Weber, "die meisten waren in ihrem Berufsleben schon in der Planung tätig."

Die Sping-Studiernden im Gruppenbild vor dem Fußballstadion in Dortmund (Foto: SPRING)
Landeskunde beim FußballspielBild: SPRING

Der eine organisierte Impfkampagen, der andere koordinierte die Finanzierungspläne der Antikorruptionskampagne, Edna Aygepong hatte sich auf den Aufbau von Kleinunternehmen spezialisiert. "Ich habe bei einer NGO gearbeitet und zum Beispiel Frauen geholfen, eine Bäckerei aufzubauen. Dazu gehört natürlich viel Bürokratie und somit auch Planung."

Joint Master Degree von zwei Universitäten

Obwohl Edna Aygepong noch nicht mal ihr erstes Studienjahr beendet hat, ist sie jetzt schon davon überzeugt, viel gelernt zu haben. "Ich habe mich zum Beispiel oft gefragt, warum tolle Projekte von der Bevölkerung nicht richtig angenommen werden", erinnert sie sich an ihren Berufsalltag. "SPRING hat mir klargemacht, dass der Fehler darin lag, die Menschen vor Ort nicht mit in die Planung einzubeziehen." Das will sie in Zukunft auf jeden Fall anders handhaben.

Doch erstmal geht es nach Chile. "Das ist eine einmalige Gelegenheit für mich", freut sie sich. "Ich hab zwar oft Heimweh, aber meine Mutter sagt immer: 'Komm bloß nicht nach Hause, nutze deine Chance!'" Am Ende des zweijährigen Masterstudiengangs wird Edna Aygepong mit einem "joint degree" in der Tasche dastehen, einem Gemeinschaftsabschluss zweier Universitäten. Und dann wird sie wahrscheinlich wie die meisten ihrer Kommilitonen zurück in den alten Job gehen und mit viel Knowhow beim Aufbau ihres Landes helfen.


Autorin: Suzanne Cords
Redaktion: Svenja Üing

SPRING-Stipendatin Edna Aygepong aus Ghana vor einem Poster des Studiengangs (Foto: SPRING)
SPRING-Stipendiatin Edna Aygepong aus Ghana hat sich auf den Aufbau von Kleinunternehmen spezialisiertBild: SPRING