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Kicken auf dem Dach der Welt

25. Juni 2010

Auch buddhistische Mönche mögen Fußball - das zeigt der Film "Spiel der Götter". Es war der erste Spielfilm aus dem Land "Bhutan". Er zeigt vor allem eine ganz menschliche Seite der Mönche.

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Mönch unter Fernsehantenne Szene aus "Spiel der Götter" (Foto: Kinowelt)
Bild: Kinowelt

Der 14jährige Orgyen schleicht sich mit anderen Mönchen während der Fußballweltmeisterschaft 1998 im fernen Frankreich immer wieder aus dem Kloster. Ihr Ziel: Die nächste Dorfgaststätte. Dort sind die Spiele der WM auf einem alten Schwarz-Weiß-Gerät zu sehen. Mit staunenden Augen verfolgt Orgyen die Spieler Zidane und Vieri, Balakov und Batistuta. Doch sein größter Star heißt Ronaldo. Denn der Brasilianer spielt nicht nur brillant Fußball, sondern er hat auch seinen Kopf geschoren - genau wie ein Mönch.

Gebetsfahnen gegen Fußballflaggen

Junger, jubelnder Mönch - Szene aus "Spiel der Götter" (Foto: Kinowelt)
Orgyen jubelt über Fußball im FernsehenBild: Kinowelt

Die Leiter des Klosters betrachten die Begeisterung der Mönche mit gemischten Gefühlen: Wenn sie in den Pausen Fußballspielen - und sei es nur mit einer leeren Cola-Dose -, kann das der körperlichen Ertüchtigung nur zugute kommen. Aber die nächtlichen Ausflüge, die schon bald entdeckt werden, sind gegen die Klosterregeln. Und wenn die Gebetsfahnen mit den Nationalflaggen der Fußballnationen getauscht werden und auf der Klostermauer Sprüche auftauchen wie "Argentinien vor!", dann ist das zuviel für die Ausbilder.

Beim nächsten Besuch in der Dorfgaststätte werden die Mönche wegen ihrer überschwenglichen Begeisterung rausgeworfen. Um das Endspiel zu sehen, bleibt ihnen nur eine Möglichkeit: Sie müssen sich einen Fernseher leihen und ins Kloster bringen.

Fußballspielende Mönchen Szene aus "Spiel der Götter" (Foto: Kinowelt)
Fußball in der MeditationspauseBild: Kinowelt

Authentische Geschichte

Der buddhistische Mönch Khyentse Norbu hat eine ungewöhnliche Karriere hinter sich. Er war 1993 Berater des italienischen Regisseurs Bernardo Bertolucci, als dieser den Film "Little Buddha" drehte. Sechs Jahre später realisierte Norbu mit "Spiel der Götter" den ersten Spielfilm Bhutans. Es scheint bizarr, dass ausgerechnet Buddhisten einem Ereignis entgegenfiebern, bei dem zwei Länder darum kämpfen, einen Pokal zu gewinnen. Der Film basiert jedoch auf einer wahren Begebenheit, und die Laiendarsteller sind Mönche, Schüler und religiöse Hoheiten.

Norbu drehte den Film auch, um mit Vorurteilen aufzuräumen: "Im Westen denkt man, tibetische Buddhisten essen und schlafen nicht oder schauen kein Fernsehen. Ich denke, dass es wichtig ist, dass die Leute ihre menschliche Seite kennen lernen."

Ein Mönch beim Friseur Szene aus "Spiel der Götter" (Foto: Kinowelt)
Alltag bei den Mönchen: FriseurbesuchBild: Kinowelt

Zwischen Tradition und Moderne

Khyentse Norbu erzählt mit amüsant-nachdenklichem Ton eine Geschichte, die zwischen Tradition und Moderne spielt, die von weltlichen und spirituellen Bedürfnissen handelt. Er präsentiert das Klosterleben, wie er es selbst erlebt hat, zeigt das Interesse der Mönche an Heften mit spärlich bekleideten Frauen und an Fußballmagazinen. Der Film hat aber auch eine sehr ernste Seite: Er zeigt das Heimweh der Tibeter nach ihrem Land.

11 Freunde Edition, Volume 2: 6 Fussballklassiker, darunter "Spiel der Götter" von Khyentse Norbu, insgesamt rund 545 Minuten, 32-seitiges Booklet, Anbieter: Kinowelt.

Autor: Bernd Sobolla

Redaktion: Jochen Kürten