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Auf der Jagd nach Bin Laden verhaftet

16. Juni 2010

Pakistanische Sicherheitskräfte haben im Grenzgebiet zu Afghanistan einen US-Bürger festgenommen, der nach eigenen Angaben auf der Spur von Top-Terrorist Osama bin Laden war.

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Gary Brooks Faulkner (Foto: AP)
Der Kalifornier Gary Brooks Faulkner war von seiner Idee durchdrungenBild: AP

Die pakistanischen Beamten müssen sich wie in einem Rambo-Film vorgekommen sein, als ihnen Gary Brooks Faulkner am Montag ins Netz ging. Bewaffnet mit einem ein Meter langen Schwert, einem Dolch und einer Pistole, und ausgerüstet mit einem Nachtsichtgerät, hatte sich der 52-jährige US-Amerikaner von Pakistan aus zu Fuß auf den Weg in die benachbarte afghanische Provinz Nuristan gemacht.

El Kaida Führer Osama bin Laden (Foto: AP)
Auf El Kaida Führer Osama bin Laden ist ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar ausgesetztBild: AP

Doch seine Expedition fand in einem Waldstück im Gebirgsdistrikt Chitral ein jähes Ende. Dort nämlich wurde er von pakistanischen Sicherheitskräften festgenommen. Die brachten ihn zunächst nach Peshawar, im Nordwesten Pakistans, wo er von der Polizei verhört wurde.

Mission: Rache für den 11. September

Bei der Befragung staunten die Beamten nicht schlecht. "Er sagte uns, er habe Osama bin Laden suchen und enthaupten wollen", fasste Polizeisprecher Mumtaz Ahmad die Darstellung des aus Kalifornien stammenden Faulkner zusammen. Einen Grund für seine Eigeninitiative habe der selbst ernannte "Bin-Laden-Jäger" auch gleich mitgeliefert, so Ahmad weiter: Der Chef des Terrornetzwerks Al-Kaida sei eine "andauernde Gefahr für Amerika".

Die brennenden Türme des World Trade Centers nach den Anschlägen vom 11. September 2001 (Foto: AP)
War Rache für die Anschläge vom 11. September 2001 das Motiv für Gary Brooks Faulkner?Bild: AP

Die pakistanischen Behörden begegneten Faulkner mit verständnisvoller Nachsicht. Der US-Bürger sei ein harmloser Tourist, der Pakistan bereits sieben Mal bereist habe, erklärte der Polizeisprecher am Dienstag. Es gebe keinerlei Verbindungen zwischen dem kalifornischen Bauarbeiter und US-Geheimdiensten. "Es ist denkbar, dass er sich für die Terroranschläge vom 11. September rächen wollte", erklärte Ahmad. Anklage sei nicht erhoben worden.

Frustration nach Festnahme

Vielmehr sorgt sich die pakistanische Polizei jetzt um die psychische und körperliche Gesundheit des in der US-Presse bereits als "American Ninja" betitelten Faulkner. "Er sagte, er wolle Osama töten, aber Osama mit einem Schwert und einem Dolch zu töten ist kein Kinderspiel", wird ein Geheimdienstmitarbeiter von der Nachrichtenagentur afp zitiert. Man werde Faulkner zunächst ärztlich untersuchen lassen, "um zu sehen ob er in der Vergangenheit psychische Probleme" gehabt habe. Polizeisprecher Ahmad sagte, der Kalifornier sei gesund, aber "frustriert".

Nach Erkenntnissen der Ermittler war Gary Brooks Faulkner am 3. Juni als Tourist nach Chitral gereist, wo er sich in einem Hotel einquartierte. Ihm wurde das für ausländische Reisende in der Region übliche Sicherheitsgeleit zur Seite gestellt. Doch am vergangenen Sonntag (13.06.2010) verschwand der US-Bürger spurlos, was die Polizei auf den Plan rief. Nach vierstündiger Fahndung stießen sie in der Nacht zu Montag in dem Waldgelände im Distrikt Chitral auf einen bärtigen, langhaarigen US-Amerikaner, der sich schnell als der Vermisste herausstellte.

"Ein sturer Patriot"

Unterdessen ist Faulkners Bruder Scott in den USA dem "Bin-Laden-Jäger" zur Seite gesprungen. Im Fernsehsender CNN sagt er, sein Bruder Gary sei "nicht verrückt", sonder vielmehr geleitet von Patriotismus und Gottesfurcht. Das Kopfgeld in Höhe von 25 Millionen Dollar, das auf Bin Laden ausgesetzt ist, habe ihn nicht interessiert. "Er ist eben ein Sturkopf und wenn er sich in den Kopf gesetzt hat, Osama zu jagen, dann wird er auch so schnell nicht aufgeben", beschrieb Scott Faulkner seinen Bruder.

US-Diplomaten in Pakistan bemühen sich zur Zeit um "konsularischen Zugang und ein Treffen mit dem US-Bürger", ließ ein Sprecher der US-Botschaft in Islamabad wissen. Weitere Stellungnahmen gab es von US-Seite nicht.

Osama bin Laden, der meist gesuchte Mann der Welt, soll sich nach Erkenntnissen der US-Geheimdienste tatsächlich in der unzugänglichen Gebirgsregion im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufhalten, das von Washington als al-Kaidas "Allerheiligstes" und als die gefährlichste Region der Welt bezeichnet wird.

Autorin: Mirjam Gehrke (afp/dpa/rtr)
Redakton: Anne Herrberg