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Steigende Zahl

18. Juni 2010

Die Zahl der anerkannten Asylbewerber ist in der Europäischen Union im Jahr 2009 leicht gestiegen. Trotzdem kritisiert der UN-Flüchtlingskommissar, Europa schotte sich ab.

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Hinter einen Zaun ist ein Gebäude mit EU-Flagge zu sehen (Foto: picture-alliance/ZB)
Das Tor nach Europa bleibt für drei von vier Bewerbern geschlossenBild: picture-alliance/ ZB

Pünktlich zum internationalen Tag des Flüchtlings am Sonntag (20.06.2010) hat die europäische Statistikbehörde Eurostat die Zahlen für die Asylverfahren in der Europäischen Union veröffentlicht. Danach haben die EU-Mitgliedsstaaten im vergangenen Jahr 78.800 Menschen als Flüchtlinge anerkannt. Das sind rund 3000 mehr als im Jahr zuvor. Etwas mehr als ein Viertel aller Asylbewerbungen ist erfolgreich. Deutschland liegt mit einer Anerkennungsquote von rund einem Drittel über dem EU-Durchschnitt. Insgesamt wurden 261.000 neue Asylanträge in der EU gestellt.

Flüchtlinge protestierten im Winter 2009 auf der italienischen Insel Lampedusa (Foto: picture-alliance/dpa)
Flüchtlinge protestierten im Winter 2009 auf der italienischen Insel LampedusaBild: picture-alliance / dpa

Zahl der Asylanträge steigt

Die Zahl der neuen Asylbegehren steigt seit 2006 wieder an. Damals gab es 191.000 neue Anträge pro Jahr. Anfang der Neuziger Jahre hatte die Zahl der Asylanträge in der EU während des Zerfall Jugoslawiens und der Balkankriege bei fast 680.000 gelegen.

Die meisten Asylsuchenden kamen 2009 aus Somalia (13.425) in die Europäische Union, gefolgt von Menschen aus dem Irak (13.130) und Afghanistan (7.100). Während die Zahl der Migranten aus dem Irak kontinuierlich abnimmt , steigt die Zahl der Bewerber aus Afghanistan an.

Spitzenreiter Großbritannien

Die meisten Asylsuchenden erkannte 2009 Großbritannien (12.500) an, gefolgt von Deutschland (12.100) und Frankreich (10.000). Die meisten neuen Bewerber stellten allerdings in Frankreich ihren Antrag auf Anerkennung als Flüchtlinge. Die Herkunftsländer der Asylbewerber und die Anerkennungsquote variieren sehr stark von Land zu Land: So hat Großbritannien eine sehr hohe Zahl an Bewerbern aus Simbabwe, einer ehemals britischen Kolonie. Statisch gesehen die höchste Anerkennungsquote hatten vergangenes Jahr die Russen in Polen: 2500 Russen wurden als asylberechtigt anerkannt. Das sind 95 Prozent der Bewerber.

Drastisch gesunken ist die Zahl der neuen Asylanträge in Italien und in Griechenland. Beide Staaten versuchen, Flüchtlinge bereits auf See abzufangen und in ihre Herkunftsländer abzuschieben. Italien schickt Flüchtlinge in der Regel nach Libyen zurück, mit dem es ein entsprechendes Abkommen geschlossen hat. Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen kritisieren vor allem Griechenland wegen seiner angeblich mangelhaften Asylverfahren.

UN kritisieren Europa

UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres (Foto: picture-alliance/dpa)
UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres kritisiert die EU jedes Jahr aufs NeueBild: picture-alliance/ dpa

Der Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, kritisierte bereits am Dienstag (15.06.2010) bei einer Tagung in Berlin, dass die EU eine "Erosion des Asylraumes Europa" zulasse. Für Schutzsuchende werde es immer schwieriger einen Antrag auf Anerkennung als Flüchtling zu stellen. In vielen Staaten registriere der UNHCR eine Zunahme der Fremdenfeinlichkeit, so Guterres. Das gelte nicht nur für die EU, sondern auch für Industriestaaten außerhalb Europas. Von den 15 Millionen Flüchtlingen weltweit suchten die allermeisten Schutz in benachbarten Entwicklungsländern.

Die Europäische Union will die Asylpolitik und die Asylverfahren bis Ende dieses Jahres vereinheitlichen. Illegale Einwanderung soll nach den Beschlüssen der Innenminister weiter zurück gedrängt werden. Die legale Migration müsse aber zunehmen, um die Schrumpfung der europäischen Ursprungsbevölkerung auszugleichen, mahnt die EU-Kommission. Ansonsten drohe in wenigen Jahrzehnten ein Kollaps der Wirtschafts- und Sozialsysteme, besonders in den neuen Mitgliedsstaaten und Deutschland. Nach Schätzungen halten sich in der EU derzeit zwei bis drei Millionen Menschen illegal auf. Spanien, Frankreich, Portugal und Italien haben in den letzten Jahren mehreren hundertausend ehemals illegalen Einwanderern einen legalen Status zugebilligt.

Autor: Bernd Riegert
Redaktion: Julia Kuckelkorn

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