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"Ausrüstungslage der Bundeswehr ein Drama"

23. Juli 2010

Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Königshaus, hat eine bessere Ausrüstung der Bundeswehr in Afghanistan gefordert. Oft enthalte zu viel Bürokratie und Planwirtschaft den Soldaten dringend benötigte Ausrüstung vor.

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Der Wehrbeauftragte des Bundestages: Hellmut Königshaus (Foto: dpa)
Der Wehrbeauftragte kritisiert die Ausrüstung der BundeswehrBild: AP

Die Bundeswehr ist in Afghanistan voll gefordert. Wöchentlich nimmt die Intensität der Gefechte zu. Die Soldaten sind hoch belastet und es fehlt an allen Ecken und Kanten. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, hat sich inzwischen der Thematik angenommen und fordert eine bessere Ausrüstung für die kämpfende Truppe. Es gebe zahlreiche Beispiele für nicht länger hinnehmbare Mängel, sowohl bei Fahrzeugen als auch in der vorbereitenden Ausbildung der Soldaten, gab Königshaus in einem Interview gegenüber der "Sächsischen Zeitung" an.

"Stehhöhe 1,50 Meter"

Bundeswehr-Fahrzeug Dingo (Foto: dpa)
In der Sanitätsvariante nicht zugelassen: Bundeswehr-Fahrzeug DingoBild: AP

Die Anwendung deutscher Regelungen und Normen führe bei der Beschaffung dringend benötigter Fahrzeuge immer wieder zu Schwierigkeiten. Fahrzeuge, aus denen heraus man versteckte Sprengsätze aufspüren und beseitigen könne, ohne dass Soldaten verletzt würden, seien zwar am Markt verfügbar, entsprächen aber nicht den deutschen Zulassungsnormen. Das sei nicht hinnehmbar, so Königshaus. "Es geht schließlich nicht um die Frage, ob das Fahrzeug geeignet wäre, auf dem Kurfürstendamm spazieren zu fahren", sagte der FDP-Politiker.

Ebenfalls betroffen seien geschützte Fahrzeuge für die ärztliche Behandlung verwundeter Soldaten. Das Sanitätsfahrzeug Dingo sei nicht zugelassen, da sich Ärzte aufgrund der vorgeschriebenen Stehhöhe von 1,50 Metern den Kopf stoßen könnten, kritisierte der Wehrbeauftragte. Königshaus fordert einen Umdenkprozess und die Beseitigung bürokratischer Schranken bei der Beschaffung von Fahrzeugen und Gerät.

Auch die Ausbildung der Soldaten steht in der Kritik. Munition für die aufwändige, aber nötige Schießausbildung vor dem Einsatz sei streng kontingentiert. Der Ausbildungsgrundsatz "Train as you fight" – übe, wie du kämpfst – lasse sich nicht umsetzen. Im Einsatz verbrauche man dann aufgrund der zunehmenden Gefechte und der niedrigen Durchschlagswirkung des Gewehrs G36 vermehrt Munition, gab Königshaus an.

Bessere Ausrüstung kein Erfolgsgarant

Bundeswehrsoldaten in Kundus (Foto: AP)
Deutsche Soldaten in KundusBild: AP

Der Wehrbeauftragte betonte, dass sich der Afghanistankonflikt nicht mit Truppenaufstockungen und mehr Gefechtsfahrzeugen lösen lasse. Nötig sei vielmehr eine intelligente Strategie, die die Zivilbevölkerung einbinde. Diesen Weg habe man bereits eingeschlagen. Man müsse den Menschen jetzt noch deutlicher machen, dass die Soldaten erst abziehen würden, wenn die Situation unter Kontrolle sei, erläuterte Königshaus.

Weiterhin forderte der Wehrbeauftragte klarere Regeln für den Einsatz schwerer Waffen wie Schützenpanzer und die Luftunterstützung. Zum einen, um Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden, zum anderen, um die Soldaten in Gefechten besser zu schützen.

Abschließend fand Königshaus klare Worte an die zuständigen Politiker: "Das, was dort passiert, darf nicht beschönigt werden. Wenn es Gefechte wie im Krieg gibt, dann müssen wir unsere Soldaten auch so ausstatten, dass sie ihren Auftrag erfüllen können."

Autor: Stephan Heuke (dpa, afp, sz-online)
Redaktion: Thomas Grimmer