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Kampf um seltene Rohstoffe

17. August 2010

China ist der weltgrößte Produzent von Seltenen Erden. Der Weltbedarf dieses wichtigen Rohstoffs wird zu 95 Prozent von China gedeckt. Doch demnächst will Peking den Export einstellen.

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Kommt selten vor: Das Schwermetall Tantal
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Die "Seltenen Erden" sind ein Sammelbegriff für 17 chemische Elemente im Perioden-System. China besitzt die größten Vorkommen der Erde. 2009 beschloss die chinesische Regierung als der größte Exporteur der Seltenen Erden, nur noch 25 Prozent der gesamten Produktion auf dem Weltmarkt anzubieten. Jetzt heißt es, dass die Chinesen ab 2012 alle Seltenen Erden für den Eigenbedarf benötigen.

Experten vermuten, dass China mit dieser Entscheidung mehr ausländische Produktionsunternehmen und Forschungsinstitutionen locken will. Mark Brown, Finanzvorstand des kanadischen Bergbauunternehmens Rare Element Resources, bestätigt den steigenden Bedarf im Reich der Mitte und hat Verständnis, dass China zuerst an die eigenen nationalen Interessen denkt. "Die Chinesen entwickeln derzeit eigene Technologien, für welche sie ihre Seltenen Erden brauchen werden. Also reduzieren sie ihre Exporte. Sie versuchen zwar den Bedürfnissen des Weltmarktes gerecht zu werden, werden aber letztendlich ihre eigenen Bedürfnisse vorziehen. Kein Land würde es anders machen."

Seltene Erden sind gar nicht so selten

Ansicht des iPhone 4 von Apple (Foto: AP)
Kein iPhone ohne Seltene ErdenBild: AP

Seltene Erden kommen eigentlich in der Erdkruste häufig vor, aber meistens nur in Verbindung mit anderen Chemikalien. Sie müssen nach dem Abbau mittels aufwändiger Techniken getrennt und gereinigt werden. Die Produktion kann schädlich für die Umwelt sein. Hermann Wotruba, Experte für mineralische Rohstoffe an der RWTH Aachen in Deutschland, sieht Probleme bei der Trennung der Seltenen Erden von radioaktiven Elementen. "Technische Prozesse machen die Trennung des Urans oder Thoriums von den Wertstoffen der Seltenen Erde möglich. Dennoch hat man nach der Trennung einen Rest an Uran und Thorium übrig, den man ordentlich entsorgen muss. Die Radioaktivität könnte bei der Verarbeitung austreten, weil sie nicht kontrolliert ist."

Die Geräte und Techniken, die in China verwendet werden, blieben weit hinter westlichen Standards zurück, so Wotruba. "Es gibt Umweltgesetze in China. Sie werden eben nicht unbedingt eingehalten mit dem Verweis, dass Umweltschutz einfach Geld kostet." Leider gebe es nach Aussagen der Experten wenig Anhaltspunkte, dass China die zu erwartenden höheren Gewinne in entsprechende Umweltschutzmaßnahmen investieren wird.

Vielfältige Anwendungen von Seltenen Erden

Abgaswolken einer Stahlfabrik in Baotou, China (Foto: dpa)
Abgaswolken einer Stahlfabrik in Baotou, ChinaBild: DPA

Die Seltenen Erden sind ein sehr gefragter Rohstoff weltweit. Sie kommen heute im Alltag fast überall vor, von Flachbildschirmen bis hin zu iPods und Handys. Moderne Technologien, von grüner Technologie bis hin zu Militärtechnik, wären ohne den Einsatz der seltenen Erden gar nicht möglich. "Lanthan, Neodym und Cer sind einige der Seltenen Erden, die heute sehr gefragt sind", erläutert der Finanzvorstand von Rare Element Resources, Mark Brown, "sie werden in Windkrafträdern eingesetzt. Die Turbinen, die für die Produktion der Elektrizität zuständig sind, bestehen aus magnetischen Motoren, in denen Neodym verwendet wird. Es gibt auch viele Anwendungen im Militär, zum Beispiel in den sogenannten intelligenten Bomben oder im Tarnkappenbomber."

Andere Länder wie Südafrika, Australien, USA und Kanada bauen auch ihre Produktion aus. Bis zum Jahr 2014 werden diese Länder voraussichtlich 50.000 Tonnen Seltene Erden produzieren können. Bis dahin steigt aber der Weltbedarf an Seltenen Erden auf schätzungsweise 180.000 Tonnen.

Autorin: Sarah Berning
Redaktion: Henrik Böhme